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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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der eine grau, der andere dunkel, neigten sich zum Gebet. Anschließend machte Don Edoardo Kaffee, und sie schmiedeten Pläne für das Konzert.
    »Wir werden mehr Sitzgelegenheiten brauchen, Don Edoardo. Hinten beim Taufbecken ist Platz für zwanzig weitere Personen«, schlug Luca vor.
    »In der Krypta sind alte schmutzige Stühle. Sieh sie dir mal an. Wenn sie nicht taugen, müssen wir die Schule bitten, uns für diesen Abend welche zu leihen.« Don Edoardo gab Luca einen großen Schlüssel. »Da unten ist es dunkel. Nimm die Öllampe an dem Haken bei der Tür mit. Auf dem Regal neben der Lampe liegen Streichhölzer.« Er sah auf seine Uhr. »Ich muss zu einer trauernden Mutter.«
    Als der Geistliche weg war, setzte Luca sich und betrachtete die Statue der Madonna am Altar. Obwohl sie seit jenem ersten wunderbaren Tag nicht mehr zu ihm gesprochen hatte, spürte er ihren beruhigenden Einfluss. Nach einer Weile stand er auf, ging zur Tür der Krypta und schloss sie auf, nahm die Öllampe vom Haken und zündete sie an, bevor er in ihrem trüben Schein die knarrende Treppe hinunterstieg. Auf der untersten Stufe blieb er stehen und hielt die Lampe hoch, um den Raum auszuleuchten.
    Die Krypta war nicht sonderlich groß und voll mit Gerümpel. Über allem lag eine dicke Staubschicht, und Spinnen hatten kunstvolle Netze gesponnen. Auf dem Weg durch das Chaos nahm Luca sich vor, die Krypta bald aufzuräumen. Als er die Holzstühle fand, von denen Don Edoardo gesprochen hatte, musste er feststellen, dass sie alle beschädigt waren. Auf einem Haufen entdeckte er ein mit Schimmelflecken übersätes Gebetbuch, dessen Seiten sich beim Aufschlagen in seinen Fingern auflösten.
    Plötzlich verlöschte die Öllampe, und in der Krypta wurde es dunkel. Luca suchte in seiner Tasche nach einem Feuerzeug und zündete den Docht an, doch das Licht ging gleich wieder aus. Als er sich zur Tür zurücktastete, um eine Taschenlampe zu holen, stolperte er, fiel mit dem ganzen Gewicht auf seinen Knöchel und schrie vor Schmerz auf.
    Luca blieb eine ganze Weile in der Dunkelheit liegen, bis der Schmerz nachließ. Als etwas über seine Hand krabbelte, wischte er es hastig weg. Er versuchte, ruhig zu bleiben, und am Ende gelang es ihm, die Öllampe mit dem Feuerzeug wieder anzuzünden. Da erkannte er, dass er über einen alten Lederkoffer gestolpert war, der zum Teil unter einem von Motten zerfressenen Haufen Priesterkleidung lag. Er stellte die Lampe neben sich und schob die Gewänder weg. Dabei wirbelten Staubwolken auf. Hustend öffnete er den Deckel des Koffers.
    Das Innere war mit lilafarbenem Samt ausgelegt. Als Luca vorsichtig hineingriff, ertastete er etwas Großes, Schweres. Er nahm es heraus und betrachtete es im Schein der Lampe. Es handelte sich um einen reich verzierten Kelch, der von der langen Lagerung in der Krypta stumpf geworden war. Luca spuckte darauf und rieb mit einem Taschentuch einen kleinen Fleck sauber. Darunter kam glänzendes Metall zum Vorschein, vermutlich Silber. Mit wachsender Erregung begann er, die anderen Gegenstände aus dem Koffer zu holen.
    Als Nächstes entdeckte er ein Gebetbuch mit vergilbten, brüchigen Seiten, das jedoch, in dem Koffer vor Feuchtigkeit geschützt, ansonsten intakt war. Dann folgte ein weiteres Set Priesterkleidung. Als Luca es herausnahm, spürte er etwas Festes darin. In dem Moment begann die Lampe gefährlich zu flackern, und Luca, der Angst hatte, wieder in völliger Dunkelheit dazustehen, rollte das Gewand zusammen und klemmte es unter den Arm. In der einen Hand die Lampe, arbeitete er sich zur Treppe vor.
    In der Sakristei legte Luca das Gewand auf den Boden und entfaltete es behutsam. Darin eingewickelt war ein kleiner abgegriffener Lederbeutel, nicht viel größer als seine Hand. Als er ihn öffnete, entdeckte er eine kleine Zeichnung auf Leinwand in einem groben Holzrahmen. Er betrachtete das vertraute Gesicht darauf.
    Der Künstler hatte ihre Anmut und Gelassenheit, ja, ihr Wesen in dem Bild eingefangen. Genau so stellte Luca selbst sich die Madonna vor, wenn er mit geschlossenen Augen betete. Die Zeichnung war mit ihren feinen rotbraunen Linien in ihrer Schlichtheit so vollkommen, dass Luca sich gar nicht daran sattsehen konnte.
    Da sie so gut vor Licht und Feuchtigkeit geschützt gewesen war, wies sie kaum Altersschäden auf. Luca wendete sie vorsichtig, um einen Hinweis auf den Künstler zu finden.
    Auch wenn sein Fund vielleicht keinen Wert besaß, bekam Luca eine Gänsehaut.

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