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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Abi hatte eine kurze Affäre mit Roberto. Das zu akzeptieren war gar nicht so leicht für mich, und wir haben beide Zeit gebraucht, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. Vielleicht treffen wir uns, wenn sie in London ist.«
    Luca schmerzte es, dass Abi ebenfalls Roberto Rossinis Charme erlegen war. »Macht das. Man muss alte Freundschaften pflegen. Du und Abi, ihr wart euch doch sehr nahe.« Er bestrich sein Brot mit Pastete.
    »Hörst du denn noch von ihr, Luca?«
    Luca schüttelte den Kopf. »Nein. Obwohl ich mir sehr viel aus ihr gemacht habe.«
    »Und noch mehr aus Gott.«
    »Er ist mir das Wichtigste im Leben, genau wie Roberto dir.«
    »Fühlst du dich denn nie einsam im Priesterseminar?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du kannst dich niemandem mitteilen.«
    »Rosanna, ich habe Gott. Mehr brauche ich nicht. Es gibt viele unterschiedliche Arten der Liebe. Und so, wie du die zu Roberto hast, habe ich die zu ihm. Aber erzähl mir doch, wo du inzwischen überall warst.«
    Am folgenden Tag besichtigte Rosanna mit Luca die Londoner Sehenswürdigkeiten, und am Abend gingen sie in Aida .
    »Wenn doch nur du dort auf der Bühne stehen würdest, Rosanna. Ich finde es sehr traurig, dass ich dich seit der Schule in Mailand nicht mehr habe singen hören«, klagte Luca im Taxi zurück nach Kensington.
    »In einigen Wochen werde ich singen. Mir hat die Aufführung gefallen, und noch mehr, dass wir hinterher kein gutes Haar an der armen Sopranistin gelassen haben«, meinte Rosanna schmunzelnd.
    Am Sonntag besuchten sie den Gottesdienst in der Westminster Cathedral, anschließend kochte Rosanna Roastbeef. Schließlich machten sie einen Spaziergang durch die Kensington Gardens und kehrten müde, aber entspannt nach Hause zurück.
    »Alles in Ordnung, piccolina ?«, erkundigte sich Luca, als er später am Abend das Wohnzimmer betrat und ihr trauriges Gesicht sah.
    »Ich finde nur schade, dass du morgen abreist, das ist alles.«
    »Es war sehr schön, dich wiederzusehen. Es hat mich an die alten Zeiten in Mailand erinnert, wo wir trotz der harten Arbeit auch viel Spaß hatten.«
    »Stimmt.« Rosanna nickte gähnend. »Ich werde jetzt immer so früh müde. Glaubst du, das ist normal?«
    »Ja. Du musst ins Bett. Versprich mir, auf dich zu achten, sobald die Bohème losgeht. Du musst nun noch an eine zweite kleine Seele denken.«
    »Versprochen. Schade, dass du Roberto nicht getroffen hast, aber immerhin hatten wir so Zeit für uns.«
    »Ja.« Lucas Ansicht nach war es für alle Beteiligten das Beste, wenn sich seine und Robertos Wege so wenig wie möglich kreuzten.
    Rosanna stand auf und schlang die Arme um ihren Bruder. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich deinen Besuch genossen habe. Wollen wir versuchen, uns in Zukunft öfter zu treffen?«
    »Natürlich, aber du weißt, dass es schwierig ist.«
    »Ja. Alles hat seinen Preis, stimmt’s?«
    Luca küsste sie auf beide Wangen. »Vergiss nicht, Rosanna: Auch wenn ich nicht bei dir bin, denke ich immer an dich.«
    »Komm uns doch besuchen, wenn dein Patenkind auf der Welt ist, ja?«, bat sie ihn auf dem Weg zur Tür.
    »Sehr gern. Gute Nacht, piccolina . Schlaf gut.«
    Bevor Luca ebenfalls schlafen ging, blätterte er noch eine Stunde in einem Album mit Zeitungs- und Illustriertenausschnitten, das Rosanna ihm gegeben hatte. Auf allen Fotos himmelte Rosanna Roberto an.
    Es war deutlich zu sehen, dass der Mann seine Schwester glücklich machte. Nur deswegen würde er Gott bitten, Roberto seine früheren Missetaten zu vergeben.
    Nachdem Rosanna sich in Heathrow von ihrem Bruder verabschiedet hatte, war sie ziemlich niedergeschlagen. In den vergangenen fast vier Jahren hatte sie völlig vergessen, wie nahe sie und Luca sich gewesen waren. Und sie wusste nicht, wann sie ihn wiedersehen würde.
    Als sie in Kensington die Haustür öffnen wollte, trat Roberto heraus und nahm sie in die Arme.
    »Mein Schatz«, begrüßte er sie. »Wo warst du? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Als ich von Gatwick nach Hause gekommen bin, warst du nicht da.«
    »Ich habe Luca nach Heathrow gebracht.«
    Roberto begleitete Rosanna ins Haus, half ihr aus dem Mantel und hängte ihn übers Geländer.
    »Wie geht’s deinem Bruder?«
    »Sehr gut.«
    »Prima. Komm.« Roberto zog sie zu sich heran und küsste sie. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr du mir gefehlt hast, cara .«
    Sofort besserte sich Rosannas Stimmung. Dies war ihr Zuhause, und nur Roberto zählte.

27
    London, Oktober 1980
    Rosanna

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