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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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die Warnung, aber ich bin in Wellington auf gewachsen und an Erdbeben gewöhnt. Ich glaube, sie können nicht viel Schaden anrichten. Man muß nur immer rechtzeitig aus dem Haus laufen.«
    »Ich hätte gern zugeschaut, wie Ihr Traktor auf den Ihres Sohnes zusauste«, sagte Jo. »Das muß ja direkt bösartig ausgesehen haben.«
    Trent sah sie zum erstenmal genauer an: ein hübsches Mädchen und, nach ihrem Kleid zu schließen, auch sehr modern und ein bißchen arrogant. Nicht ganz der Typ, der hierherpaßt, dachte er, eher ein Rangimarie-Typ...
    »Werden Sie auch hier leben?« fragte er. »Was wollen Sie denn hier machen? Ich habe nicht einmal eine Tochter, die Ihnen Gesellschaft leisten könnte.«
    »Schade, aber ich werde schon eine Freundin finden. Wie sind denn die Leute auf der anderen Seite des Dorfes?«
    Malcolm Trent lächelte. »Ganz tüchtig, aber sehr exklusiv. Dieser Teil des Landes wird >Rangimarie< genannt, das ist das Maori-Wort für >Paradies<. Die Leute in Eldado haben der Gegend den Namen >Snob-Paradies< gegeben. Die Bewohner von Rangimarie leben sehr zurückgezogen. Sie sind alle um ein paar Ecken miteinander verwandt, sind auf dieselbe Schule gegangen und haben im Krieg im selben Regiment gekämpft. Alles Offiziere und Gentlemen, aber was für welche! Ich bin nicht auf die richtige Schule gegangen und war im Krieg nur Sergeant, aber sie sind so nett und sehen darüber hinweg. Anständige Burschen, aber man kommt schwer an sie heran, weil sie sich mit unsereins nicht abgeben wollen.«
    »Aber so ein Standesdünkel ist doch längst überholt«, stieß Jo ärgerlich hervor.
    Ihre heftige Reaktion überraschte Trent. Vielleicht war sie doch kein Rangimarie-Typ... »Nun ja, die feinen Herrschaften sind eben ein bißchen rückständig.«
    »Die jüngeren auch?« fragte Jo interessiert.
    »Hm — die meisten Jungen sind weggegangen. Eine Tochter von den Holdens ist noch daheim und ein Sohn von den Sylvesters auch — Cyril. Er wird in Rangimarie bleiben und das Leben führen, das er von Kindheit an kennt. Die anderen, wie gesagt, haben sich aus dem Staub gemacht. Sie haben studiert, und die meisten sind Ärzte und Anwälte geworden. Die Mädchen haben alle geheiratet, bis auf die arme Beth Holden. Sie lebt in einem geradezu mittelalterlichen Haushalt, in dem die alte Mrs. Holden das Regiment führt.«
    »Und wer ist die alte Mrs. Holden?« erkundigte sich Jo neugierig.
    »Der Boß, Holdens Mutter. Sie hat eine Menge Geld und noch mehr Würde. Wenn die anderen fünfzig Jahre hinter der Zeit leben, so ist sie um hundert Jahre zurück. Alle haben Angst vor ihr, außer Beth. Sie ist ein nettes Mädchen, und unser Craig will sie heiraten — wenn die Alte nicht dazwischenfunkt. Oh, das ist schon eine seltsame Gesellschaft, und sie kommen einem nicht ein bißchen entgegen, wenn man nicht zu ihrer Kaste gehört.«
    »Und ihre Farmen?« fragte Robert, der sich mehr für landwirtschaftliche Probleme als für soziale Konflikte interessierte.
    »Alle in Ordnung, weil sie viel Geld haben und eine Menge Arbeitskräfte bezahlen können. Sie wissen, wie’s gemacht wird, und haben sich >Untermenschen< geholt, die die Schmutzarbeit für sie erledigen.«
    »Seltsam, daß Leute, die soviel Geld haben, in einer solchen Gegend leben...«
    »Oh, es gefällt ihnen, großer Fisch im kleinen Teich zu spielen. In einer Stadt würden sie sich niemals wohlfühlen.«
    Sie erkundigten sich nach dem Telefon, und Trent sagte ihnen, in der Küche von »Gipfelkreuz« befinde sich ein Teilanschluß, der bis zum Postamt von Eldado reiche, dort könne man sich weiterverbinden lassen. »Ganz nützlich — allerdings muß man bedenken, daß acht Familien an dem Anschluß hängen.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander, und beide Familien freuten sich auf künftige Kontakte. Dann fuhren die Medways nach Eldado weiter, das etwa sechs Kilometer von Trents Farm entfernt lag und aussah wie Hunderte von anderen Bergdörfern. Es gab einen Laden, eine Tankstelle, ein kleines Verwaltungsgebäude, aber keine Schule und auch kein Hotel. Adrian ging in den Laden und in die Tankstelle, um Bekanntschaft mit den Inhabern zu schließen, und stellte fest, daß man sehr genau über >Gipfelkreuz< Bescheid wußte. Ob der Gentleman — Medway war der Name, nicht wahr? — an einer Geschäftsverbindung interessiert sei? Denn man würde die Waren im Sommer natürlich bis zum Haus liefern, aber im Winter nur bis zur Abzweigung...
    »Natürlich werden wir

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