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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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etwas erschrocken, weil er schon so viele Romane verfaßt hatte. Als er das Christine gegenüber erwähnte, erwiderte sie: »Wenn du das nicht getan hättest, Liebling, könnten wir nicht unser Luxusleben in der Stadt führen. Und wir hätten auch nicht die Farm für Robert kaufen können. Nur deine Bücher, die dich manchmal so irritieren, haben uns das ermöglicht.«
    Schwester Bowden verließ »Gipfelkreuz« mit ehrlichem Respekt im Herzen. Es kam selten vor, daß ein Mann wie Adrian Medway eine Frau fand, die gut genug für ihn war.
    Robert hatte viel zu tun, denn die Mutterschafe, die er gekauft hatte, erwiesen sich als schwierig, als die jungen Lämmer auf die Welt gekommen waren. Viele waren schlechte Mütter, und Jo verbrachte mit ihrem Bruder viele Stunden in den Ställen und auf den Feldern, um ihm zu helfen. Eines Tages meinte er, nun hätte sie so viele Erfahrungen gesammelt, daß sie die Frau eines Schaffarmers werden könne. Zu seiner Überraschung wurde sie rot. Es mußte sich also diesmal um was Ernstes handeln, denn er konnte sich nicht erinnern, seine weltgewandte Schwester jemals erröten gesehen zu haben, wenn er auf einen ihrer diversen Verehrer anspielte. Vielleicht war es diesmal von Dauer. Aber sie gab ihm keine Antwort, und Robert war diskret genug, den Scherz nicht allzuweit zu treiben. Er ahnte, daß Jo kein Verständnis dafür haben würde.
    Lester brauchte sich keine Andeutungen über eine mögliche Liebesaffäre anzuhören. So lose Scherze waren nicht üblich in Rangimarie, und was die Leute wußten oder dachten, interessierte ihn nicht. Sie merkten natürlich, daß er fast seine gesamte Freizeit bei der Familie Medway verbrachte. Er nahm sogar die Mühe auf sich, sein Auto auf der Hauptstraße stehenzulassen und dann durch den Schlamm zum Haus zu stapfen. »Wenn das kein Beweis für wahre Liebe ist...«, meinte die alte Mrs. Holden.
    Und dann die kostbaren Sonntagnachmittage, wo sie allein miteinander sein konnten... Sie ritten über Roberts Farm oder zu Lesters Feldern hinüber. Manchmal fuhren Jo und Sheikh in Kusine Jane zur Straßenecke hinab, um Lester zu treffen. Trotz der Proteste des Fahrers wurde der große Hund dann in Lesters winzigen Gebrauchtwagen verfrachtet, den er stets sehr liebevoll pflegte. »Dieses riesige ungelenke Vieh!« schimpfte er, aber Sheikh spürte die Zuneigung, die sich hinter diesen schroffen Worten verbarg, wedelte mit dem Schwanz und leckte dankbar Lesters Hand.
    Mittlerweile war die Familie Medway voll in das dörfliche Leben integriert. Alle wußten, daß sie nur vorübergehend auf der Farm wohnte, aber man wußte auch, daß Robert hierbleiben würde. Zweifellos würde die Familie ihn oft besuchen. Adrian Medway war nun das Eigentum der Leute aus Eldado und Umgebung und jedermanns Held. Er hatte ihnen bravourös über die Grippewelle hinweggeholfen, hatte sich nicht nur als immun gegen den Bazillus erwiesen, der fast alle anderen erwischt hatte, es war ihm auch gelungen, die Grippe von seiner Familie fernzuhalten, obwohl er sich täglich in den Gefahrenbereich begeben hatte. Jo gab ihm den Spitznamen »Adrian Superstar«, was er natürlich sehr genoß. Es war schön, jedermanns Freund zu sein, und die Skala reichte von der alten Mrs. Holden bis zu Mark und Luke. Er hatte sich schon immer eingebildet, daß er gut mit Menschen umgehen könnte, aber nun war das zweifelsfrei bewiesen. Es kostete ihn immer wieder große Mühe, in die Einsamkeit seines Arbeitszimmers und an seine Schreibmaschine zurückzukehren, aber er tat es, und bald nahm ihn ein neues Projekt gefangen. Er legte sogar den Roman beiseite, den er begonnen hatte, und schrieb zwei Kapitel des nächsten, der eine Grippewelle in einer ländlichen Gemeinde zum Thema haben sollte. Der Held war natürlich eine jüngere Version von Adrian und ein Maler, kein Schriftsteller, um die Literaturkritiker irrezuführen.
    »Es ist ja schön und gut, daß du der Held bist«, sagte Jo, als er bescheiden von seiner neuesten Idee erzählte. »Aber was ist mit den anderen Familienmitgliedern? Mit der geduldigen Griselda, die in der Küche Suppe braut, mit Robert, der seine kostbaren Schafe dem Allgemeinwohl opfert, mit deiner nimmermüden Tochter, die selbstlos Kranke pflegt und tröstet?«
    »Meine Lieben, ihr wart alle großartig. Ohne euch hätte ich es nie geschafft.«
    Dieses Gespräch fand an einem Sonntagnachmittag im Salon der Holdens statt. Cynthia gab eine Teeparty im großen Stil, und sogar Robert

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