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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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schickte die Bezirksschwester, damit sie in den dringendsten Fällen helfen konnte. Schwester Bowden war eine nette, tüchtige Frau, gewöhnt an solche Krisensituationen und voll des Lobes über ihre drei Helfer. Allmählich ebbte die Grippewelle ab. Ein paar Patienten mußten noch im Bett bleiben und vorsichtig sein, aber es war nicht mehr nötig, den Doktor zu rufen. Er arbeitete ohnehin Tag und Nacht. »Sie haben ihn würdig vertreten«, sagte Schwester Bowden lächelnd zu Adrian. Er gab eine charmante, jedoch bescheidene Antwort, und sie fügte hinzu: »Ich habe alle Ihre Bücher gelesen.«
    Verwirrt starrte er sie an. »Diese verdammten Bücher habe ich ganz vergessen. In den letzten Tagen war ich so beschäftigt, daß ich gar keinen Gedanken ans Schreiben verschwendet habe.«
    »Sie drei haben sich wirklich gut gehalten, und die junge Mrs. Trent hat in Rangimarie wertvolle Hilfe geleistet. Ein Glück, daß dort das Schlimmste überstanden ist und daß >Gipfelkreuz< ganz von der Epidemie verschont blieb!«
    »Wir waren sehr vorsichtig. Wenn Jo und ich nach Hause gekommen sind, haben wir immer sofort gebadet und frische Sachen angezogen.«
    »Sie können stolz sein auf Ihre Tochter. Das findet man selten: ein so schönes Mädchen, das die unangenehmsten Aufgaben erledigt, ohne zu murren. Ich würde gern den Rest Ihrer Familie kennenlernen, aber diese schlammige Straße hindert mich daran, für eine halbe Stunde vorbeizuschauen, wie ich es gern tun würde. Doch eines Tages werde ich bestimmt kommen, und dann werde ich Sie bitten, Widmungen in die Bücher zu schreiben, die ich von Ihnen besitze.«
    Adrian, der so tat, als hasse er es, Widmungen zu schreiben, als mache er das nur, um die Leute nicht zu kränken, konnte der netten Schwester diesen Wunsch natürlich nicht abschlagen. Er erklärte, es wäre ihm ein Vergnügen. Sie brauche nur anzurufen, wenn sie ihn besuchen wolle, dann werde man sie mit Kusine Jane an der Straßenecke abholen.
    In diesem Augenblick kam Jo aus einem der Häuser, in denen immer noch Grippekranke lagen, den Arm voller Schmutzwäsche, die sie auf dem Rücksitz des Autos verfrachtete und auf der sich Sheikh niederließ, ohne sich um die Bazillen zu kümmern. Lester verließ die Tankstelle, die er für ein paar Stunden übernommen hatte, und gesellte sich zu ihnen. Schwester Bowden dachte: Was für ein hübsches Paar! Dann erinnerte sie sich bedauernd, daß der junge Mann ja an die Farm seines Vaters in Rangimarie gebunden war. Und von einem Mädchen wie Jo konnte man kaum erwarten, daß sie ein solches Leben mit ihm teilen würde.
    Dann gingen sie wieder ihrer verschiedenen Wege. Die Schwester wollte ein paar Farmen besuchen, deren Bewohner bereits ihrer Genesung entgegensahen. Lester wollte nach Rangimarie fahren, ermutigt durch den erfreulichen Bericht Schwester Bowdens. »Die junge Mrs. Trent ist so tüchtig. Dabei sieht sie noch wie ein Kind aus.«
    »Ich finde, sie ist erwachsen geworden«, erwiderte Jo, stieg in den Wagen und ließ Sheikhs stürmische Begrüßung über sich ergehen. »So, für heute ist alles klar. Noch eine Woche, Adrian, dann wird das Leben wieder seinen normalen Gang gehen. Wissen Sie, Schwester, mein Vater ist ganz in seinem Element. Der barmherzige Samariter...«
    Lachend verabschiedeten sie sich, und Schwester Bowden nahm sich vor, diese Familie so bald wie möglich zu besuchen. Sie hatte gehört, daß die Medways nur mehr ein paar Monate in der Gegend bleiben würden, dann sollte der Sohn die Farm übernehmen. Sie fand es erstaunlich, daß Adrian Medway, den sie für einen weltfremden Schriftsteller gehalten hatte, unterstützt von seinen beiden Assistenten so praktische Hilfe leistete, daß er Kranke pflegte, die er nie zuvor gesehen hatte. Vor allem ihm war es zu verdanken, daß die Leute schneller gesund geworden waren, als sie hoffen konnten. Adrian war zweifellos ein bemerkenswerter Mann.
    Es war vielleicht ganz gut, daß die Schwester nicht Augenzeugin der Szene wurde, die sich hinter der nächsten Straßenecke abspielte. »Wenn du das doch nur mir überlassen würdest, Adrian! Setz dich ans Steuer, dreh das Lenkrad ganz langsam nach rechts, wenn ich es dir sage, dann kommen wir vielleicht noch vor Einbruch der Dunkelheit aus diesem Schlammloch raus.«
    Am nächsten Tag befanden sich noch viel mehr Patienten auf dem Weg der Genesung. Bruce hatte alle Hände voll zu tun in seinem Laden. Ted war noch immer recht wackelig auf den Beinen, und Adrian mußte

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