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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ihr Verstand in die andere. Es war ein schöner Sommertag. Der Himmel war tiefblau, das junge Getreide leuchtete in frischem Grün.
    Inzwischen ging Christine mit einer gewissen Hektik ihren hausfraulichen Pflichten nach und hoffte, die Arbeit würde sie auf andere Gedanken bringen, würde die Erinnerung an das blasse Gesicht ihrer Tochter verdrängen, an die Trauer, die jedesmal in Jos Augen lag, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Christine war überzeugt, daß Jo einen großen Fehler machte. Sie hatte schon viele Fehler in ihrem dreiundzwanzigjährigen Leben begangen, aber dies war der schlimmste, der folgenschwerste. Christine hatte gesehen, wie kühl sie sich nach der Party von Lester verabschiedet hatte, und es überraschte sie nicht, daß er danach nicht mehr auf die Farm gekommen war. In diesem Augenblick begann Sheikh wieder zu heulen, was Christines Kummer noch vertiefte. Eine Riesendogge in meinem schönen, gepflegten Garten — eine Dogge, die noch wachsen wird... Und dann schämte sie sich dieser selbstsüchtigen Anwandlung an diesem traurigsten Morgen in Jos Leben.
    Sie hatten sich schon auf der Party von allen Leuten verabschiedet, aber die engeren Freunde der Familie Medway kamen an jenem letzten Tag noch einmal vorbei. James Holden erschien mit seiner Mutter, die ihrer Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen Ausdruck gab. Beth kam ein zweites Mal, begleitet von Cynthia, und es gelang ihr, Christine für wenige Minuten unter vier Augen zu sprechen. »Mrs. Medway, ich weiß nicht, wie Sie darüber denken — aber ich habe Jo heute morgen gebeten, Lester doch noch eine Chance zu geben.«
    Christine beugte sich impulsiv zu ihr und küßte sie. »Tapfere kleine Beth!« Doch dann wechselte sie hastig das Thema und sagte, Rajah würde die Reise hoffentlich gut überstehen. Beth verstand sie. Diese Mutter würde nicht einmal mit einer guten Freundin über ihre Tochter diskutieren.
    »Dad ist nicht gekommen«, sagte Beth, und Christine begriff, daß damit Malcolm Trent gemeint war; James Holden war wohl niemals »Dad« gewesen. »Er will morgen früh kommen und sehen, ob er noch was helfen kann. Er wird Ihnen doch nicht im Weg sein?«
    »Natürlich nicht. Er wird alle die Sachen finden, die mein Mann im letzten Augenblick verlegt hat.« Sie lachten, und dann gingen sie zu den anderen zurück.
    Christine schlief schlecht in dieser letzten Nacht auf der Farm. Sie machte sich Sorgen um ihre Tochter, fragte sich, wie Jo in dem kleinen Hotel in Avesville untergebracht war. Sie stand früh auf, und zu ihrer Überraschung und Freude erschien Malcolm Trent Punkt sieben Uhr in der Küche, um mit ihr Tee zu trinken. Die beiden ignorierten das Geschrei, das aus dem Schlafzimmer drang, wo Adrian seine Brieftasche suchte. Malcolm blieb gelassen, denn er kannte Adrian inzwischen gut genug, um zu wissen, daß der Schriftsteller in Krisensituationen heldenhaft über sich hinauswachsen konnte, aber einen ständigen Kampf mit den kleinen Mißhelligkeiten des Lebens führte.
    Trent war nicht der einzige, der den Medways einen letzten Besuch abstattete. Zu Adrians und Christines großer Freude kamen auch Mark und Luke und drückten ein Päckchen in Christines widerstrebende Hände, das ein frisch gerupftes, noch warmes junges Huhn enthielt. Um den Hals des Tieres hing eine Schnur mit einem Zettel, und darauf stand: »Zum Dank für die gute Suppe.« Christine hatte einen Kloß im Hals, als sie das las, und sie sagte zu Robert: »Du wirst dich doch um die beiden kümmern, ja? Gib ihnen einfach Kakao, wenn sie kommen. Da drüben auf dem Regal stehen ihre Tassen.«
    Als der Augenblick des Aufbruchs kam, als Sheikh auf dem Rücksitz des Wagens verfrachtet war und Adrian seine Brieftasche im Kohleneimer gefunden hatte, ließ er leise Anzeichen von Wehmut erkennen. Seufzend murmelte er was von »gute Freunde verlassen« und »meinen einzigen Sohn im Stich lassen«. Niemand nahm Notiz davon, aber dann sagte Robert plötzlich: »Adrian, du warst verdammt gut zu mir, und du kannst dich drauf verlassen, daß ich aus der Farm was machen werde. Du wirst oft kommen, nicht wahr? Immer dann, wenn du der Stadt und den bösen Kritikern den Rücken kehren willst... Wenn du das Gefühl hast, daß es so nicht weitergeht...«
    Adrian sah ihn mißtrauisch an. War es möglich, daß er dieses unmögliche Klischee einmal benutzt hatte, das sein Sohn jetzt mit einer so sonderbaren Betonung aussprach? Dann lachte er und sagte: »Ich werde kommen, mein Junge,

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