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Das Jahr der Kraniche - Roman

Das Jahr der Kraniche - Roman

Titel: Das Jahr der Kraniche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erworben. Die Konkurrenz war groß. Es würde ihm nicht allzu leicht gemacht werden, sich hier wieder zu etablieren. Dabei ging es ihm nicht einmal so sehr darum, Geld zu verdienen. Er hatte in den letzten Jahren wenig verbraucht, den Rest seiner Honorare hatte er gut angelegt. Aber er konnte und wollte sich mit seinen zweiundvierzig Jahren nicht zur Ruhe setzen. Er wollte arbeiten. Und dieses Kaufhaus wäre ein guter Anfang für seine zweite Karriere.
    »Mach dir keine Gedanken, ich komm schon klar.«
    Der Sommer hatte nun endgültig in der Uckermark Einzug gehalten. Die Sonne knallte schon am frühen Morgen auf die Terrasse. Nur unter dem dunkelgrünen Sonnenschirm konnten sie ihr Frühstück noch einnehmen, ohne dass die Butter in Sekundenschnelle zerfloss.
    Er würde Hanno bitten, hin und wieder nach Laura zu sehen. Außerdem war ja auch noch der Hund da. Die Polizei hatte immer noch nicht herausgefunden, wem er gehörte. Und der Hund hatte sich wie selbstverständlich in ihr Leben integriert.
    Jetzt lag sein Kopf auf Lauras Knien. In seinen Augen stand die Erwartung, wie jeden Morgen am Ende des Frühstücks ein kleines Stückchen Brot von ihr zu bekommen, ein Eckchen Käse oder eine Scheibe Wurst. Anfangs hatte Jan sie getadelt, sie würde den Hund verwöhnen, aber Laura hatte nur gelacht und gemeint, auf irgendeine Weise müsse sie ja sein Herz erobern. Und tatsächlich war ihr das auch gelungen. Wo sie ging und stand, der Hund war immer in ihrer Nähe.
    »Meinst du nicht, wir sollten ihm langsam einen Namen geben?«
    Pogo war das Erste, was ihm durch den Kopf schoss. Auch wenn er nicht Pogo war– die Ähnlichkeit nicht nur in seinem Äußeren, sondern auch in seinem Wesen war frappierend.
    »Wie wär ’ s mit Shadow?«
    War das nicht der passende Name für einen schwarzen Hund, der Laura wie ein Schatten folgte?
    »Shadow? Magst du so heißen?« Sie kraulte den Hund unter dem Kinn, während er sie unverwandt aus seinen hellbraunen Augen anstarrte. »Okay, also dann: Ich taufe dich hiermit auf den Namen Shadow.«
    Zur Feier seiner Taufe bekam Shadow eine Extra-Wurstscheibe und einen Kuss zwischen die Augen.
    »Soll ich Hanno fragen, ob er im Haus übernachten kann, solange ich nicht da bin?«
    Laura wusste, dass sich Jan weniger Sorgen darum machte, dass vielleicht jemand einbrechen würde, als vielmehr darum, dass sie sich allein fürchten würde.
    »Blödsinn. Ich hab keine Angst.«
    Im Sonnenlicht, das sogar dem See seine Düsternis nahm, kamen ihr die Ängste der vergangenen Nacht absurd vor. Sie hatte sich einfach noch nicht an die kleinen Eigenheiten des alten Hauses gewöhnt. Mehr war das nicht. Sie wusste, sie würde sich daran gewöhnen. Und vielleicht waren ein paar Tage allein ja genau das Richtige, damit sie und das alte Gebäude sich endgültig miteinander anfreundeten.
    »Ich werde mir Farbe besorgen und mein Zimmer streichen. Und, wenn du nichts dagegen hast, auch die Küche.«
    Sie hatte beschlossen, Jan nicht noch einmal nach dem Eckzimmer zu fragen, hatte es akzeptiert, dass es nicht bewohnbar war, und sich schließlich für einen kleinen Raum entschieden, den sie unter dem Dach entdeckt und der sie mit seinen schrägen Wänden sofort begeistert hatte.
    Das Zimmerchen war jahrelang als Rumpelkammer benutzt worden. Allerlei Kisten und Kästen, ein paar alte Möbel und ein uralter Plattenspieler waren dort schon von Jans Eltern abgestellt worden. Jan hatte zwar gemeint, sie solle sich doch ein helleres, größeres Zimmer aussuchen, zum Beispiel den Raum direkt neben der Küche, der in früheren Zeiten als Hauswirtschaftsraum benutzt worden war. Doch Laura hatte sich entschieden. Die kleine Dachstube würde ihr persönliches Reich werden. In den nächsten Tagen würde sie sie entrümpeln, dann streichen und danach mit ihren bunten Möbeln einrichten.
    »Mach, was du willst. Von mir aus kannst du jede Wand in diesem Haus neu streichen. Wenn sie nicht gerade alle fliederfarben werden, hab ich nichts dagegen.«
    Diese Arbeit würde Laura beschäftigen. Und nachts würde sie zu müde sein, um sich um irgendwelche merkwürdigen Geräusche im Haus zu kümmern.
    »Aber wenn du Hilfe brauchst, rufst du bitte Hanno an. Er kann dir auch helfen, das Zeug aus der Dachstube in den Schuppen zu schaffen.«
    Sie wusste, dass sie Hanno auf keinen Fall um Hilfe bitten würde. Sie freute sich viel zu sehr darauf, einmal ein paar Tage allein zu sein.
    Hab ich das gerade wirklich gedacht?
    Laura hatte nie Probleme

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