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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Tito Cravelli, der mit seinem Lasergewehr auf der anderen Seite des Büros stand. Verzweifelt stieß eine lebende Hand gegen den herabhängenden, schlaffen Arm des Körpergefährten. »Sag etwas!« kreischte der Kopf. Mit gewaltigen Schwierigkeiten mühte sich der lebende Körper hoch. Jetzt plumpste sein stiller Gefährte dagegen, und voller Entsetzen stieß er den lästigen, leblosen Sack weg.
    Ein schwacher Krampf von Leben bewegte den herabhängenden Sack – er war noch nicht tot. Und auf dem Gesicht des unverletzten Bruders erschien wilde Hoffnung. Sofort torkelte er grotesk auf die Tür zu.
    »Lauf!« blökte der Kopf und hastete unbeholfen weiter. »Du kannst es schaffen!« drängte er seinen noch lebenden Gefährten. Das vierbeinige, krabbelnde, miteinander verbundene Wesen warf sich gegen die überraschten Freiwilligen an der Tür. Alle gingen sie in einem zappelnden Haufen zu Boden, der Mutant mitten unter ihnen. Er kreischte vor Panik, als der verletzte Körper den anderen unter sich begrub, mühte sich, wieder aufzustehen.
    Als George Walt hochschwankten, stürzte Jim Briskin zu ihnen. Er bekam einen Arm zu fassen und hielt fest.
    Der Arm ging ab.
    Er hielt ihn fest, während George Walt auf ihren vier Füßen hochstolperten und durch die Bürotür in den Korridor hinaushasteten.
    Er starrte auf den Arm hinunter und sagte: »Das Ding ist künstlich.« Er reichte es Sal Heim.
    »So ist es«, pflichtete ihm Sal steinern bei. Er warf den Arm beiseite und lief hinter George Walt her. Jim begleitete ihn, und gemeinsam folgten sie den Mutanten den dick mit Teppichen ausgelegten Korridor entlang. Der dreiarmige Organismus bewegte sich mühsam, immer wieder stießen die beiden Zwillingskörper zusammen, nachdem sie zuvor weit auseinandergeschwungen waren. Erneut gab es einen betäubenden Zusammenprall. Ausgestreckt gingen sie zu Boden, und Sal Heim packte den rechten Körper an der Hüfte.
    Der gesamte Körper fiel auseinander, Arme und Beine und Rumpf. Nur der Kopf nicht. Der andere Körper schaffte es unglaublicherweise, aufzustehen und weiterzulaufen.
    George Walt war überhaupt kein Mutant. Es – er – war ein normal gebautes Individuum. Jim Briskin und Sal sahen ihm nach, wie er davonrannte. Die Beine stampften hastig, die Arme pendelten hin und her.
    Nach einer langen Zeit sagte Jim: »Ver-verschwinden wir von hier.«
    »Richtig.« Sal nickte zustimmend und drehte sich zu den Parteihelfern um, die hinter ihnen in den Korridor herausgeströmt waren. Tito Cravelli kam aus dem Büro, das Gewehr in der Hand. Er sah den abgetrennten einarmigen Rumpf, der eine Hälfte des Mutanten gewesen war, und blickte rasch mit scharfsichtigem Verstehen auf, als der übriggebliebene Teil um die Ecke des Korridors außer Sicht verschwand.
    »Jetzt werden wir sie nie erwischen«, sagte Tito.
    »Ihn«, berichtigte Sal Heim schneidend. »Ich frage mich, wer von den beiden synthetisch war, George oder Walt. Und warum hat er es getan? Ich verstehe das nicht.«
    Tito sagte: »Vor langer Zeit muß einer von ihnen gestorben sein.«
    Beide starrten sie ihn an.
    »Bestimmt«, sagte Tito ruhig. »Das, was hier passiert ist, muß früher schon einmal passiert sein. Sie waren Mutanten, von Geburt an miteinander verbunden, und dann kam ein Körper um, und der Überlebende ließ diesen Teil anfertigen. Er hätte nicht ohne die symbiotische Anordnung weitermachen können, weil das Gehirn...« Er brach ab. »Sie haben ja gesehen, was gerade eben mit dem Überlebenden passiert ist. Er hat schrecklich gelitten. Stellen Sie sich vor, wie es beim ersten Mal gewesen sein muß, als...«
    »Aber er hat es überlebt«, hob Sal hervor.
    »Gut für ihn«, sagte Tito ohne Ironie. »Ich bin, offen gesagt, froh, daß er überlebt hat. Er hat es verdient.« Er kniete sich nieder, inspizierte den Rumpf. »Es sieht mir so aus, als sei dies George. Ich hoffe, er kann wiederhergestellt werden. Rechtzeitig.« Dann erhob er sich. »Gehen wir nach oben und auf das Feld hinaus – ich möchte von hier verschwinden.« Er schüttelte sich. »Und dann möchte ich ein Glas warme, fettarme Milch. Ein großes Glas.«
    Die drei Männer und die Parteihelfer gingen schweigend zum Aufzug zurück. Niemand hielt sie auf. Der Korridor war gnädigerweise leer. Es gab nicht einmal ein Bild, das ihnen nachschielte oder schmeichelte.
     
    Als sie wieder in Chicago ankamen, lief ihnen Patricia Heim entgegen und sagte sofort: »Gott sei Dank.« Sie umarmte ihren Mann, und er

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