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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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machte er sich klar, und wir haben noch immer Schwierigkeiten damit, dergleichen fertigzubekommen.
    Ihm gegenüber rutschte Don Stanley unruhig auf seinem Sessel herum. »Wenn Sie den Peking-Menschen, den wir mitgebracht haben, gern sehen würden – diesen Bill Smith, wie ihn das Linguistik-Gerät nennt...«
    »Wenn ich einen Peking-Menschen sehen will«, sagte Turpin, »dann schaue ich in die Britannica. Da gehören sie hin, Stanley, nicht auf die Oberfläche des Globus, damit sie dort herumlaufen und so tun, als ob er ihnen gehört. Aber ich schätze, es ist nicht mehr zu ändern, nicht zu diesem späten Zeitpunkt.« Er nahm einen Brief von seinem Schreibtisch auf. »Hier ist ein junges Paar, Art und Rachael Chaffy, das nach drüben auswandern will. Die ersten einer Horde. Warum nicht? Sagen Sie ihnen, sie sollen herkommen, und wir lassen sie hinübergehen.« Er warf den Brief Stanley zu.
    »Soll ich sie auf die Risiken hinweisen?«
    Turpin zuckte mit den Schultern. »Ich sehe nicht ein, warum Sie das tun sollten. Das ist nicht unsere Angelegenheit. Sollen Sie es auf die harte Tour herausfinden. Kolonisten sollen kühn und tapfer sein. Wenigstens waren sie das zu meiner Zeit. Damals, im zwanzigsten Jahrhundert, als wir damit angefangen haben, auf den Planeten zu landen. Dies ist sicher nicht schlimmer – eigentlich ist es sogar beträchtlich besser.«
    »Sie sagen es, Mr. Turpin.« Stanley faltete den Brief zusammen und steckte ihn in seine Brusttasche.
    Turpins Sekretärin meldete sich über die Sprechanlage, die auf seinem Schreibtisch stand und sagte: »Mr. T., ein Beamter vom US-Amt für Spezielle Öffentliche Wohlfahrt ist hier, um Sie zu sprechen. Es ist Mr. Thomas Rosenfeld, der Leiter des Amtes.«
    Kabinettsebene, sagte sich Turpin. Ein großer Mann. In der Lage, die Politik zu bestimmen. Er sagte in das Sprechgerät hinein: »Schicken Sie Mr. Rosenfeld herein.« Zu Stanley bemerkte er: »Sie wissen, was das bedeutet?«
    »Flakkies«, sagte Stanley.
    »Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich es ihm sagen soll oder nicht«, sagte Turpin. Die Nachricht von den Pekkies würde natürlich sehr bald durchzusickern beginnen; es war nur ein Geheimnis auf Zeit. Aber das war immer noch besser als gar nichts. Die Gruppe war gerade erst von der anderen Seite zurückgekehrt, und die Medienleute, die dabeigewesen waren, konnten über ihre Agenturen die Nachricht unmöglich so schnell veröffentlicht haben. Rosenfeld wußte es also nicht – davon konnte er ausgehen. Und somit konnte er sich dem Mann gegenüber entsprechend verhalten.
    Ein großer, rothaariger Mann, gut gekleidet, betrat lächelnd Turpins Büro. »Mr. Turpin? Welch ein Vergnügen. Präsident Schwarz hat mich gebeten, bei Ihnen vorbeizuschauen und ein wenig mit Ihnen zu plaudern, Sie auszuhorchen, sozusagen. Ist das ein echter Ramon Cadiz, den Sie da an der Wand hinter sich hängen haben?« Rosenfeld ging hinüber, um ihn zu begutachten. »Weiß auf Weiß. Seine beste Periode.«
    »Ich würde Ihnen das Gemälde schenken«, sagte Turpin, »aber es war ein Geschenk an mich. Ich weiß, Sie werden dafür Verständnis haben.« Er log wie gedruckt, aber warum nicht? Warum sollte er aus bloßer Etikette ein kostbares Kunstwerk weggeben? Es ergab keinen Sinn.
    Rosenfeld sagte: »Wie funktioniert Ihr defekter Porter? Ist er noch so defekt wie zuvor? Wir sind sehr daran interessiert. Wir waren es sogar schon vor Jim Briskins Rede... Präsident Schwarz hat außergewöhnlich schnell – selbst für seine Verhältnisse – die Möglichkeiten entdeckt, die sich hier anbieten. Ich glaube nicht, daß außer ihm sonst noch jemand in der Lage ist, so zügig zu einer größeren Entscheidung zu kommen.«
    Das war eigenartig, wenn man die Tatsache in Betracht zog, daß es keine Möglichkeit gab, durch die Schwarz vor Briskins Rede von dem Durchbruch hätte erfahren können, machte sich Turpin klar. Allerdings ließ er dies durchgehen. Politik war Politik.
    Don Stanley ergriff das Wort: »Wie viele Schläfer haben Sie in den Regierungs-Lagerhäusern, Mr. Rosenfeld?«
    »Tja«, sagte Rosenfeld trocken, »die im allgemeinen genannte Zahl liegt nahe bei siebzig Millionen. Aber tatsächlich liegt die wahre Zahl zu diesem Zeitpunkt eher bei hundert Millionen.« Er lächelte ein schiefes, humorloses Lächeln, das mehr eine Grimasse war als alles andere.
    Stanley stieß einen Pfiff aus. »Das ist eine Menge«, sagte er.
    »Ja«, stimmte Rosenfeld zu. »Das geben wir zu. Unter uns

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