Das Jahr der Maus

jedoch von der Kontrolle der Produktionsstation übersehen und in das Unternehmen übernommen wurden und mit den Menschen einige Zeit zusammenlebten, war es schrecklich schwer, sie zur Destruktion zu entsenden. Insbesondere, wenn einige von diesen Mutanten genau wissen, worum es sich handelt. So dachte ich mir, die Verantwortung auf das Umschulungszentrum zu schieben. Doch jetzt sah ich, daß mir das überhaupt nicht helfen würde. Wenn Ev nicht zurückkehrt, wird mir sowieso ähnlich übel sein, als ob ich ihn selbst zur Destruktion beordert hätte.
    Und so etwas, bitte schön, erklärt ein Mensch, der für den ganzen Betrieb verantwortlich ist. Das sind ja Überlegungen, die eines Mutanten würdig sind! Ich trage die Sorge für die Produktion auf dem ganzen Planeten. Ohne uns würde Eden sein Erz nicht bekommen, ohne das es nicht leben kann. Einige der wichtigsten Teile von uns sind von Eden abhängig. Meine Pflicht ist nur, an die Produktion zu denken, einzig an die Produktion. Und aus dieser Sicht war meine Entscheidung vollkommen richtig, ob Ev zurückkehrt oder nicht: Entweder werden wir einen geeigneten Ersatz für Ox finden, oder wir werden einen Mutanten los.
    Nichtsdestoweniger fühle ich mich auch nach diesen Überlegungen nicht besser.
     
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    Ev hat mich belogen. Die Informationen, die er über meinen Code gewonnen hatte, notierte er für sich selber. Ich spielte heute die Mikrokristalle aus seinem Zimmer ab. Jetzt wundere ich mich nicht, daß er meinen Vorschlag für die Umschulung angenommen hat. Die Biologie des Menschen hat ihn schon vorher interessiert. Ich glaube, er hat die Menschen mit den Erdbewohnern vergleichen wollen.
    Die ausgestorbene Rasse war uns ähnlicher gewesen, als ich erwartet hatte. Nur daß es zwei Gattungen gab: Die einen wurden Männer, die anderen Frauen genannt. Unter den Menschen kenne ich keine Frau. Aus irdischer Sicht wären wir alle eigentlich Männer gewesen. Den Erdenfrauen wäre dann nur Ev ein wenig ähnlich. Oder eigentlich Eva?
    Aber wäre Ev eine Frau, oder etwas mit einem Eheweib übereinstimmendes, würde das bedeuten, daß er ein Mutant ist? Ich hatte sehr große Lust, in Eden anzufragen, doch das konnte ich mir nicht leisten. Ich würde einen Verdacht auf mich und Ev lenken. Ein Jammer, daß ich nicht schon früher meine Zweifel zum Ausdruck gebracht hatte. Übrigens, wenn es mit Ev schlecht ausgeht, werden die mich … (wahrscheinlich ein anderer Tag). Außerdem: Die erste Probe der Superautomatik fiel nicht gerade glänzend aus, Raf behauptete, daß er sie nach einigen Tagen einstellen würde. Immerhin hatten wir noch dreißig Tage Zeit.
     
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    Ox war ungeduldig. Abermals mußte ich ihm wiederholen, daß er mit der Verwandlung warten müsse, bis Ev zurück sei. Von Eden hatten sie nicht angerufen, also ist wohl alles in Ordnung, und Ev sollte in einigen Tagen auftauchen. Die Umschulung dauerte äußerstenfalls drei Tage, die hatte er schon hinter sich, jetzt nur noch die Prüfungen und die Praxis. Wenn er nicht innerhalb von zwei Tagen auftauchte, würde ich auf seine Rückkehr dringen. Oder Ox würde mir die Station niederreißen.
     
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    Ev ist für den Morgen angemeldet. Ox hatte auf Konto dessen die Verwandlung beschleunigt, und in diesem Moment wären wir ohne einen Arzt. Ich hoffe, daß niemand in dieser Zeit krank wird.
    Es würde mich interessieren, ob ich auch so schnell zur Verwandlung kommen würde. Bislang kehrte sich bei der Vorstellung von Eden und den Eds mein Magen um. Wahrscheinlich immer noch ein Symptom meiner Unreife.
     
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    Ev ist zurück. Allzuviel hat er sich mit mir nicht unterhalten, doch die Nachricht über Ox’ Verwandlung erschütterte ihn sehr. Viel mehr als es üblich, ja normal wäre. Aber warum denn?
    Aus den durchlaufenden Nachrichten erfuhr ich, daß man auf der Geta an einer ähnlichen Superautomatik arbeitet wie bei uns. Ich schlug Raf vor, eine Fernsehkonferenz einzurichten. Raf war einverstanden.
     
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    Ich fühle mich reichlich übel. Die Fernsehkonferenz hatte, wie es schien, die Probleme der Superautomatik gelöst, doch dafür setzte sie mir auch etliche Grillen in den Kopf. Teilgenommen haben Raf und ich, und aus Geta waren der Stationskommandeur und der Hauptingenieur anwesend. Von Anfang an fiel mir an diesen beiden etwas auf. Dann wurde mir bewußt, daß der Ingenieur aus Geta aussah, als wäre er Raf aus dem Gesicht geschnitten. Nach der Konferenz sagte mir Raf, daß der