Das Jahr des Hasen
an die Wand geschraubtes Metallbett, eine Toilette ohne Deckel, ebenfalls festgeschraubt. Von der Decke bau melte eine nackte Glühbirne.
»Die schlagen sie meistens in ihrer Wut kaputt und sitzen dann nachts im Dunkeln. Man müßte die Lampe mit einem Stahlrahmen schützen. Wer besonders groß ist, kann nämlich bis hoch springen.«
Die Polizisten kochten Kaffee. Vatanen streckte sich auf der Liege aus. Die Männer, im Glauben, er schliefe schon, unterhielten sich leise über seinen Fall. Vatanen hörte sie über Laurila reden; alles in allem fanden sie
die Sache ziemlich merkwürdig und meinten, man müs se sich zumindest vorläufig rücksichtsvoll verhalten. Vatanen schlief ein.
Gegen zehn Uhr abends weckte ihn der Wachhaben de. Er berichtete, man habe den Kommissar erreicht, und der sei unterwegs. Vatanen rieb sich die Augen, blickte in den Korb zu seinen Füßen und fand ihn leer.
»Die Jungs sind mit ihm draußen, wir haben gemerkt, daß er nicht ausreißt. Wir dachten, er hat vielleicht Hunger, und haben ihm diese Wiesenkicher geholt. Er hat gut gefressen.«
Die beiden Polizisten kamen mit dem Hasen herein. Sie setzten ihn auf den Boden, und er übersäte alles um sich herum mit Köteln. Die Polizisten versuchten sie mit den Füßen beiseite zu schieben, und als das nicht viel
half, nahmen sie einen Lappen vom Kaffeetisch und wedelten die Kötel in die Ecke.
Ein kleines gelbes Auto fuhr vor. Der Kommissar trat ein. Er bemerkte den Hasen auf dem Fußboden und reichte, nicht weiter erstaunt, Vatanen die Hand: »Savo lainen.«
Der Wachhabende erklärte ihm die ganze Sache. Der Kommissar war noch recht jung, anscheinend ein frischgebackener Jurist, der hier in der entlegenen Provinz gelandet war, um sich die ersten Sporen im Beruf zu verdienen. Er hörte mit sachlichem Interesse zu.
»Die von Kuopio haben geraten, ihn einzusperren?« »Genau, aber wir haben es trotzdem nicht gemacht.« »Nur gut. Ich kenne doch den Laurila.« Der Kommissar sah sich Vatanens Papiere an und
gab ihm sein Geld zurück. »Ich werde diesen Doktor mal anrufen«, sagte er und griff zum Telefon.
»Hier Kommissar Savolainen, guten Abend. Ich höre, Sie haben gegen eine bestimmte Person Strafanzeige erstattet. Ihre Anzeige ist gegenstandslos. Dies ist das Ergebnis unserer Untersuchungen. Sie haben sich gleich bei uns einzufinden, um die Angelegenheit zu bereinigen. Nein, nicht morgen, ausgeschlossen! Sollten Sie zu einer Klärung nicht imstande sein, kann das böse Folgen für Sie haben. Falls der Betroffene Druck macht, weiß ich noch nicht, was ich unternehmen werde. Je denfalls kann der Ihretwegen Verhaftete gegen Sie An zeige wegen böswilliger Verleumdung erstatten. Er muß te sich ziemlich lange unfreiwillig hier aufhalten. Wenn Sie kommen, treffen Sie mich nicht mehr an, aber Sie können Ihre Erklärung dem Wachhabenden abgeben, er wird Sie vernehmen. Wiederhören.«
Der Kommissar grinste. Zum Wachhabenden sagte er: »Verhör den Laurila und frag ihn dies und jenes, so daß er nach Antworten suchen muß. Frag ihn, was du willst, du kannst auch seine Fingerabdrücke nehmen. Zum Schluß sagst du ihm, daß er gehen kann. Sag ihm, der Staatsanwalt, ich meine natürlich mich, wird keine Anklage erheben, wenn der Betroffene es nicht für be gründet hält. Du wirst das schon machen! Gut, und Sie, Vatanen, wo übernachten Sie? Ich will wieder zum See raus, bis morgen früh, habe Netze ausgeworfen. Wie wäre es, wenn Sie und Ihr Hase mit mir kämen? Ich habe da draußen ein Häuschen, eine Art Fischerhütte, da wäre der Hase in der Natur, und Sie könnten in Ruhe schlafen.«
Die Polizisten begleiteten Vatanen, den Kommissar und den Hasen auf den Hof. Der Wachhabende sagte zum Kommissar: »Ich hab sofort gesehen, daß er ein ordentlicher Mann ist, der Vatanen.«
7. KAPITEL
Der Präsident
Der Kommissar besaß am Waldsee eine kleine Fischer hütte, die am morastigen Ufer aus alten Stämmen er richtet war. Ein Steg führte zum Wasser, das nur wenige Meter entfernt war.
»Da draußen habe ich einen Angelfreund, ein recht eigenwilliger Mann, sehr bemerkenswert. Er heißt Han nikainen und ist der pensionierte Kommissar von Kiu ruvesi.«
Als sie die Hütte betraten, saß Hannikainen mit dem Rücken zur Tür, er grillte Fische. Er schob den Grill zur Seite und begrüßte die Ankömmlinge mit Handschlag. Dann reichte er ihnen heißen Fisch auf kleinen Stück chen Pergamentpapier. Vatanen war sehr hungrig.
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