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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Winter­ krieg geführt, doch die ausländischen Militärattachés schenkten dem Manöver keinerlei Beachtung. Sie stie­ gen aus dem Hubschrauber und begaben sich sogleich in ihr Quartier, und die finnische Armee draußen schrie völlig umsonst.
    16. KAPITEL
    Das Festessen
    Im großen Mannschaftsraum der Hütte von Vittumaise­ noja war eine lange Tafel für ein festliches Essen herge­ richtet: Der aus Sägebrettern gebaute Tisch war mit einem weißen Tuch bedeckt, die Delikatessen darauf waren eigens aus Helsinki herbeigeschafft worden. Ringsum standen Stühle für über zwanzig Personen. Auf dem Tisch, zwischen Schalen und Schälchen, prangten die Wimpel der Heimatländer aller ausländischen Atta­ ch é s. Die Plätze an den beiden Stirnseiten waren für die Beamten des Außenministeriums und den Chef des Generalstabs bestimmt.
    Die Bärentöterinnen zogen sich im Gästeteil der Hütte um und erschienen dann zum Essen, das mit Fisch­ häppchen begann. Vatanen bemerkte, daß bei den Generälen zwei Stühle leer geblieben waren, und da er Hunger hatte, setzte er sich auf den einen.
    Der Beamte des Außenministeriums warf ihm einen wütenden Blick zu, sagte jedoch nichts. Der Chef des Generalstabs, der neben Vatanen saß, grüßte militä­ risch.
    Es gab Ros é und Weißwein, Vatanen nahm vom erste­ ren. Nach der kalten Vorspeise wurde Suppe serviert, eine aus Krabbenkonserven zusammengerührte Pampe. Sie schmeckte allerdings gut.
    Bei Tisch wurden die Ereignisse des Tages bespro­ chen. Die schwedische und die amerikanische Gattin mußten unaufhörlich Fragen zur Bärenjagd beantwor­ ten. Sie berichteten von ihren Erlebnissen, besonders die Schwedin, und die Zuhörerschaft stöhnte entsetzt auf, als von ihrem Mißgeschick die Rede war. Ihr Mut und ihr außergewöhnliches Glück wurden allgemein bewundert. Die Schwedin erzählte auch vom Hasen, der schon fast in Vergessenheit geraten war. Nun wurde er eilig herbeigeholt und ihr übergeben. Sie setzte das furchtsame Tier auf den Tisch und begann es zu strei­ cheln.
    »Nie im Leben werde ich mich von diesem herrlichen, mutigen Geschöpf trennen! Ich bin davon überzeugt, daß mich der Bär getötet hätte, hätte ich nicht dieses unschuldige, arme Tier im Arm gehalten.«
    Der Stabschef fragte Vatanen, ob es stimme, daß der Hase ihm gehöre. Vatanen bestätigte es und flüsterte, daß er keineswegs gewillt sei, der Dame den Hasen als Schoßtier zu überlassen.
    »Die Rückeroberung kann ein bißchen schwierig wer­ den«, erwiderte der General leise.
    Die Schwedin gab dem Hasen Salatblätter, die er not­ gedrungen fraß. Seine Kiefer arbeiteten wie eine Tret­ mühle. Ausrufe des Entzückens ertönten ringsum. Der Hase speiste gemeinsam mit den übrigen Teilnehmern des Jagdausflugs! Die Runde schäumte geradezu vor Begeisterung.
    Der Trubel machte dem Hasen angst. Er ließ Kötel fal­ len und verstreute sie in reichlicher Zahl übers Tisch­ tuch, ein paar fielen der Schwedin in die Suppe. Er machte einen Hüpfer, entkam dem Zugriff der Frau und hoppelte mitten über die Tafel, wobei er eine Kerze um­ riß und in seiner Angst hier und da zwischen den Spei­ sen weitere Kötel hinterließ.
    Die Gäste erhoben sich bestürzt, nur der General und Vatanen blieben sitzen. Als der General sah, daß der Hase auf ihn zuhüpfte, nahm er seinen Suppenteller auf den Schoß.
    Vatanen packte den Hasen bei den Ohren und setzte ihn auf den Fußboden, dann floh das arme Geschöpf, so schnell es konnte, in eine Ecke. Die Gäste setzten sich wieder, und eine Weile herrschte Schweigen.
    Die schwedische Gattin wirkte nervös. Mit der Linken befingerte sie ein Salatblatt, als wäre es eine Serviette, dann nahm sie ein paar Löffel von ihrer Suppe, bis sie merkte, daß auf der Oberfläche Hasenkötel schwammen.
    Sie wurde noch unruhiger, starrte auf ihren Teller und schob dann die Kötel mit dem Löffel vorsichtig an den Rand, so wie manche Leute aus der Erbsensuppe die schwarzen Erbsen entfernen. Anschließend seufzte sie nervös und versuchte lustlos, von der Suppe zu essen,
    dann ließ sie plötzlich den Löffel aufs Tischtuch fallen, wischte sich den Mund mit dem Salatblatt ab und sagte verlegen: »Ach, ich bin wohl närrisch… Könnte ich eine neue Suppe bekommen?«
    Ihr Teller wurde gewechselt, die Hasenkötel sorgfältig vom Tisch aufgelesen, ein neues Tuch aufgelegt. Wäh­ renddessen wurde ein Glas Wermut gereicht.
    Dann setzte man die Mahlzeit fort. Das Jagdthema wurde

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