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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Vatanen beschloß, ebenfalls beim Beladen der Maschine zu helfen. Er sprang hinein und zog die Leute, die einsteigen wollten, nach oben. Der Pilot sagte zu ihm: »Jetzt müssen wir los, keinen einzigen Passagier mehr. Luke zu, Leutnant.«
    Leutnant!
    Vatanen wollte hinausklettern, doch der nackte Fun­ ker packte ihn fest am Arm, verriegelte die Luke und stülpte sich die Kopfhörer über:
    »OH 226, OH 226… Starten mit Ziel Garnisonslazarett Sodankylä, bitte kommen.«
    An den Fenstern perlten Wassertropfen, und als Va­ tanen eine Scheibe abgewischt hatte, sah er, daß die schweren Rotoren immer schneller wurden und dem Feuer neue Nahrung gaben. Haushohe Flammen stiegen auf und ließen die einstürzenden Balken der Hütte so hell erglühen, daß sie im fahlen Morgenlicht wie benga­ lische Feuer leuchteten. Dann hob die Maschine ab.
    Der General gab dem Piloten vom Boden aus Signale, die gleichen, wie sie beim Landen von Linienmaschinen auf dem Flugplatz üblich sind: Er breitete die Arme aus und schloß sie über dem Kopf. Die anderen auf dem Vorplatz traten zurück, die Passagiere der Maschine bekamen vom Dröhnen der Motoren taube Ohren. Bald wurde der General mit seinen Hosenträgern immer kleiner, ebenso die lodernde Hütte. Die Maschine stieg so hoch, daß die Sonne hereinschien.
    Welch ein Schauspiel!
    Vatanen nahm den Rucksack auf den Schoß, hielt die Nase des Hasen ans Fenster und zeigte ihm den pracht­ vollen Ausblick.
    »Sieh mal, Kleiner, sieh nur!«
    Der Hase schaute, er mümmelte und drückte sich dann an seinen Herrn; die Hinterläufe im Rucksack zuckten und krümmten sich, er rollte sich wie ein Em­ bryo zusammen und schlief ein.
    Plötzlich flammte im Hubschrauber helles Licht auf: Die Tür zur Kanzel öffnete sich, ein nackter Mann trat ein und sagte zu den Passagieren: »Wir fliegen nach Sodankylä, Flugzeit zwölf Minuten. Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren. Und dann… Wenn mir einer ‘n paar Kla­ motten geben könnte.«
    Man gab ihm die erstbesten Kleidungsstücke, die sich zufällig fanden, und die ähnlich zufällig in die Maschine geratenen Passagiere, etwa zwanzig Personen, begannen einander zu mustern oder schauten aus den Fenstern. Vatanen sah, daß ihm gegenüber zwischen zwei Frauen eingezwängt der Beamte des Außenministeriums saß. Er genierte sich offenbar. Als der Beamte nun ebenfalls sein Gegenüber erkannte, sagte er leise und resigniert: »Sie sind ja auch schon wieder hier, ich hätte’s mir denken können.«
    Er hatte nichts an den Füßen und fror. Vatanen zog seine Schuhe aus, gab sie ihm und sagte: »Nehmen Sie diese. Sie brauchen sich nicht zu genieren.«
    Als die Nachbarin des Beamten, die Gattin des USA­ Militärattachés, den Hasen sah, zeigte sie mit dem Fin­ ger auf ihn und sagte honigsüß: »Ein allerliebstes Ge­ schöpf! Und immer dabei! Darf ich es streicheln?«
    Der Hubschrauber flog jetzt direkt auf die Sonne zu, die schneebedeckten Wälder unter ihm; wenn man sich vorbeugte, konnte man über Sompio noch dicken Rauch erkennen. Als sie Läähkimäkuru überflogen, sah Vata­ nen die Spuren der Bärenjagd. In der Nähe von Sodan­ kylä glaubte er in der Tiefe einen einsamen Wanderer zu erkennen, der schon einen langen Weg hinter sich hatte. Die Spuren wirkten von oben wie die einer Maus, doch ihr Verursacher war schwarz von Gestalt, und er trabte jetzt nach Südosten. Vatanen blickte so lange nach unten, bis seine Augen tränten, und er war überzeugt, dies konnte nur der Bär von Läähkimäkuru sein.
    Vatanen sagte nichts, wischte sich die Augen und streichelte den Hasen. Die rauchenden Schornsteine von Sodankylä kamen in Sicht.
    18. KAPITEL
    Nach Helsinki
    Der Hubschrauber landete auf dem Gelände des Garni­ sonskrankenhauses von Sodankylä. Es war ein herrli­ cher Anblick, als die unvollständig bekleidete Diploma­ tenschar auf den schneebedeckten Hof kletterte! Ein Arzt kam ihnen entgegen und begrüßte jeden, auch Vatanen, mit Handschlag. Die Gäste wurden zur Unter­ suchung in das Krankenhaus geführt.
    Als letzter kletterte der nackte Pilot heraus. Er ver­ steckte sich hinter der Maschine, und als er sah, daß der größte Teil der Frauen im Krankenhaus verschwun­ den war, rannte er ins benachbarte Wirtschaftsgebäude. Der Arzt ließ ihm Kleider bringen, damit war für ihn der Fall erledigt.
    Vatanen saß samt Hasen und Rucksack im Warte­ zimmer. Zivilbekleidung wurde hereingebracht, auch Schuhe und Unterwäsche, alles stammte aus einem

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