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Das Jahr des Hasen

Titel: Das Jahr des Hasen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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nicht mehr angeschnitten. Die schwedische Gat-tin ließ ihre neue Suppe unberührt. Sie starrte auf den Teller, machte ab und zu eine beiläufige Bemerkung zu ihrem Tischnachbarn. So kam man zum Hauptgericht; es war Hasenbraten, welch ein Zufall!
    Der Braten war gut zubereitet, aber kaum einer ließ sich ein zweites Mal geben, die Situation war irgendwie kompliziert. Bald wurde das Dessert serviert, Multbee­ ren mit Schlagsahne, dann wurde die Tafel aufgehoben. Die Tischtücher wurden gewechselt, man trank nun Kaffee nebst Likör und Kognak. Erst in dieser Phase lockerte sich die Stimmung.
    Draußen liefen Soldaten auf Skiern vorbei, mal in die-se, mal in jene Richtung, und durch die dämmerige Landschaft dröhnten Geländewagen. Die Gäste schau­ ten gelangweilt durchs Fenster, als wäre es ein Fernseh­ gerät, das man während eines nichtssagenden Pro­ gramms vergessen hatte abzuschalten. Bald wurde es draußen ganz dunkel, es schien, als hätte das Gerät einen Defekt: Das Bild verdunkelte sich immer mehr, bis es ganz schwarz war. Nur die Geräusche blieben: Die Kampfrufe der Soldaten, das Knallen der Platzpatronen und das Dröhnen der Fahrzeuge drangen gedämpft in das Quartier, in dem die hohen Gäste leichthin über dieses und jenes plauderten.
    17. KAPITEL
    Das Feuer
    Als sich Vatanen nachts neben dem Hasen und seinem Rucksack auf dem Fußboden des Mannschaftsraumes schlafen legte, kam der Beamte des Außenministeriums, um ihm mitzuteilen: »Soweit ich weiß, gehören Sie in keiner Weise zu den geladenen Gästen. Herr Vatanen – so war wohl Ihr Name –, ich schlage vor, Sie verschwin­ den mit Ihrem verfluchten Hasen und lassen sich nicht wieder hier blicken. Das wäre die beste Lösung für uns alle. Ich habe mit dem schwedischen Militärattaché gesprochen, und er ist derselben Meinung. Wie er sagte, ist seine Frau nicht mehr so erpicht auf den Hasen.«
    Vatanen begann seine Sachen zusammenzusuchen. »Mich wundert ein wenig, mit welcher Unverfrorenheit
    Sie sich an eine offizielle Festtafel setzen konnten. Ha-ben Sie das absichtlich getan? Ihr Tier nehmen Sie jetzt mit. Es hat uns soviel Ärger eingebracht, wie Sie sich nicht mal im Traum vorstellen können.«
    »Aber die Dame war doch der Meinung, sie könne oh-ne diesen Hasen nicht leben«, murmelte Vatanen.
    »Verdammtes Vieh, deshalb haben wir ja die ganzen Scherereien. Erzählen Sie mir hier nichts von den Wün­ schen irgendeiner Dame. Machen Sie, daß Sie wegkom­ men! Ich gebe Ihnen hundert Mark, oder nehmen Sie
    meinetwegen zweihundert, ich habe die Nase voll.« Vatanen nahm zwei Hunderter in Empfang und frag-
    te: »Muß ich quittieren?«
    »Verschwinden Sie jetzt, zum Teufel!« Vatanen hatte seine Sachen gepackt und steckte den
    Hasen in den Rucksack, so daß nur der Kopf herauslug­ te. Bevor er den Raum verließ, streckte er dem Beamten die Hand hin, doch der zischte nur wütend. Draußen ging Vatanen zweihundert Meter auf einem Trampelpfad zu den Zelten der Rekruten. Er schlüpfte in ein Mann­ schaftszelt, um dort zu übernachten. Die erschöpften Männer kochten gerade Tee. Sie boten auch Vatanen welchen an, niemand stellte eine Frage. Der Zeltofen war geschwärzt, der verantwortliche Soldat legte feuchte Birkenscheite nach, die im Feuer knackten und knarr­ ten.
    Gegen Morgen gab es Alarm, aber niemand verließ das Zelt. Einer der Soldaten holte Spielkarten hervor. Vatanen wurde aufmerksam und sagte, er mache den Einsatz, wenn sich Mitspieler fänden.
    Er legte seine zweihundert Mark auf die Decke, er­ klärte, woher sie kamen, und das ganze Zelt begann offenen Poker zu spielen. Nach einer Stunde war das Geld verteilt. Ein Soldat, der inzwischen draußen gewe­
    sen war, wußte zu berichten, daß eine Diplomatengattin am Vorabend Suppe aus Hasenscheiße gegessen habe.
    Dann wurde befohlen, die Zelte bis sechs Uhr abzu­ bauen.
    Niemand machte Anstalten, diesen Befehl auszufüh­ ren. Draußen schien ein nächtlicher Angriff im Gange, die Männer im Zelt beteiligten sich an der Kampfübung, indem sie aus Leibeskräften Hurra schrien. Der Krieg ging weiter, Geräusche von Fahrzeugen waren zu hören, irgendwo ertönte müde ein Feuerbefehl.
    Gegen neun Uhr verließ Vatanen das Zelt. Es war noch ziemlich dunkel, doch die Kriegshandlungen im Gelände waren inzwischen so heftig geworden, daß man das Lagerleben beenden mußte. Trotzdem wurde das Zelt noch nicht abgebaut.
    Das war auch gut, denn die Hütte von Vittumaisenoja stand in

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