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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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aufnehmen können. Also kein Trinkglas oder irgendetwas in Flaschenform bis auf ... Warum sollte ich Ihnen eigentlich helfen?« Ich öffnete die Augen.
    »Gut, ich zeige Ihnen alles.«
    »Die gesamte Tätowierung? Ist das eine Drohung?«
    »Nehmen Sie es, wie Sie wollen.«
    »Gut. Es war etwas da. So ein kleines altes Einmachglas«, log ich, damit der Mord zum Selbstmord wurde.
    »Wissen Sie, es war so ein Glas, wie es die Hausfrauen früher zum Einkochen von Obst benutzten, aber kleiner, mit einem roten Dichtungsring. Es lag zwischen Bett und Nachtschrank auf dem Kissen, als wäre es dahin gerollt.«
    »Es war offen?«
    »Ja. Und nichts darin, kein Tropfen.«
    »Dann war es wohl doch Selbstmord. Ich neigte schon lange zu dieser These. Er war im Besitz des chinesischen Parfums, das wussten wir. Er hatte es sich besorgen lassen, brüstete sich, damit den perfekten Mord ausführen zu können. Es verfliegt vollständig, es bleibt nichts zurück.«
    »Aber jemand anders hätte doch ...«
    »Ein Mörder hätte das Glas wieder mitgenommen.«
    »Jetzt habe ich eine Frage. Ihre Detektei hat mit William Godin zusammengearbeitet. Haben Sie mich in seinem Auftrag ausgeforscht?«
    »Ich nicht. Ich habe nur Geschäftspartner von ihm überwacht. Eine andere Abteilung hat aber ...«
    »Sie sind ihm begegnet?«
    Sie nickte.
    »Er kennt Ihre Tätowierung?«
    »Ja, alles.«
    »Zeigen Sie!«

20
    Scotty war besorgt. Es war uns nicht gelungen, Wachse zu erreichen. Nach einem kurzen Versuch, einen Billigflug zu buchen – schließlich war ich möglicherweise bald wieder arm –, nahmen wir eine Linienmaschine nach Neapel.
    Im Flugzeug zog Scotty einen Brief aus ihrem Handgepäck. »Meine Kündigung vom Institut.« Sie gab mir den Brief. »Nach dem Ausfall ihres größten Sponsors könnten sie sich eine international so renommierte Archäologin nicht mehr leisten.«
    Ich las das Schreiben. »Ziemlich unverschämt. Kann man etwas dagegen unternehmen?«
    »Du willst doch nicht auch als Sponsor am Institut in Williams Fußstapfen treten?«
    »Nein.«
    »Sie haben mir offen ins Gesicht gesagt, dass ich William Godins Bedingung gewesen sei. Ich glaube, ich habe mir dort nicht viele Freunde gemacht.«
    »Vielleicht wussten sie mehr über dich?«
    »Kann auch sein.«
    »Und was wirst du jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Scotty. »Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, aber alle liegen im Ausland. Ich warte mal ab, was auf mich zukommt.«
    Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Da könnte etwas Überraschendes kommen.«
    »Wie meinst du das?«
    Ich erzählte ihr von dem Besuch der Detektivin. Die Tätowierung ließ ich aus. Ihr gesamter ausladender Rumpf war tatsächlich mit einem schwarzen verschlungenen Muster bemalt gewesen. Die Sehnsucht nach einem anderen Körper, nach einer Metamorphose hatte sie angetrieben. Schließlich war es zur Sucht geworden. Wenn nicht die Gefahr bestände, dadurch ihre Arbeit zu verlieren, hätte sie wahrscheinlich längst auch Arme und Beine tätowiert.
    Scotty richtete sich auf, als ich begann, das Schlafzimmer mit dem Toten und allen Details zu beschreiben.
    »Warum hast du das gesagt, das mit dem Einmachglas?«
    »Es schien mir glaubwürdig. Sie verdächtigte mich nicht mehr, obwohl sie es vielleicht nie wirklich getan hat.«
    Scotty griff nach meiner Hand. »Ich ...«
    »Nein, nein, nein. Ich will kein Geständnis.«
    »Du weißt es?«
    »Wachse weiß es auch.«
    »Ja. Ich will nur ...«
    »Schon gut. Es ist in Ordnung. Jemand musste es tun. Ich hätte es sein könne. Wachse hätte es sein können. Martin, Salina, Helen, alle hatten ein Motiv.«
    »Aber ich muss es einmal sagen, verstehst du?«
    »Musst du wirklich?«
    »Ja, ich muss es loswerden, beichten. Sonst gestehe ich es noch der Polizei. Willst du das?«
    »Nein.«
    Sie neigte sich zu mir und flüsterte mir das Geständnis ihres Mordes ins Ohr.
    »Im Namen aller, die er gequält, manipuliert und missbraucht hat, erteile ich dir Absolution.«
    Sie schlief während der restlichen Flugzeit. Ich betrachtete ihr Gesicht, versuchte herauszufinden, welche Details mich daran anzogen. Ich glaube, es war im Wesentlichen der Schwung ihrer Nase. Nein, es waren doch die sorgsam geordneten Härchen der Augenbrauen oder eher noch der Schwung der Mundwinkel.
    Auf dem Flughafen von Neapel herrschte Hochbetrieb. Die italienischen Ferien hatten begonnen. Ich hatte einen Leihwagen reserviert. Bis Sapri wären es noch etwa zwei Stunden Fahrt. Aber die

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