Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman
erzählte von dem Hauswirt, lobte ihn. Er traf kurz darauf ebenfalls ein, schüttelte mir kräftig die Hand. Allmählich versammelten sich alle Bewohner des Hauses. Meine Räume waren angefüllt mit Menschen, die ich zum großen Teil nie gesehen hatte. Manche glaubten, ich hätte Geburtstag, andere, es ginge um ein Jubiläum. Ich schleppte weitere Getränke aus dem Keller herbei und hielt eine kurze Rede, in der ich mich bei allen für die Nachbarschaft bedankte und klarstellte, dass ich nur das Fest eines Einbruchs feierte, bei dem nichts gestohlen worden war. Darauf unterhielten sich alle noch lauter und angeregter. Jeder hatte eine Einbruchsgeschichte zu erzählen. Meine Nachbarin holte einen transportablen CD-Player und begann, nach dem kläglichen Ton der kleinen Lautsprecher mit einem der Polizisten Tango zu tanzen. Die Menge wuchs an. Von zwei Arbeitern wurden Bierkästen geliefert. Ich bezahlte sie. Die Arbeiter blieben da. Inzwischen tönte auch aus meinem Wohnzimmer Musik. Der Anwalt hatte meine Designanlage und meine CD-Sammlung unter den indischen Tüchern entdeckt. Der Exporteur übernahm die Aufgabe, immer wieder für saubere Gläser zu sorgen. Einem Mädchen, das von der Straße her den Geräuschen gefolgt war, goss er Wein ein und erzählte ihr, es sei ein Abschiedsfest, der Besitzer des Büros sei pleite und wolle sich morgen umbringen. Obwohl ich direkt neben ihnen stand, zeigte er auf jemanden am anderen Ende Raumes. Es wurden drei Pizzas in Familiengröße mit einer Gratisflasche Rotwein geliefert. Ich zahlte. Die Nachbarin schnitt sie mit einem Papiermesser. Die Stücke wurden teilweise über die Köpfe hinweg weitergereicht. Auch der Pizzabote blieb. Für einen Moment sah ich Eva an der Wand in dem kleinen Flur nach hinten gelehnt, sie unterhielt sich angeregt mit dem Hauswirt. Wo kam die plötzlich her? Die Räume waren so voller Menschen, dass ich eine Weile brauchte, um mich durchzudrängen. Eva war nicht mehr da. Die Freundin des Hauswirts mixte Getränke im Wohnzimmer, versuchte, mich zu küssen. Ich wehrte sie ab, öffnete mein Schlafzimmer. Ein Pärchen lag im Bett. Ich konnte nicht sagen, wer sie waren. Ich ließ sie allein. Die Nachbarin fing mich ab, umarmte mich. Wann ich sie endlich nach der Funktion des Schlüssels an ihrer Kette befragen würde? Ich fragte, und sie antworte, er sei für ihr Herz und ob ich ihn benutzen wolle. In diesem Moment entdeckte ich in der Nähe der Tür meine Großmutter. Ich erschrak. Das war nun wirklich nicht möglich.
»So war es nicht gemeint«, sagte die Nachbarin.
»Was war nicht so gemeint?«
»Mein Angebot hat Sie erschreckt.«
»Nein, ich sah nur über Ihre Schulter hinweg plötzlich meine Großmutter.«
»Und ich dachte schon, ich wäre die Ursache für Ihren Gesichtsausdruck gewesen.«
Ich griff nach ihrer Kette, betrachtete den Schlüssel. »Vielleicht komme ich darauf zurück«, sagte ich.
»Ich dachte, es würde funktionieren.«
»Was?«
»Na, zuerst zeige ich mich im Unterrock, als Lockmittel, dann organisiere ich dieses Fest. Ich habe alle aus dem Haus angerufen.
Und wenn Sie dann betrunken sind, falle ich über Sie her. So ist es geplant.«
»Das Schlafzimmer ist bereits besetzt.«
»Ach, die. Das sind nur Platzhalter. Die habe ich auch engagiert.
Wenn wir zusammen hineingehen, verschwinden die sofort. So ist es abgesprochen.«
»Und die Einbrecher?«
»Kommen auch von mir.«
»Wirklich? Und der Schlosser?«
Sie nickte. »Der geht natürlich auf meine Rechnung.«
»Das ist ein Witz?«
Sie schüttelte den Kopf. »Irgendeinen Anfang musste ich finden.«
3
Nach Mitternacht leerten sich mein Büro und die Wohnung allmählich. Der Exporteur räumte die Gläser zusammen, wischte Tische ab und füllte Müllsäcke.
In meinem Wohnzimmer saß der Anwalt und hielt die Nachbarin an ihrer Halskette fest. Er betrachtete den kleinen Schlüssel. Ich setzte mich zu ihnen. Der Exporteur kam mit dem eingeschalteten Staubsauger herein.
Ich stellte mich ihm in den Weg. »Das ist wirklich nicht nötig.«
»Ja, ja«, sagte er und lachte. Die Antwort eines Schwerhörigen.
Er betrachtete mich einen Augenblick mit offenem Mund, als müsste er sich erinnern, wer ich sei, dann saugte er weiter. Die Nachbarin legte den Finger auf die Lippen, dann flüsterte sie mir ins Ohr. »Ich bezahle ihn doch dafür.«
»Den auch?«
Wir schwiegen, bis der Exporteur mit dem Sauger wieder draußen war.
Der Anwalt holte seine Tasche unter dem Tisch
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