Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
bereit.
Sie fuhren in einem privaten Aufzug zur Chefetage im neunundzwanzigsten Stock hinauf. Durch die Fenster blickte man auf tiefstehenden Smog hinunter, den die glühende Sonne orange verfärbte. Das flüsterleise Summen eines Elektrorollstuhls wurde von einem freudigen Ausruf übertönt: »Paul!«
Janson trat dem sondergefertigten sechsrädrigen Rollstuhl entgegen und hielt dem Mann die Hand hin: »Hallo, Doug. Wie geht’s dir?«
»Großartig. Wunderbar.«
Sie schüttelten sich die Hand und musterten einander einen langen Moment. Zwei gutgekleidete weiße Typen im mittleren Alter, dachte Jessie Kincaid. Doug Case trug einen Viertausend-Dollar-Anzug und ein weißes Hemd mit schimmernder gelber Krawatte. Er war glattrasiert, und seine Frisur war die teure Version eines militärischen Bürstenschnitts. Man sah ihm an, dass er sich – so wie Paul – früher in raueren Gefilden bewegt hatte und kein glatter Businesstyp war.
»Danke, dass du so schnell gekommen bist.«
»Ist mir ein Vergnügen. Das ist meine Partnerin Jessica Kincaid.«
Doug Cases Hand besaß die biegsame Festigkeit von laminiertem Kevlar. Er musterte sie mit seinem durchdringenden Blick und rief Janson über die Schulter zu: »Was weiß sie?«
»Über uns?«, fragte Janson und blickte sich auf dem Flur um. Ihm war nicht wohl dabei, schon hier draußen zur Sache zu kommen, auch wenn im Moment niemand zu sehen war. »Dass wir Special Forces waren. Und dass es dich schwerer erwischt hat als mich.«
»Was ist mit Ihnen, Jessica? Woher kommen Sie?«
»Über sie brauchst du nichts zu wissen«, wandte Janson freundlich, aber bestimmt ein.
»Haben Sie gewusst, Jessica«, sagte Case, »dass mein ehemaliger, und Ihr jetziger ›Partner‹ von seinen Kollegen ›die Maschine‹ genannt wurde?«
»Kein Kommentar«, gab Jessie lächelnd zurück.
»Die Maschine war der Beste von allen. Haben Sie das vielleicht gehört?«
»Lass das, Doug. Das gehört nicht hierher.«
»Okay, wir stehen ja alle nicht mehr dort, wo wir einmal waren, nicht wahr? Heute beschränken sich meine Heldentaten darauf, unsere SCADA-Systeme im Auge zu behalten.«
Er sah Jessica herausfordernd an, doch sie lächelte nur und schwieg. »Supervisory Control and Data Acquisition ist zunehmend Cyberangriffen ausgesetzt, weil die Firmen von sicheren privaten Netzwerken zu Internetnetzwerken wechseln, um Kosten zu sparen.«
»Aber das ist nicht der Grund, warum du uns sprechen wolltest, Doug«, wandte Janson ein.
»Stimmt. Gehen wir in mein Büro.«
Sie folgten Doug Cases Rollstuhl über einen Flur, der von geschlossenen Türen gesäumt war.
»Wie war der Flug?«
»Pünktlich.«
In Doug Cases Empfangsbüro saß eine elegant gekleidete Frau mittleren Alters, die er ihnen als Kate vorstellte, zusammen mit zwei höflich lächelnden jungen Assistentinnen. Sein Privatbüro ging nach Süden. »An klaren Tagen sieht man den Golf von Mexiko.«
»Im Moment«, erwiderte Janson, »würdest du wahrscheinlich lieber den Golf von Guinea sehen.«
»Wie kommst du auf die Idee?«
»Wie geht es ASC im Moment?«
»Großartig. Unsere Sicherheitsstandards sind exzellent. Wir bauen keinen Mist bei der Förderung und haben die Kosten gut unter Kontrolle, deshalb erzielen wir einen größeren Gewinn pro Fass Rohöl als alle anderen. Außerdem haben wir unbeirrt weitergemacht, als alle anderen anfingen, nur noch wie verrückt nach Alternativen zu suchen.«
»Aber mit euren Ölreserven sieht es auch nicht mehr so toll aus. Die einzige Chance, sie wieder aufzufüllen, ist Westafrika. Cullen hat vor der Elfenbeinküste einen Haupttreffer gelandet, und ihr hofft wahrscheinlich auf das Gleiche, bevor die Chinesen euch die Beute wegschnappen. Euer Problem ist der Golf von Guinea.«
»Du hast deine Hausaufgaben gemacht, Paul. Wie immer. Trotzdem hat diese Sache nichts mit Ölreserven zu tun.«
»Was gibt’s denn dann für ein Problem?«
»Du hast vielleicht gehört, dass wir vorige Woche ein Offshore-Serviceschiff verloren haben.«
»Ich hab einen Bericht über ein solches Schiff gesehen, das mit der Mannschaft im Golf von Guinea gesunken ist. Ich wusste nicht, dass es American Synergy gehört hat.«
»Wir haben rausgekriegt, dass das Schiff von Rebellen des Free Forée Movement angegriffen wurde.«
»Warum?«
»Sie haben die Mannschaft ermordet.«
»Warum?«
»Wer zum Teufel weiß das schon? Das Problem ist, diese Wahnsinnigen haben einen unserer Leute geschnappt. Wir müssen ihn befreien.
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