Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
bis hinten durch. Wenn sie irgendein Detail auf ihrem Laptop überprüfte, klickte sie den Cursor ans untere Ende der Seite und scrollte dann nach unten, um zu verbergen, was sie bereits gelesen hatte. Sie wusste, dass sie allmählich zu müde zum Lesen wurde, als sich ein b auf den Kopf stellte und zum p wurde.
Stattdessen sah sie sich ein Blue-ray-Video an: American Synergy Corporation – New Energy for a New Tomorrow.
Paul hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt und war eingeschlafen. Sie drückte einen Knopf, um ihre eigene Rückenlehne nach hinten zu klappen, und hörte sich eine Rede von Kingsman Helms, dem Direktor der Erdölabteilung von ASC, an die Aktionäre an. Ein gutaussehender Mann, der sich gewandt auszudrücken verstand. Er erinnerte Jessica an einen evangelikalen Prediger.
»Es geht nicht darum, wie wir uns besser darstellen – wir müssen besser werden! Langfristiges Wachstum bedeutet langfristiges Überleben. Öl ist einer der Energielieferanten in unserem Sortiment, neben Wind- und Solarenergie, Biomasse, Kernenergie und Kohle. Unsere Mission ist es, sichere, umweltfreundliche und billige Energie zu produzieren, und das nicht nur heute, sondern auch noch in zwanzig Jahren.
In letzter Zeit ist einiges schiefgelaufen.« Helms stockte und blickte direkt in die Kamera, mit einem Ausdruck, der den Zuschauer sofort verstehen ließ, was er meinte: Fehlentwicklungen der Wall Street, übermäßige Einmischung der Regierung und Ölkatastrophen durch schlechtes Management bei anderen Firmen. »Die Amerikaner zählen mehr denn je auf uns. ASC wird sie nicht im Stich lassen, denn wir wissen, dass es nicht darum geht, heute erfolgreich zu sein, sondern Wege in eine erfolgreiche Zukunft aufzuzeigen.«
Die Rechercheabteilung von CatsPaw hatte an die DVD einen Zusatz angefügt: »Was die erneuerbare Energie betrifft, so verzichtet die Firma vollständig auf Biomasse, die laut einem geheimen Papier lediglich von den Farmstaaten gepusht werde. ASC investiert gerade genug in erneuerbare Energie, um sich einen grünen Anstrich zu geben, während man in Wahrheit massiv in den Kohlebergbau in den Appalachen investiert.« Jessie Kincaid wusste, was das bedeutete: Ganze Bergkuppen wurden weggesprengt, um an die Kohle zu gelangen. Die größte Herausforderung für ASC stellte gegenwärtig der Wettlauf um neue Bodenressourcen im Ausland dar, wo man sich mit der China National Offshore Oil Corporation einen mächtigen Konkurrenten eingehandelt hatte. »Kurz gesagt«, schloss der Bericht der Rechercheabteilung, »ASC kann sich im globalen Wettlauf um neue Fördergebiete nur schwer gegen China behaupten. Um auch noch in zwanzig Jahren erfolgreich zu sein, wird die ASC ihre Ziele mit allen Mitteln zu erreichen versuchen.«
Die Embraer landete um drei Uhr nachts auf dem William P. Hobby Airport in Houston. Jansons Piloten rollten die Maschine zum privaten Million Air Terminal und weckten ihre Chefs um sechs Uhr morgens, nachdem einer der beiden das Frühstück zubereitet hatte. »Weißt du, Mike«, sagte Janson, während er seine Krawatte knüpfte. »Meine größte Sorge ist, dass du irgendwann die Fliegerei aufgibst und ein Restaurant aufmachst.«
»Der Wagen kommt in zwei Minuten«, meldete Jessica, als sie im Seersucker-Rock und dazu passender Jacke aus der Umkleidekabine kam. Ihr Haar trug sie jetzt in einem glatten Bubikopf, der ihre hohe Stirn betonte. Ihr neues Styling unterstrich sie mit einem forschen Auftreten.
Der Million-Air-Wagen brachte sie zum Hilton Americas Houston Hotel. Sie schritten durch die Marmor-Rotunde, durchquerten die Lobby und mischten sich unter die Menge der Geschäftsleute, die vom Frühstückssaal zum angrenzenden Brown Convention Center eilten. Doch als Janson und Jessie Kincaid aus dem Verbindungskorridor hervortraten, umgingen sie den Empfangstisch und verließen das Haus, um sich ein Taxi zu nehmen.
Die Zentrale der American Synergy Corporation befand sich in einem runden dreißigstöckigen Gebäude, das etwas zurückgesetzt am Sam Houston Tollway stand wie ein riesiger bronzefarbener Silo. Entlang der Auffahrt, beim Haupteingang und in der Lobby waren zahllose Überwachungskameras angebracht. Die Sicherheitsleute überprüften die Besucher mit Metalldetektoren und waren ebenso bewaffnet wie die Mitarbeiter am Empfangstisch, die ihre Waffen jedoch nicht offen zeigten.
»Paul Janson und Jessica Kincaid, wir haben einen Termin bei Douglas Case.«
Ihre Besucherplaketten lagen schon
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