Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
es auch: hinter ihnen, das Dröhnen von Triebwerken vom Meer her. Er klappte das Nachtsichtgerät hoch. Der Tower war bereits im Licht der Morgendämmerung zu sehen.
»Turboprops.«
Die Flugzeugtriebwerke donnerten über sie hinweg und entfernten sich in Richtung der Hügel. Wenige Augenblicke später wendete die Maschine, und das Geräusch schwoll wieder an.
»Er landet.«
Die Fenster des Kontrollturms waren dunkel, der Flugplatz noch geschlossen. Wer immer hier landen wollte, tat es auf eigene Faust. Janson und Jessie beschleunigten ihre Schritte, um nicht von den Landescheinwerfern erfasst zu werden. Plötzlich sahen sie die Umrisse der Maschine vor dem grauen Himmel, ein zweimotoriges Transportflugzeug.
»Merkwürdig«, sagte Janson.
Jessica wunderte sich ebenfalls. Das Flugzeug sah nach einer Transall C-160 aus, der gleichen Maschine, wie sie das Deuxième Régiment Étranger des Parachutistes bei seiner Übung auf Korsika benutzt hatte. Das Flugzeug senkte sich rasch herab. Erst im letzten Moment flammten die Landescheinwerfer auf und erhellten den tarngrünen Rumpf. Das massive Fahrwerk schluckte die Erschütterung, als die Maschine aufsetzte. Die Bremswirkung der Propeller-Schubumkehr war so stark, dass die C-160 schon nach einem Drittel der Landebahn wenden konnte. Dröhnend rollte das Flugzeug mit grellen Landescheinwerfern auf sie zu.
»Was soll das?«, rief Iboga blinzelnd und versuchte, die Augen mit seinen gefesselten Händen abzuschirmen. Janson und Jessica hatten bereits die Nachtsichtgeräte heruntergeklappt, um das grelle Licht zu neutralisieren.
Als sie die Fallschirmjäger aus der hinteren Ladetür strömen sahen, blieben ihnen nur noch Sekunden zur Flucht. Doch dann hätten sie ihren Gefangenen zurücklassen müssen und auch Ed und Mike in Gefahr gebracht.
»Das ist die verdammte französische Fremdenlegion.«
»Wir sind hier in Italien. Sie haben hier nichts zu suchen.«
»Das hat ihnen wohl keiner gesagt.«
Eine donnernde Stimme, von einem Megafon verstärkt, rief etwas auf Französisch.
»Er sagt ›Hände hoch‹.«
»Hab’s verstanden.« Sie hoben die Hände in die Luft. »Was sagt er jetzt?«
»Ähm … ›Wir nehmen Iboga fest … nachdem er widerrechtlich aus Frankreich entführt wurde‹.«
Zwei Soldaten liefen herbei, schnappten sich die Sackkarre und rollten Iboga zur Transall.
»Da kommen die Bullen.«
Ein italienischer Polizeiwagen brauste mit quietschenden Reifen am Tower vorbei und mit Blaulicht über das Rollfeld. Zwei Carabinieri sprangen heraus, rückten ihre schwarzen Uniformen zurecht und schritten auf das Transportflugzeug zu. Ein französischer Fallschirmjäger trat vor und gab einen langen, lauten Feuerstoß mit seinem Sturmgewehr ab. Die Kugeln pfiffen an den Polizisten vorbei und zertrümmerten die Fenster in ihrem Streifenwagen.
»Seit wann benutzt die französische Armee AK-47-Gewehre?«
Ein zweiter Kugelhagel über die Köpfe der Carabinieri hinweg jagte die beiden Polizisten vom Rollfeld.
Janson zählte die Fallschirmjäger. »In der Transall haben achtzig Mann Platz. Ich seh zehn.«
»Das sind keine Legionäre. Die sind genauso falsch wie unsere. Herrgott, wer zum Teufel ist das?«
»Ich hoffe nur, sie bleiben bei ihrer Rolle und schießen nicht auf uns. Die AK-47 sind jedenfalls verdammt echt.«
»Sollen wir ihnen Iboga einfach so überlassen?«
»Wir folgen ihnen«, meinte Janson ohne große Hoffnung. »Falls sie uns nicht die Reifen zerschießen.«
Die Schützen in der Fallschirmjäger-Uniform befreiten Iboga von der Sackkarre und halfen ihm die Stufen zu ihrem Flugzeug hinauf.
Oben angekommen, grinste der müde wirkende Iboga plötzlich so breit, dass man seine spitzen Zähne sah.
»Was soll das?«, wunderte sich Jessie. »Er schaut richtig fröhlich drein.«
»Warte«, erwiderte Janson. »Es kommt noch schlimmer.«
Einer der falschen Fremdenlegionäre reichte Iboga sein charakteristisches gelbes Kopftuch, die Kufiya. Der Afrikaner wickelte es um seinen riesigen Schädel. Einen langen Moment stand er stolz wie ein König oben auf der Treppe. Dann bedeutete er dem Soldaten mit herrischer Geste, Janson und Kincaid zu erschießen, die immer noch mit erhobenen Händen dastanden.
Der Fallschirmjäger drückte jedoch nicht den Abzug, sondern drängte Iboga mithilfe der anderen, ins Flugzeug einzusteigen. Der Diktator schimpfte und deutete wieder auf Janson und Jessica. Es brauchte vier kräftige Männer, um Iboga schließlich durch die
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