Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
den nächsten USB-Port und blickte auf Eds Bildschirm. »Zahlen. Bankleitzahlen. Eine ganze Liste.« Er rief die Spezialistin von CatsPaw an. »Sehen Sie sich mal diese Zahlen an«, sagte er und gab sie durch.
Die Frau rief schon nach wenigen Minuten zurück. »Vier Banken in Zagreb.«
»Kommen Sie rein?«
»Nach welchen Regeln wollen Sie vorgehen?«
»Nach denen von korrupten Diktatoren.«
»Wir könnten reinkommen, wenn uns jemand hilft, dem wir eine Zuwendung von einer Million Euro in Aussicht gestellt haben.«
»Ist genehmigt«, sagte Janson.
Als sie sich in einer Flughöhe von zweiundvierzigtausend Fuß der Straße von Gibraltar näherten, schaltete Janson das Radar der Embraer ab, um ihre Anwesenheit nicht zu verraten. Somit waren sie ganz davon abhängig, was ihre Augen sahen. Janson suchte gerade den Himmel ab, als plötzlich eine Mirage F1 der marokkanischen Luftstreitkräfte vom Luftstützpunkt Casablanca heraufschoss.
Der Abfangjäger hätte sie mit Sicherheit erwischt, hätte Janson nicht zufällig einen Sonnenstrahl auf ihren Flügeln aufblitzen sehen. Seine Hand verharrte über dem Auslöser des Störkörperwerfers, seit sie sich der Straße von Gibraltar auf zweihundert Meilen angenähert hatten, und er drückte den Knopf, ohne zu zögern. Wenige Augenblicke später sah er, wie sich eine Wolke aus metallbeschichteten Streifen und glühenden Punkten ausbreitete, die in der Mirage als eine Unmenge von Zielen wahrgenommen wurden.
»Rauf oder runter?«, fragte Jessica.
Janson wog die Möglichkeit, wieder abzutauchen, gegen die Aufmerksamkeit ab, die dieses Manöver wecken würde, bevor sie unter dem Radar verschwanden. »Rauf. Schnell.«
Jessica reagierte blitzschnell.
Die Flugverkehrskontrolle reagierte verständnislos und wütend. Janson ignorierte die englischsprachigen Anfragen und antwortete den übrigen mit irgendeiner Fantasiegeschichte. Fünf Minuten verstrichen langsam. Hatte die Mirage aufgegeben? Oder nahm sie die Verfolgung auf? Er blickte sich in alle Richtungen um und betete, dass nicht plötzlich ein silberner Pfeil aus dem makellos blauen Himmel hervorschoss.
Schließlich sah es ganz so aus, als hätten sie den Verfolger abgeschüttelt. Und es ließen sich auch keine weiteren Abfangjäger blicken. Vor ihnen und zu beiden Seiten war nur noch der blaue Atlantik zu sehen. Elfhundert Meilen südwestlich lagen die Kanarischen Inseln, zweieinhalb Flugstunden entfernt.
Jessica bestätigte, dass der Autopilot das Ziel anflog, stand auf und streckte sich.
»Mike wäre stolz auf seine Schülerin«, meinte Janson.
»Falls es die SR war, verstehe ich nicht, warum sie uns nicht erschossen haben. Iboga wollte es unbedingt.«
»Vielleicht war in dem Fall nicht Iboga der Auftraggeber. Das war weniger eine Rettung als eine Entführung.«
»Du meinst, um an sein Geld heranzukommen? Aber sie hatten ihn ja schon vor Wochen in ihren Händen. Sie hätten ihn längst zwingen können, das Geld herauszurücken.«
Jansons Satellitenhandy klingelte wie ein Glöckchen, was ihm verriet, dass Quintisha Upchurch anrief. »Ja, Quintisha?«
»Präsident Ferdinand Poe will Sie dringend sprechen.«
Janson rief Poe sofort an. Der alte Mann meldete sich mit angespannter Stimme. »Haben Sie Iboga?«, rief er.
»Ich hatte ihn, Mr. President. Leider ist er mir entwischt. Ich arbeite daran, ihn zurückzuholen.«
»Ich habe Ihnen ja gesagt, er wird flüchten.«
»Ja, ich weiß, und …«
»Nein, Sie verstehen nicht. Die haben Mario Margarido umgebracht.«
»Wer hat es getan?«
»Wer weiß?«, antwortete Poe in bitterem Ton. »Er ist angeblich in seinem Swimmingpool ertrunken.«
»Wo ist Sicherheitschef da Costa?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich bin in dreizehn Stunden da.«
»Iboga kommt zurück. Ich weiß es.«
»Ich werde vor ihm da sein. Das verspreche ich Ihnen.«
39
Janson rief Doug Case an. »Gibt’s was Neues aus dem Untergrund?«
»Kann ich nicht wissen. Ich bin gerade vierzigtausend Fuß über der Erde, in einem Firmenjet, trinke Champagner und dreißig Jahre alten Bordeaux und esse Beef Wellington.«
»Diesen Luxus wirst du in deinem neuen Job vermissen.«
»Eine Stunde lang war’s toll, aber jetzt schicken die Jungs und die viel zu wenigen Mädchen Nachrichten an ihre Kinder daheim. Die Leute wissen einfach nicht mehr, wie man feiert.«
»Wo fliegst du hin?«
»Île de Forée. Wir haben ein großes Medienspektakel an Bord der Vulcan Queen. Wo bist du?«
»Italien.«
»Italien?
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