Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Was machst du in Italien?«
»Das ist ein ziemliches Schlamassel, aus dem ich mich irgendwie rausreden muss. Worum geht’s bei dem Medienspektakel?«
»Um die Unterzeichnung des neuen Vertrags zwischen ASC und Ferdinand Poe. Ein großes Händeschütteln, und die ganze Welt ist Zeuge. Aber jetzt hab ich gerade gehört, dass Mario Margarido gestorben ist. Wer weiß, ob uns das nicht einen großen Strich durch die Rechnung macht. Mario war so was wie die Stimme der Vernunft in der Rebellenregierung. Hör zu, ich hab’s eilig. Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen.«
»Doug. Weißt du schon etwas über GRA?«
»Ground Resource Access? Nein.«
Janson beendete das Gespräch und wandte sich Jessica zu. »Wie geht’s deinem alten Freund Doug?«, fragte sie.
»Nicht sehr gesprächig«, antwortete Janson. »Leg dich doch ein bisschen hin. Ich pass so lange auf den Autopiloten auf, während ich ein paar Telefongespräche führe.«
»Ich bin nicht so müde.«
»Ich brauch dich ausgeruht.«
»Was hast du vor?«
»Kannst du das Flugzeug auf den Kanaren landen, auftanken, gleich wieder starten und auf Île de Forée landen?«
»Ich hab grade einen blitzsauberen Start hinbekommen. Mit ein bisschen Glück gelingt es noch mal. Starten ist relativ einfach: Du glühst die Startbahn runter und ziehst sie bei der richtigen Geschwindigkeit hoch. Das Landen ist bedeutend kniffliger: Zu langsam darfst du nicht sein, aber auch nicht zu schnell, weil du sonst über die Piste schießt. Es hat schon seinen Grund, warum mich Mike nie hat landen lassen. Und zweimal heißt, das Glück herausfordern.«
»Wie ist es am Simulator gelaufen?«
»Es hat zwei- von dreimal geklappt.«
»Das heißt, du wirst immer besser.«
»Warum fragst du?«
»Es wäre schwierig, auf den Kanaren so kurzfristig einen Piloten zu bekommen, dem wir trauen können. Außerdem, bei all dem Kram, den ich im Flugzeug habe, müssen wir drauf achten, nicht zu viel Treibstoff zu verbrauchen. Wenn wir’s bis Île de Forée schaffen wollen, sind das Äußerste acht Leute plus Ausrüstung, einschließlich des Piloten.«
»Und?«
»Ich würde das Gewicht lieber in einen zusätzlichen Schützen investieren und auf einen Piloten verzichten, der nur fliegen kann. Vor allem, wenn ich ohnehin keinen vertrauenswürdigen Mann finde.«
»Heißt das, wir ziehen in den Krieg?«
»Den gibt es so oder so. Wir mischen uns ein bisschen ein. Poes Stabschef ist in seinem Swimmingpool ertrunken. Die Chefs der American Synergy Corporation fliegen nach Île de Forée wegen eines ›Medienspektakels‹. Und Iboga läuft frei herum, weil ich Mist gebaut habe. Ich muss etwas gegen ihn unternehmen, wenn er auf Île de Forée aufkreuzt.«
»Genau die Art von Operation, die du nicht magst: ohne Plan, ohne jede Vorbereitung.«
»Deine Schuld ist es nicht. Du musst nicht kämpfen.«
»In einem Punkt hast du jedenfalls recht.«
»In welchem?«
»Ich brauch ein bisschen Schlaf.« Sie stand auf. »Das Flugzeug gehört dir.«
Janson wechselte auf den linken Sitz. »Okay«, sagte er. »Schlaf gut.«
Jedes Mal, wenn Mike die Maschine sehr früh auf der Landebahn aufsetzen ließ, als würde er eine Landung auf einem Flugzeugträger aus seiner Zeit als junger Pilot wiederholen, hatte er Jessica gewarnt, das Kunststück nie selbst zu probieren. Eine kurze Landung zu versuchen, war einfach zu gefährlich.
Sie ließ sechshundert Meter Asphalt an der Südostküste der Insel Fuerteventura unter ihren Rädern vorbeiziehen, um sicherzugehen, dass sie die Landebahn erwischte, ehe sie den Schub bis zum Anschlag zurücknahm. Die Embraer setzte hart auf und schlingerte bedrohlich. Die seitliche Bewegung der Maschine war eine tödliche Einladung zu einer Überreaktion. Doch Jessica brachte das Flugzeug mit der sicheren Hand der Rennfahrerin unter Kontrolle in dem Wissen, dass die über drei Kilometer lange Landebahn, die für mit Touristen vollgepackte 747er gebaut war, einen Kilometer mehr Auslauf bot, als sie benötigte.
Im Terminal verlief ebenfalls alles zufriedenstellend. Freddy Ramirez’ Leute vom Protocolo de Seguridad hatten bei einem Vertreter des Flughafenmanagements wahre Wunder bewirkt. Geld wechselte den Besitzer, und die Embraer war aufgetankt und startklar, noch ehe Freddy selbst in einem fensterlosen Van der Flughafensecurity heranfuhr, zusammen mit vier Männern, die Instrumentenkoffer für Posaune, Bass, Keyboard und Gitarre mit sich trugen. Sie sahen ungewöhnlich fit aus für
Weitere Kostenlose Bücher