Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
dem »Medienspektakel« auf der Vulcan Queen gebracht wurden. Janson hielt vergeblich Ausschau nach Doug Cases Rollstuhl. Möglicherweise saß er im ersten Hubschrauber.
Der Beamte der Einreisekontrolle, der die Embraer schon beim letzten Besuch abgefertigt hatte, begrüßte Janson herzlich. Janson fragte, wo er Sicherheitschef da Costa fand.
»Sie haben ihn knapp verfehlt. Er fliegt mit dieser Maschine nach Lissabon.«
»Da Costa reist ab?« Ausgerechnet jetzt, da Iboga frei herumlief? »Das Flugzeug nach Lissabon ist noch nicht gestartet. Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
»Kommen Sie! Schnell! Vielleicht erwischen wir ihn noch. Um den Papierkram kümmern wir uns später.«
Der Beamte führte Janson ins Terminal, dessen Leere darauf hindeutete, dass noch nicht allzu viele Passagiere die Linienflüge nutzten. Überall brannte Licht, doch nur wenige Reisende warteten am Flugsteig des EuroAtlantic-Flugs nach Lissabon.
»Da!«
Janson sprintete los.
Da Costa, mit dem Blazer über dem Arm und einem kleinen Rollenkoffer, sah ihn überrascht an. »Was tun Sie hier, Mr. Janson?«
»Wo fliegen Sie hin?«, fragte Janson.
»Nach Lissabon. Urlaub.«
»Ich habe gehört, Stabschef Margarido ist gestorben.«
»Tragisch. So jung.«
»Ist das nicht ein etwas unpassender Zeitpunkt für einen Urlaub, so kurz nach dem plötzlichen Ableben von Präsident Poes Stabschef?«
»Die Reise ist lange geplant«, antwortete da Costa ausweichend. »Leben Sie wohl.«
»Ist Ihnen klar, dass Iboga zurückkehren könnte?«
»Ich habe gehört, dass Sie ihn nicht erwischt haben. Leben Sie wohl, Janson. Ich muss jetzt los.«
»Ich möchte Sie noch um ein Abschiedsgeschenk ersuchen.« Janson ließ nicht locker.
»Ein Geschenk?« Da Costa schaute ihn verblüfft an. »Ich bin kein reicher Mann, Janson.«
»Kein Geld. Ein Geschenk, um Ihr Gewissen zu erleichtern, dass Sie ausgerechnet jetzt das Land verlassen.«
»Welches Geschenk?«
»Bevor Sie nach Lissabon fliegen, befehlen Sie Poes Garde, sich beim Palast zu formieren.«
»Das kann ich nicht. Sie sind bei Manövern im Landesinneren.«
»Niemand bewacht den Palast?«
»Ein paar sind hier.«
»Dann befehlen Sie ihnen bitte, mir die Erlaubnis zu geben, mit einem Hubschrauber beim Palast zu landen.«
Statt zu fragen, warum, zog da Costa sein Handy hervor. Er schien erleichtert, irgendwie helfen zu können. »Das kann ich für Sie tun. Was für ein Hubschrauber ist es?«
»Von LibreLift, mit Kennzeichen von Gabun.«
Da Costa sprach in knappen Worten ins Telefon. »Ist erledigt«, sagte er schließlich zu Janson.
»Danke. Wollen Sie Ihren Urlaub nicht doch verschieben?«
Da Costa schaute Janson ins Gesicht. Ein Muskel in seiner Wange zuckte. »Ich habe als Spion in Ibogas Hochburg überlebt, indem ich auf meinen Instinkt vertraute. Jetzt rät mir mein Instinkt, den vielleicht letzten Flug nach Lissabon zu nehmen. Bitte, schauen Sie mich nicht so verächtlich an. Es ist nicht so leicht wegzugehen.«
»Ich weiß«, sagte Janson. »Es ist fast so schwer wie nicht wegzugehen.«
Da Costa lief rot an. Im Flüsterton sagte er: »Die Leute, die mich bestochen haben, glauben, ich hätte es wegen des Geldes getan. Doch es ging mir um mein Leben. Das hier ist vorbei. Iboga wird zurückkommen und regieren. Wenn ich bleibe, bin ich so gut wie tot.«
»Wer hat Ihnen das Geld gegeben?«
Da Costa ging weiter. Kurz vor dem Gate blieb er stehen und kehrte um.
Janson trat ihm entgegen. »Haben Sie es sich anders überlegt?«
»Nein«, antwortete da Costa. »Aber ich mache Ihnen noch ein Geschenk. An Ihrer Stelle würde ich mir die ankommenden Flüge genau ansehen.«
Jansons Augen sprangen zum nächsten Monitor. Eine Maschine würde heute noch eintreffen: TAAG Angola Airlines 224 aus Luanda.
Das Flugzeug aus Angola würde jedoch nicht wie geplant um 21.00 Uhr ankommen, sondern laut Angabe mit drei Stunden Verspätung, also gegen Mitternacht.
Das gequälte Lächeln des Sicherheitschefs verriet Janson alles, was er wissen musste. Freunde von Iboga, der selbst im Angolakrieg gekämpft hatte, halfen dem abgesetzten Diktator, mit diesem Flugzeug nach Île de Forée zurückzukehren.
Sie fuhren mit Taxis zum Präsidentenpalast, zwei Autos für die spanischen Schützen und ihre Instrumentenkoffer, eines für Janson und Jessica und ihr Gepäck.
»Das erste Mal, dass ich mit dem Taxi in den Krieg ziehe«, murmelte sie. »Wo sind die ganzen Leute hin? Die Straßen sind so leer.«
Im Palast
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