Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
er dich nicht.«
»Sonst noch was?«
»Morgen früh fällt mir bestimmt noch einiges ein, aber heute zählt nur noch der Sieg. Der Doktor ist gerettet, und ein Land ist von seinem Diktator befreit.«
Jessie Kincaid hob ihr Glas und schaute ihm in die Augen. »Auf freie Ärzte und ein freies Île de Forée!«
Sie stießen an und nahmen einen Schluck Champagner.
»Nicht schlecht. Was ist das für einer?«
Janson nahm die Flasche und zeigte ihr das Etikett. »Mumm.«
»Ausgezeichnet.«
Sie aßen ein wenig von dem Hummer, etwas Salat, Brot und ein kleines Stück Steak, dazu ein paar Schlucke eines argentinischen Malbec. Ed räumte das Geschirr ab und schloss die Tür zum vorderen Bereich des Flugzeugs.
»Müde?«, fragte Jessica.
»Der Körper ja, der Kopf nein. Du?«
»Noch nicht. Morgen werd ich dann wahrscheinlich zwei Tage durchschlafen. Hast du viele blaue Flecken abbekommen?«
»Ein paar«, sagte Janson. »Und du?«
»Willst du nachschauen?«
»O ja.«
11
Das Rotlichtviertel von Porto Clarence befand sich in der Nähe der Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe, eine gut beleuchtete Promenade, von lächelnden Polizisten bewacht.
Terry Flannigan sah, dass das einzige Schiff im Hafen eine alte bulgarische Rostschüssel war, auf deren großem Namensschild »Varna Fantasy« stand. Benannt nach dem Schwarzmeerhafen, von dem das Schiff kam, und der bulgarischen Kreuzfahrtlinie Fantasy. Die bulgarischen Touristen hatten also einen afrikanischen Krieg aus nächster Nähe erlebt und suchten nun bestimmt Zerstreuung in den Massagesalons. Flannigan hatte Poes neuen Sicherheitschef gefragt, wo man sich hier ein bisschen vergnügen könne, und Patrice da Costa, der in dem Krieg als Spion in der Stadt aktiv gewesen war, hatte für ihn in einem Bordell angerufen, das sich die Bulgaren nicht leisten konnten.
Flannigan wurde wie ein König empfangen, man sagte ihm, dass die Nacht auf den Sicherheitschef gehe, und führte ihm ein Video vor, das die Belegschaft bei der Arbeit zeigte. So ließ sich das Problem umgehen, vor allen Anwesenden eine auswählen zu müssen und damit die anderen zurückzuweisen. Er entschied sich für eine stämmige blonde Ukrainerin, die ein bisschen wie Janet Hatfield aussah.
In natura musste er sich eingestehen, dass die Ähnlichkeit nur minimal war, doch auf ihr Gesicht kam es eigentlich nicht so sehr an, sagte er sich. Wahrscheinlich würde er ohnehin die Augen schließen. Oder das Licht ausschalten. Er tat beides. Dann geschah etwas Seltsames. Er bekam keinen hoch.
»Das ist mir noch nie passiert, noch nie«, sagte er zu dem Mädchen, das offenbar kein Englisch sprach, aber sehr nett war, deshalb kam er sich nicht ganz so blöd vor. Es war gut, dass sie kein Englisch verstand. »Eine Freundin von mir ist umgebracht worden«, begann er zu erzählen. »Sie war ein richtig guter Mensch. Viel besser als ich. Man konnte auch Spaß haben mit ihr, sie war selbstsicher und wusste, was sie wollte. Ein Mädchen, auf das man sich hundertprozentig verlassen konnte. Sie wusste, wo’s langgeht, und das nicht nur mit dem Schiff, dessen Kapitänin sie war.«
Merkwürdig war auch, dass ihm plötzlich Tränen übers Gesicht liefen.
Jemand klopfte an die Tür.
»Das Zimmer ist für die ganze Nacht bezahlt«, sagte er mit brechender Stimme. »Gehen Sie.«
Doch das Mädchen machte das Licht an und drückte das Ohr an die Tür, dann winkte sie ihn zu sich. Die alte Frau, die den Laden führte, die bei ihm gesessen hatte, als er sich das Video angesehen hatte, flüsterte eindringlich. Flannigan öffnete die Tür.
»Gefährlicher Mann. Gefährlicher Mann. Er sucht Sie. Ich hab ihn weggeschickt, aber er hat mir nicht geglaubt, dass Sie nicht hier sind. Sie müssen gehen.«
Flannigan fragte nicht erst, wer der gefährliche Mann war. Seine Befürchtung schien sich zu bewahrheiten. Der Soldat, der Iboga auf seiner Flucht geschützt hatte, war tatsächlich van Pelt, der schießwütige Südafrikaner, der das Massaker auf der Amber Dawn angeführt hatte.
Flannigan zog sich an, drückte dem Mädchen ein paar Scheine in die Hand und ließ sich von der Bordellwirtin durch einen Seitenausgang in eine stinkende Gasse führen. »Wo gehen Sie hin?«, flüsterte sie.
»Wo ich mit offenen Armen aufgenommen werde.«
Er blickte auf die Straße hinaus, sah, dass die Luft rein war, und rannte zum Hafen hinunter. Er sprintete, so schnell er konnte, bog um eine Ecke und gelangte zur Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe. Die
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