Das Janus-Monster
doch sie war nicht mehr in der Lage, sich um Äußerlichkeiten zu kümmern.
Niemand konnte ihren Fall aufhalten.
Und den des Monsters auch nicht. Durch die zerbrochenen Spiegel fielen beide in die Tiefe, weg aus der fremden Welt, denn das Tor war durch die Aufprallwucht ihrer Körper zerbrochen worden. Wohin Shao fiel, wusste sie nicht. Ihr war nur klar, dass der Kampf weitergehen würde…
***
Kato sah aus wie ein Igel mit wenigen Stacheln. Shao hatte ihn viermal getroffen, und wir waren dabei die Zuschauer gewesen, die gern eingegriffen hätten, denen es aber unmöglich gemacht worden war.
Besonders Suko hatte gelitten. Jede Bewegung seiner Partnerin hatte er genau verfolgt, und bei jedem Treffer war er selbst zusammengezuckt, als wäre er erwischt worden. Immer wieder hatte er dann seine Hände kurz zu Fäusten geballt, um das Zeichen des Sieges zu präsentieren. Er freute sich, er jubelte innerlich, aber er sah auch - ebenso wie ich -, dass Kato verdammt stark war. Obwohl ein Pfeil sogar in einem der beiden Gesichter steckte, gab er nicht auf.
Suko sprach zu Shao, obgleich sie ihn nicht hören konnte. »Du musst mehr tun! Du musst weiter auf ihn schießen. Du musst ihn mit Pfeilen spicken…«
Sie konnte ihn nicht hören, und auch wir vernahmen keinen Laut aus dieser anderen Welt. Der Spiegel trennte uns. Obwohl zum Greifen nahe, war Shao für uns nicht erreichbar.
Kato erholte sich wieder. Es machte ihm nichts aus, dass ein Pfeil in seinem Gesicht steckte und drei weitere in seinem Körper. Die Spitzen hatten Wunden in seine Gestalt gerissen, aus denen kein einziger Tropfen Blut quoll. Auch keine andere Flüssigkeit, wie grünes Blut, wie wir es oft genug bei Dämonen aus dem Land Aibon erlebt hatten.
Er wankte, er hatte Mühe, sich auf seinen mächtigen und muskelbepackten Beinen zu halten.
Ich hörte Suko scharf einatmen und auch lachen. Hinter uns stand Akina. Sie sprach mit sich selbst. Ihre Stimme hörte sich trotz der geflüsterten Worte schrill an.
»Er kippt, John! Verdammt noch mal, Kato wird kippen. Er hat Kraft verloren, siehst du das nicht?«
»Ja, aber noch steht er!«
»Verdammt, sei nicht so pessimistisch. Er muss einfach fallen und dann liegen…«
Die nächsten Worte blieben Suko im Hals stecken, denn Katos Reaktion warf all seine optimistischen Vorstellen über den Haufen. Er tat uns nicht den Gefallen, zusammenzubrechen. Möglicherweise hatte Shao ähnlich gedacht wie wir, aber sie hatte einfach zu lange gewartet, und diese Chance nutzte Kato.
Er ging nicht. Er stieß sich einfach ab. Wir konnten mit ansehen, welche Kraft in seinem Körper steckte. Dieses Masse an Monster war schnell, verdammt schnell sogar. Sie flog durch die Luft, sie hatte die Arme nach vorn gestreckt und die Hände dabei gespreizt. Diese zehn Messer zielten auf Shaos Körper. Für uns sah es so aus, als könnte sie ihrem Tod nicht entgehen.
Verzweifelt brüllte Suko ihren Namen.
Shao hörte uns nicht. Aber sie bewegte sich. Während Suko eine Hand vor sein Gesicht schlug, um den Schrecken nicht zu sehen, zwang ich mich dazu, in den magischen Spiegel zu schauen, und ich sah, dass Shao das Beste aus ihrer Situation gemacht hatte.
Wegducken, zur Seite tauchen, den Killerklauen im letzten Augenblick entgehen und dann…
Ja, und dann brach der Spiegel! Mit einem Höllengetöse platzte er auseinander und zersplitterte in zahlreiche Einzelstücke, die nicht mehr in der anderen Welt blieben, sondern wie tödliche Waffen in unsere hineinjagten und die Grenze zwischen den Dimensionen somit zerstörten.
Neben mir riss Suko die Arme als Deckung hoch, weil er nicht von den Spiegelsplittern getroffen werden wollte. Ich sprang zur Seite, stieß gegen Akina und riss sie von den Beinen. Ich konnte mich dabei mit einem langen Schritt noch halten. In der Bewegung drehte ich mich nach links.
Es gab die andere Welt zumindest für uns nicht mehr. Es war kein Spiegel mehr vorhanden, die freie Sicht war uns genommen worden, und es existierte auch keine Leere hinter den ehemaligen Spiegeln. Es war das normale Mauerwerk des Killers zu sehen. Alle Spiegel waren zerbrochen und lagen als Reste auf dem Boden.
Wie auch Kato und Shao!
Beide lebten, aber Shao ging es schlechter als dem Monstrum, denn sie sah völlig groggy aus. Sie blutete am Hals, sie lag auf der Seite, stöhnte, und war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Zumindest nicht weg von Kato.
Er hatte den Sprung durch den Spiegel überstanden. Shao war eine halbe
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