Das Janus-Monster
konnte die gesamte magische Welt als eine Hölle bezeichnen. Dahin tendierte Shao.
Es gab auch eine andere Hölle. Das war die Hölle in einem Menschen, der das Böse in sich trägt. Die philosophische Hölle und auch die psychische, wie sie die großen Verbrecher in sich gehabt hatten. Das alles waren Gedankenspiele, die Shao in diesem Moment nichts brachten. Sie musste sich auf die Hölle konzentrieren die Jigoku hieß und vom Emma-Hoo beherrscht wurde.
Aber auch von seinem Diener. Den suchte sie.
Er ließ sie in Ruhe. Er hielt sich versteckt. Er ließ Shao sogar laufen, und so ging sie einige Schritte zur Seite, um sich alles genau anschauen zu können. Es baute sich nichts auf. Es gab einfach nur diese fremde, leere und leicht grünliche Umgebung, der sich eine Gestalt wie das Janus-Monster so wunderbar anpassen konnte.
Shao dachte darüber nach, wie weit sie wohl sehen konnte. Nicht sehr weit. Der Blick war ihr sehr schnell versperrt, denn immer wieder traf sie auf Hindernisse, die aussahen wie Wände. Sie fasste hin - und auch hindurch. Hier existierten weder Wände noch Mauern. In diese Welt war auch Nagato hineingezogen worden. Sie ertappte sich dabei, nach ihm zu suchen. Es war vergebliche Mühe, denn seinen starren Körper sah sie nicht. Er lag nicht in ihrer Nähe und auch nicht weiter entfernt.
Trotzdem existierte Kato hier. Das war seine Welt, in die ihn Emma-Hoo geschickt hatte. Durch Kato hatte Emma-Hoo den Killer Nagato gerichtet, um seine Seele für sich haben zu können.
Jetzt stand Shao vor dem gleichen Problem. Sie fragte sich, ob auch sie gerichtet werden würde, damit Emma-Hoo ihre Seele fressen konnte.
Noch hielt sich die Gefahr versteckt. Es konnte ein Trick sein, um ihr Gefühl der Einsamkeit zu verstärken, aber mit der wurde sie fertig. Es ärgerte sie nur, dass man sie so lange warten ließ. Sie lauerte darauf, endlich Kato sehen zu können.
Etwas bewegte sich im Hintergrund, Nur ein Huschen oder eine sehr kurze Veränderung, aber sie hatte die Bewegung wahrgenommen. Kato kam.
Nein, das Janus-Monster kam nicht, es erschien! Es tauchte aus dem Boden oder auch aus dem Nichts heraus hervor. Es wuchs mit jedem Atemzug, der verging, und es baute sich als gewaltiges Etwas vor Shao auf.
Turmhoch war es sicherlich nicht. Trotzdem hatte Shao den Eindruck.
Sie merkte auch, dass etwas von Kato auf sie überfloss. Es war die Aura des Bösen, die sie diesmal wie ein Windstoß erwischte und nicht mehr wie ein Sog.
Unwillkürlich stellte sie sich breitbeiniger hin. Es war wie ein Schutz.
Sie fühlte sich in diesem Fall als Säule und wartete ab, was passieren würde.
Kato kam. Er zeigte sich in all seiner Hässlichkeit. Er hatte seinen Kopf nicht verändert. Ein Gesicht war nach unten gezerrt worden und hing auf seiner Brust. Das andere stand schräg in die Höhe, als wollten die roten Augen in den Himmel starren, den es hier nicht gab.
Kato bewegte sich direkt auf Shao zu. Sie blieb stehen.
Es war der Augenblick, in dem sie Bescheid wusste. Kato hatte von Emma-Hoo den Auftrag bekommen, Shao zu vernichten. Das brauchte er ihr nicht erst zu sagen, das spürte sie mit jeder Faser ihres Körpers.
Sie war keine Killerin. Emma-Hoo würde ihre Sünden auch nicht in ihren Augen erkennen, aber sie hatte sich zu weit vorgewagt, und das konnte Kato einfach nicht hinnehmen.
Deshalb ging er weiter. Deshalb wollte er sie umbringen, und er zeigte ihr auch, wie er das vorhatte.
Mit einer durchaus gemessenen Bewegung streckte er die Arme vor.
Dann bewegte er die Finger und ließ sie so stehen, dass die Spitzen direkt auf Shao wiesen. Fünf Messer würden in ihren Körper dringen und so tief hineinstoßen, dass sie keine Chance mehr hatte.
Das Phantom mit der Maske war darauf gefasst. Shao spürte keine Furcht. Sie war eiskalt geworden. In ihrer Armbewegung lag keine Hektik, als sie einen Pfeil aus dem Köcher holte und ihn mit einer ebenfalls gelassenen Bewegung auflegte. Dann spannte sie die Waffe.
Kato ging weiter.
Shao hob ihre Armbrust an. Sie zielte genau, während Katos Gestalt ihr gesamtes Blickfeld einnahm.
Er ging weiter, als wäre Shao nicht vorhanden. Kato setzte voll und ganz auf seine Stärke und auf Emma-Hoos Schutz.
Die Brust war Shaos Ziel. Sie warnte auch nicht mehr. Es stand fest, dass nur einer von ihnen beiden überleben konnte, und deshalb startete sie den ersten Angriff.
Wieder hörte sie das leise Fauchen, als der Pfeil die Sehne verließ und auf Kato
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