Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
weg.
Viele von uns äußerten ihre Sorgen, was sie tun sollten, wenn Joshua nicht mehr unter ihnen wäre. Ich beteiligte mich nicht an dieser Diskussion und versuchte, meine ängstlichen Gedanken zu bändigen.
Marias Mutter hatte sich auch aus der Gruppe gelöst und saß angelehnt an einen Olivenbaum. Sie wirkte sehr kränklich aber ich traute mich nicht zu ihr.
Es war schon spät in der Nacht, als Joshua zu uns kam.
„Nicht einmal eine Nacht konntet ihr euch wach halten. Selbst dann nicht, als ihr erfuhrt, dass es die letzte sei“, sagte Joshua und sah das alle schliefen, nur ich saß in kurzer Entfernung und schaute ihn an. Er kam zu mir.
„Siehe Maria und sie wollen sich zu Führern ernennen lassen. Kinder sind sie alle. Nur ein Mensch, der Leben schenken kann, kann führen. Du bist die einzige, die noch wacht, denn die Liebe hat dich wach gehalten.“
„Deine Mutter ist auch noch wach. Sie sitzt dahinten am Olivenbaum.“
„Eine Mutter zu sein, bedeutet das Kreuz der Verantwortung nie von sich zugeben. Ich wünschte, ich könnte ihr diese Last nehmen. Es macht mich traurig, sie bekümmert zu sehen. Sie sollte sich freuen, das ihrem Sohn dieses Schicksal zuteil wurde!“
„Freuen? Sie ist eine Mutter. Wie kann sie sich freuen , wenn Gott will, dass du stirbst? Du magst Gottes S ohn sein aber vor allem bist du ihr Kind , a uch wenn sie es dir nicht sagen wird, so spüre ich ganz großen Schmerz in ihrer Seele über das für dich bestimmte Los.“
„Kümmere dich um sie Maria. Ich will es dir verraten, drei Mal habe ich meinen Vater gebeten, dass der Kelch an mir vorbeigehe. Starke Zweifel plagen mich. Beim ersten Mal, als er mir die Bitte verwehrte, war die Angst übermächtig und ich bat ihn ein zweites Mal , d enn ich spürte, dass ich schwach bin.
Doch auch meine zweite Bitte, den Kelch an mir vorbeiziehen zu lassen, verwehrte mir mein Vater. Die Angst war gewichen aber meine Zuneigung zu dir, sprach mir ins Gewissen, meinen Vater ein drittes Mal zu bitten, damit auch ich eines Tages mich Vater nennen möge , aber diesmal erzürnte sich mein Vater und ich wusste, welch Narr ich war. Dieser Kelch war seit Beginn meiner Geburt für mich bestimmt u nd nun werde ich ihn in Empfang nehmen. Denn so sei ES!“, sagte Joshua und ehe ich etwas darauf antworten konnte, vernahm ich Lärm. Es waren Schritte u nd plötzlich waren wir umzingelt.
Umzingelt von römischen Soldaten.
Sie trugen Fackeln und waren in voller Montur.
Die schlafende Menge erwachte und erschrak, da sie nicht wusste, was hier geschah.
Ein Römer, ich schätze, es war deren Hauptmann, trat einen Schritt auf uns zu, mit einem Dokument in der Hand.
„Wer von euch ist der Prediger Joshua aus Nazareth, den sie den Messias nennen?“
„Ich bin Joshua“, schrie Judas und preschte nach vorne.
„Nein, ich bin Joshua“, sagte Josef von Arimathäa.
„Lügt nicht, ich bin Joshua“, sagte Jakobus.
Die Römer zuckten ihre Schwerter aus der Scheide, gewillt diesem Spiel auch gewaltsam ein Ende zu setzen.
„Eure Suche hat ein Ende, der, den ihr sucht, spricht zu euch“, sagte Joshua und schaute den Hauptmann an, dieser versuchte seinem Blick Stand zu halten, schaffte es aber nicht.
„Nehmt diesen Mann fest, er muss es sein.“
Einige Jünger von Joshua stellten sich demonstrativ vor ih n , während andere eingeschüchtert das Weite suchten. Vier oder fünf liefen davon. Ich schämte mich für sie. Solange waren sie mit Joshua umhergezogen u nd in der Stunde der Not ließen sie ihn alleine.
Die Römer verfolgten sie nicht.
„Lasst die Gewalt aus euren Herzen“, sagte Joshua und löste die menschliche Mauer vor sich auf.
„Sie sind gekommen, damit erfüllt werde“, fügte er hinzu.
„Mit welchem Recht, nehmt ihr ihn gefangen? Vor allem mitten in der Nacht, als sei er ein gewöhnlicher Dieb, wo er doch täglich im Tempel betet?“, fragte Josef.
Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte, zu tief saß der Schock, so dass mir nur die Rolle der Zuschauerin blieb.
Es ist eine Sache, das Schlimmste zu befürchten, liebes Tagebuch, aber eine andere, es dann zu erleben. Du kannst dir nicht vorstellen, welch ungeheuerlicher Schmerz mich durchfuhr. Ich bekam keine Luft, und es kam mir vor, als hörte ich nur ein dumpfes Geräusch. Als wäre ich ein entfernter Beobachter des Geschehens. Verdammt zum Beobachten, ohne eine Möglichkeit zu haben, einzuschreiten. „Ich bin Josef von Arimathäa, Mitglied des Sanhedrin. Sagt, welchen
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