Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
zu.
Dann hielt er das Mikrofon vor seinen Mund und die Masse wurde leise.
Es wurde so leise, dass man nur noch das Summen der Kameras vernahm.
Selbst dieses Summen schienen die Gläubigen für ein Sakrileg zu halten.
Gebannt schaute die Menge auf den Papst.
Seine Lippen schienen sich zu bewegen aber es kam kein Ton heraus.
Nun sah die Masse unten, wie sehr ihr Heiliger Vater zu leiden schien u nd wie dieser von seinem Glauben überzeugt war, dass er diese Strapazen auf sich nahm.
Tränen bemächtigten sich vieler Menschen.
Der Papst atmete kurz ein. Die kalte Luft verursachte ein starkes Stechen in der Lungengegend.
Der Beichtvater wollte ihm zur Hilfe kommen aber der Papst winkte ihn zurück.
Noch nicht, sagte sich Johannes, der die Gläubigen auf dem Petersplatz sah und ihre traurigen Augen vernahm.
Eine Trauer, die er nicht wollte. Da er für den Glauben auf der Welt war und nicht für seine eigenen Interessen. Und wenn Gott wollte, dass er zu ihm kommt, so sollte es sein.
„Ich bin glücklich, seid es auch …“, flüsterte er mit aller Kraft ins Mikrofon.
Die Gläubigen durchströmte ein Gefühl von Geborgenheit, Liebe und Kraft, die sie sich nicht erklären konnten.
Ohne nachzudenken, fassten sie sich bei den Händen und sangen für ihren Papst.
Sie hatten ihn sprechen gehört. Er hatte sie gebeten, glücklich zu sein. Nicht zu weinen, da es keinen Grund gab. Wie sollten sie da nicht aus seiner Kraft Hoffnung schöpfen?
Es war ein Bild voller Harmonie welches sich auf dem Petersplatz bot.
Menschen aus allen Herren Ländern schienen an diesem Abend zu erkennen, was sie waren.
Menschen!
Die Presse feierte diese „Inszenierung“, da sie ihnen Top-Einschaltquoten brachte und den Mythos „Medienpapst“ unterstrich, dabei sprach er nur zu seinen Schafen.
Die Sender, die ihn für tot erklärt hatten, wurden mit Telefonanrufen und E-Mails bombardiert.
Seitdem traute sich niemand mehr, über den Tod des Papstes zu spekulieren.
Der Papst schien selbst in der Stunde des Abschieds die Welt überrascht zu haben.
Der Beichtvater half seiner Heiligkeit zurück ins Bett.
„Ich bin müde. Bitte“, sagte der Papst. Die Anwesenden verließen das Zimmer.
Papst Johannes machte sich weniger Sorgen um seinen Gesundheitszustand, als vielmehr um etwas, was für ihn von größerer Bedeutung war.
Das er schon sehr bald sterben würde, war bereits in sein Bewusstsein gedrungen. Genauso, dass die Ärzte diese Tatsache um Wochen, vielleicht Monate hinauszögern konnten, aber nicht verhindern. Warum also sollte er sich ihnen anvertrauen, wenn Gott ihn bei sich wissen wollte?
Etwas anderes ließ sein Herz in Sorge sein.
Die Gedanken an eine alte Frau. Eine alte Frau im Heiligen Land.
Esther.
Er hatte dieses eine Gefühl an jenen Abend, das gleiche Gefühl, welches ihn vor fünf Jahren auf seiner Reise im Heiligen Land anscheinend zufällig zu Esther führte. Dass es kein Zufall war, sondern von Gott gewollt, dessen wurde er sich in dem Moment bewusst, als sie ihm seine Hand reichte.
Zusammen gingen sie in ihre bescheidene Hütte. Nur sie allein. D er Personenschutz des Papstes war darüber alles andere als erfreut . Schließlich kannten sie die alte Frau nicht. Sie hätte eine Terroristin sein können. D er Blick des Papstes sprach mehr als Worte und keiner seiner Begleiter traute sich, etwas zu sagen. Als der Papst Esthers Hütte verließ, wurde er von einem Strahlen begleitet, welches die Anwesenden nie zuvor gesehen hatten. Der Papst schien um Jahre verjüngt zu sein.
Seinen vorher gefassten Entschluss, nach der Reise ins gelobte Land abzudanken, ließ er fallen, da er die Begegnung mit Esther als Zeichen des Herren sah: Der Vertreter Christi zu sein war kein Beruf, sondern eine Bestimmung, deren Ende nur der Tod besiegeln konnte. Und einer Bestimmung darf man sich nicht verwehren, schon gar nicht aus persönlichen Gründen.
Sein Hausarzt hielt dies für einen Fehler.
Über das, was an diesem Tag geschehen war, schwieg der Papst gegenüber seinen Begleitern.
Nur war damals der Gedanke an Esther von Liebe, Inspiration und einer unendlichen Gnade begleitet. Jetzt dagegen war Angst sein Inhalt.
Er hoffte, dass Giovanni seiner Pflicht gerecht wurde und diese Aufgabe nicht unterschätzte.
Er vertraute ihm und versuchte, nach dem Gebet im Bett ein wenig Ruhe zu finden. Morgen früh würde er Giovanni kontaktieren, um seiner Sorge keinen Platz im Herzen mehr einzuräumen.
Nicht weit von den
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