Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
ich es an, s chließlich war er mein Freund. Ansonsten war er ein sehr lebensfroher Junge, selbst wenn die Älteren zu ihm sagten, dass er eine Missgeburt sei oder ihn mit Steinen bewarfen, schien er seine Freude nicht zu verlieren. Wenn ich dann wütend war und hinter den älteren herlaufen wollte, hielt er mich zurück und sagte: „Karol, lass sie.“
„Aber wie können die so gemein zu dir sein, wenn sie dich doch gar nicht kennen?“, entgegnete ich ihm. Er schaute mich an und sagte: „Angst haben sie.“
„Vor dir braucht doch keiner Angst haben. Du bist der liebste Mensch der Welt.“
„Danke, Karol. Hab dich sehr lieb. Mami sagt, Menschen haben Angst vor Dingen, die sie nicht kennen.“
Damals verstand ich das noch nicht , a ber mich machten diese älteren Jungs sehr wütend.
Aber einige Jungs verstanden es auch, Michael trotzdem traurig werden zu lassen, in dem sie sagten, dass seine Eltern ihn eigentlich nicht wollten, aber ihr Glaube sie dazu gezwungen hätte und dass er schon bald sterben würde, da Gott ihn auch nicht mehr auf der Erde haben wollte.
Dann lief Michael weg, so schnell er konnte. Ich rannte ihm hinterher u nd holte ihn auch ganz rasch ein, da Michael immer schnell außer Puste war.
Ich sah ihn dann weinen und nahm ihn in die Arme.
„Stimmt das, Karol?“, fragte er mich. Das war das einzige Mal, dass er mich etwas fragte.
„Also, meine Mami sagt immer, dass sie sich auch einen Sohn wie dich wünscht, damit ich einen so tollen Bruder wie dich hätte .“
Michael schaute mich an, und lächelte.
„Und Gott?“
„Gott? Ich weiß nicht viel über ihn , aber als mein Kätzchen starb, hat mir meine Mami gesagt, dass es jetzt bei Gott sei. Da Gott ganz besondere Geschöpfe früher zu sich nach Hause holt, weil er sie ganz doll vermisst. Vielleicht vermisst dich Gott ja auch ganz doll. Also ich würde dich auch sehr doll vermissen, wenn du nicht mehr bei mir wärst“, sagte ich ihm und ich konnte die Freude in seinen Augen sehen. D ann war auch schon wieder die Freude in sein Gesicht zurückgekehrt, die ich so sehr bewunderte.
Viele Jahre hielt diese Freundschaft. Bis der Krieg auch uns heimsuchte u nd eines Tages, als ich zu Michael wollte, hielt mich meine Mutter zurück. Sie sagte mir, dass Gott Michael zu sich geholt hatte .
Obwohl ich weinte, freute ich mich für ihn, denn ich konnte Gott gut verstehen, dass er jemanden wie Michael bei sich haben wollte.
Später, als ich die Ausmaße des Krieges zu begreifen begann, begriff ich, was mir meine Mutter verschwieg. Es war die braune Eisenbahn, die mir meinen über alle n geliebten Michael genommen hatte.
Er passte nicht in das Menschenbild dieser Aggressoren. In ihre In terpretation von Menschlichkeit ...“
Johannes hielt kurz inne und man spürte deutlich, wie die Vergangenheit ihn wieder eingeholt hatte und wie sehr dieser Verlust ihn noch immer schmerzte.
„… Stell dir vor, der Heilige Vater hätte damals Michaels Eltern zur Abtreibung oder zur Verhütung geraten. Dann würde heute vielleicht unsere Gesellschaft „behindertenfrei“ sein. Die Menschen hätten eine Furcht weniger u nd eine Scham weniger. Ich hingegen hätte nie meinen besten Freund Michael kennengelernt. Sollte die Menschheit sich nicht lieber Gedanken machen, wie man den Hunger stoppen und die Reichtümer dieser Welt gerechter verteilen kann, wie man den Schwachen, Kranken und Gebrechlichen helfen kann, als sich Richter und Henker in einer Person zu nennen? Es sind die falschen Forderungen, die du stellst, denn das Problem wurde nur mit dem kurzen Auge gesehen, es l iegt tiefer. Gibt es keine Armut, dann gibt es auch kein Elend mehr. Niemand außer Gott darf über das Leben seiner Geschöpfe entscheiden. Und wenn der Papst in diesem Punkt auch nur eine Elle nachgibt, dann hat er die Freundschaft und die Liebe der Millionen von Michaels in aller Welt nicht verdient. Solange in dieser Welt auch nur ein Michael mir ein Lächeln schenkt, solange will ich seine Stimme in dieser Welt sein. Denn sagte nicht Jesus…“Lasst die Kinder zu mir kommen und heißt es nicht…denn ihnen ist das Reich Gottes….“
Johannes atmete leicht ein und aus und schaute den berühmten Vertreter mit seinem sehr auffälligen Schmuck an. Dieser schien sich nicht zu trauen, den Blickkontakt zu erwidern.
„Ich glaube, es ist Zeit, dass du gehst. Nimm dir diese Worte zu Herzen, auch dich liebt Gott. Denn Gott liebt alle Menschen“, sagte der Papst. Seitdem war der
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