Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
Antwort …“ Schon damals ahnte Johannes, dass diese Schriftrolle weit mehr hergab, als irgendjemand bisher vermutet e . Die Wissenschaftler, die den Schriften Thomas von Aquin, die dieser im Fieber verfasst e , keine Bedeutung zumaßen , h atten nie die Vermutung angestellt, ob nicht Thomas von Aquin übersinnliche Kräfte sein eigen nannte. Kräfte, wie die von Johannes. Daher hatten diese Schriften für Johannes eine ganz andere Bedeutung. Schon damals, als Johannes Bischof war und die Schriften studierte, war er davon überzeugt gewesen, dass auch Thomas sich von seinem Geist loslösen konnte. Und dass dieser gar seinen Geist durch unterschiedliche Dimensionen lenken konnte.
Daher war es auch nicht verwunderlich, dass seine Heiligkeit ein großer Bewunderer von Thomas war . Seine Theorien allerdings behielt er für sich, da er unnötige Fragen vermeiden wollte.
So versuchte er nach den Schriften von Thomas seinen Geist in eine andere Dimension zu bewegen, in der Hoffnung, eine Antwort auf sein Unbehagen finden zu können.
Hatte er es bisher immer als eine Erleichterung empfunden, seinen Geist von seinem Körper zu lösen und in der einen Dimension des Geistes zu meditieren , diesen dort frei bewegen zu können, spürte er nun eine ungeheure Anstrengung.
War sein Geist vielleicht zu schwach? Hatte sich Thomas etwa doch geirrt?
Johannes wollte nicht zweifeln. Je mehr sein Geist sich anstrengte, desto stärker wurde das Signal. Er durfte nicht aufgeben. Nicht, wenn es um Esther ging.
So zwang er seinen Geist zu absoluter Höchstleistung, wie er auch seinen Körper auf der Erde zu einer solchen zwang.
Das Leiden war für ihn eine Bürde des Apostels, die zu seiner Bestimmung dazu gehörte.
D ann geschah es, es öffnete sich ihm eine neue Dimension. Sie war kalt und schwarz . Eine unangenehme Gänsehaut bemächtigte sich seiner u nd mit ihr ein ungutes Gefühl. D ann sah er sie, Esther, wie sie zu ihm herüberschaute und anscheinend winkte. Winkte sie ihn wirklich herbei? Zu nebelartig kam ih m ihr Bild vor. Er eilte ihr entgegen. Wollte zurückwinken aber Angst überkam ihn, dass sie vielleicht gar nicht winkte.
Und dann, dann ein Schuss. Ein dumpfer Schrei, der fast zu ersticken drohte. Er sah Esther zusammensacken und auf den nackten Boden fallen. Blut tränkte ihre Kleidung.
Johannes schrie und eilte auf Esther zu.
Er war schon ganz nahe, doch dann wurde er von einem Sog hinuntergerissen.
Sein völlig erschöpfter Geist konnte diesen Zustand nicht mehr halten und wurde gezwungen, diese Dimension zu verlassen, um in den schwachen menschlichen Körper seiner Heiligkeit zurückzukehren.
Von Schmerz und extremer Überanstrengung gezeichnet, erwachte er kurz.
Johannes spürte durch die Erschöpfung nicht, dass er aus seinem Bett gefallen war und auf dem Boden lag.
„Esther…. NEIN …“, konnte er noch voller Schmerz stammeln, ehe er völlig erschöpft zusammenbrach und das Bewusstsein verlor.
Kapitel 55
„256, 257,258…“, sagte er ohne Empfindung in der Stimme und hielt die Geißel fest in der rechten Hand. Sie war mit seinem Blut getränkt. Dennoch hielt ihn das nicht ab, weiter zu machen.
„767, 768,779…“, zählte er weiter, zählte jeden Aufprall der Geißel auf seinen alten Körper. Dass er für diese Geißelung zu alt sein könnte, dieses Eingeständnis würde er sich nie machen.
„998, 999, 1000“, sagte er und atmete leicht aus. Die Geißel verharrte in seiner Hand.
Sein Rücken schmerzte aber er ließ es sich nicht anmerken.
Seit nunmehr 50 Jahren setzte er sich diesem eigenen Ritual aus u nd dies 4 Mal jährlich.
Er wusste genau, warum er dies alles getan hatte. Einzig allein, um seine Schwäche aus seinem Körper zu holen. In früher Jugend war sein Körper schwächlich und oft krank. Der Glaube an Gott und die eigene Disziplin hatten ihn dahin gebracht, wo er heute war. Ohne diese Disziplin, so war er sich sicher, wäre er heute nicht mehr am Leben.
Menschen, die erwarteten, dass der Erfolg ihn in die Hände fiel oder gar sich über Nacht einstellte, diese Menschen belächelte er verachtend.
Erfolg war ein harter und steiniger Weg. Und dieser Weg setzte voraus, dass man selbst hart und steinig war. Der Erfolg kannte keine Gnade, daher durfte man selbst auch keine Gnade kennen. Es mochte sich brutal anhören aber war ehrlich.
Dass er mal Kardinal werden würde, dieser Weg war ihm nicht vorbestimmt, dessen war er sich schon immer sicher gewesen a ber, dass er
Weitere Kostenlose Bücher