Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
fort.
„Aber ich glaube , Esther wird sehr traurig sein. Warum auch immer. Ich habe noch nie erlebt, dass sie einen fremden Menschen so gern hat wie sie. Das will etwas heißen, denn sie hat nicht alle Menschen so gern.“
Was sollte Nick darauf antworten? Stille nahm den Platz des Dialoges ein.
Es war eine quälende Stille, die dann wie eine Erlösung durch Esther unterbrochen wurde.
„Kommt in die Küche, das Essen ist fertig.“
Nick und Rebecca gingen in die Küche und setzen sich an den bereits gedeckten Tisch.
„Esst ihr schon mal. Ich werde nochmal nach Ahmed schauen.“
„Wie geht es ihm?“, fragte Nick.
„Der Herr war gnädig. Er wird es schaffen.“
„Schön“, sagte Nick.
„Ja, das ist es. Allzu oft vergessen die Menschen , sorgsamer mit der schönsten Blume auf Erden umzugehen, denn sie glauben, es gibt mehr von ihr. Aber wie kann es von etwas Wunderbarem zu viel geben?“, sagte Esther, verließ das Zimmer und sagte mehr zu sich, als zu den anderen: „Warum liebe ich sie? Ob sie doch nichts gelernt haben, außer den Schmerz am Leben zu lassen?“
Nach einer kurzen Weile kam Esther zurück in die Küche. Nick und Rebecca waren dabei zu frühstücken.
„Was ist los? Ihr seid so still.“
Keiner der beiden sagte etwas.
„Ach Kinder. Habt ihr euch wieder gestritten? Wenn ich euch beide so anschaue, dann erinnert ihr mich an meine große Liebe. Alle außer uns beiden wussten, dass wir füreinander geschaffen waren. Eine Aura umgab uns, die wir tief in unserem Herzen fühlten aber sehr lange verschwiegen, aus falscher Angst.“
„Tante, das ist nicht witzig. Ich weiß nicht, wer dir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, aber zwischen Nick und mir ist und wird nie etwas sein. Außerdem hat er doch eine Freundin.“
Esther blickte Nick an, aber Nick schwieg. Er wusste nicht warum, aber er konnte in diesem Augenblick Esther nicht anlügen. Zu sanftmütig war ihr Blick. Am liebsten hätte er alles gestanden. All den Druck aus seinem Herzen befreit. Sicherlich hätte sich Rebecca über ihn amüsiert, aber was hätte das schon für einen Unterschied gemacht?
„Nun gut, Kinder, wenn ihr unbedingt diese Spielchen spielen wollt, bitteschön. Es sind eure Tage, die ihr sinnlos verschwendet.“
„Tante. Nick wird uns noch heute verlassen.“
Esther schien gar nicht überrascht. Sie schaute Nick an und wollte etwas sagen, als sie durch das Öffnen der Küchentür abgelenkt wurde.
Alle schauten zur Tür. Es war Kaan, der eintrat. Rebecca stand gleich auf und umarmte ihn.
Und sie soll mich lieben? Schön wäre es, Esther, dachte Nick.
„Setz dich Kaan und iss etwas“, sagte Esther.
„Wie geht es Ahmed?“, fragte er.
„Den Umständen entsprechend, aber er wird es schaffen.“
„Danke“, sagte er und wollte die Hand Esthers küssen, die diese aber zurückhielt.
„Na, nun sei mal nicht töricht. Setz dich lieber und erzähl uns, was du in Erfahrung gebracht hast.“
Kaan schaute in die Runde und schien zu signalisieren, dass er lieber mit Esther alleine sprechen wollte.
„Ist schon gut , Kaan. Erzähl.“
Kaan setzte sich auf den freien Stuhl neben Esther. Ihm gegenüber saß Rebecca und neben ihr Nick, der die Augen verdrehte, da er eine Heldenstory erwartete. Rebecca stand auf, reichte Kaan eine Tasse Tee und gab ihm einen Teller mit Eiern sowie Brot.
Kaan nahm einen Schluck und atmete kurz aus. Es schien, als würde der Tee seine Erinnerungen zurückholen.
„Als ich euch gestern Abend verließ, telefonierte ich ein wenig rum. Jemanden wie Ali ausfindig zu machen, ist selbst hier, wo es nur so von Alis wimmelt, nicht schwer“, sagte Kaan und blickte dabei Nick in die Augen. Nick sagte nichts. Kaan fuhr fort.
„Es dauerte auch nicht lange , bis ich erfuhr, wo er wohnt. In Ramallah, diese Gegend kenne ich sehr gut. Viele verlorene Seelen wohnen da. Die Kinder gehen nicht zur Schule, da es keine gibt. Die Jugendlichen haben keine Ausbildungsplätze und die Väter sind arbeitslos und verdienen sich durch das ein oder andere krumme Ding den Unterhalt ihrer Familie. Die ideale Brutstätte für Selbstmordattentäter. Ich machte mich also sofort auf den Weg zu ihm.
Dort angekommen, klingelte ich …“
„Wieso haben Sie geklingelt? Hätte ihn das nicht gewarnt?“, fragte Nick. Kaan blickte ihn an und lächelte.
„Sie müssen noch viel über uns Araber lernen. Wir Araber würden nie in Gegenwart unserer Familie fliehen, Gewalt anwenden oder etwas anderes machen, das
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