Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
unehrenhaft wäre. Der Gesichtsverlust wäre weitaus schlimmer als die Gefahr, dem Tod zu begegnen. Daher brauchte ich auch nichts zu fürchten. Ich wusste, wenn Ali da gewesen wäre, dann hätte er mich empfangen. Seine Frau hätte uns einen Tee gemacht und ich hätte mich mit Ali alleine im Wohnzimmer über das Buch unterhalten. Ich hoffte, so das Buch vielleicht ohne Gewalt zu erhalten …“
Verstehe einer die Araber, dachte Nick.
„… leider reagierte keiner auf mein Klingeln. Ich überlegte, ob es vielleicht zu spät war und sie schon schliefen. Aber irgendetwas sagte mir, dass dem nicht so war. So öffnete ich vorsichtig die Haustür, die zu meiner Überraschung nicht abgeschlossen war und begab mich vorsichtig ins Haus.
Auf das, was meine Augen dort sehen sollten, war ich nicht gefasst. Seine Familie lag tot im Schlafzimmer.
Seine Frau und drei seiner Kinder waren eiskalt ermordet worden …“
Rebecca schlug entsetzt ihre Hand vor den Mund. Esther atmete tief ein und ließ dann ihren Kopf hängen.
„Die armen Kinder. Was ist mit dem vierten Kind?“, fragte Esther.
„Von Ali und seinem vierten Kind fehlte jede Spur. Ich durchsuchte die Wohnung nach brauchbaren Spuren. Dann begab ich mich auf dem schnellstem Wege nach draußen.
Dort benachrichtigte ich von einer öffentlichen Zelle aus die Polizei und versuchte in Erfahrung zu bringen, wer dies Ali angetan haben mochte. Bis jetzt habe ich aber noch nichts herausbekommen können, aber wer immer das auch war, er war sicherlich hinter dem Buch her. Wahrscheinlich hat er es schon in seinem Besitz“, sagte Kaan und verriet nichts über seinen Verdacht. Er war sich sicher, dass es dieser christliche Araber war. Dem Deutschen traute er das nicht zu, aber solange er keine Beweise hatte, wollte er dies für sich behalten.
„Egal, wer dieser Mann ist, wir müssen Ali finden, wenn wir ihn haben, finden wir auch das Buch“, sagte Esther.
„Ich habe einige Freunde kontaktiert. Sie hören sich für mich um. Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand etwas gesehen hat. Solch ein Massaker bleibt auch in Ramallah nicht unbemerkt. Ich hoffe, wir kriegen bis heute Mittag einige Informationen. Hat sich Jalal schon gemeldet?“
„Nein, leider nicht.“
„Komisch. An sein Handy geht er auch nicht ran“, sagte Kaan und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich sorgte.
Esther legte ihre Hand auf sein rechtes Bein und teilte ihm so ihr Wohlwollen mit.
„Iss du erst mal. Dann solltest du ein wenig schlafen. Ich fürchte, es wird noch ein langer Tag.“
„Nicht für Nick“, sagte Rebecca.
Kaan schaute ein wenig ungläubig.
„Er wird uns heute verlassen“, sagte Rebecca.
„Sie hatten Recht. Ich gehöre nicht hierher.“
„Das finde ich gut von Ihnen. Das ist vernünftig. Sie beherrschen die Sprache nicht. Sie kennen unsere Mentalität nicht. Sie sollten wirklich besser nach Hause fliegen. Sie haben mit all dem hier nichts zu tun und können nicht behilflich sein. Ich respektiere es, wenn ein Mann weiß, wann er was zu tun hat.“
Nick sagte nichts, aber sein Ego war ziemlich angekratzt.
„Wenn Sie wollen, fahre ich Sie in Ihr Hotel.“
„Nein, danke. Es wäre aber nett, wenn Sie ein Taxi rufen könnten. Ist wohl besser, wenn ich so schnell wie möglich ins Hotel komme.“
Esther wollte etwas sagen, schwieg aber. Nach dem Essen rief Kaan ein Taxi.
Nick hatte seine Sachen schon zusammengepackt, als er das Hupen des Taxis vernahm.
„Das ist Ihr Taxi“, sagte Kaan und erhob sich von seinem Sessel.
Nick stand auch auf und nahm sein Gepäck in die Hand.
Kaan ging vor. Die Frauen folgten Nick.
Alle standen nun vor der Haustür. Das Taxi wartete auf der Straße.
„Nun heißt es Abschied nehmen“, sagte Nick und blickte zu Kaan.
„Passen Sie mir auf die Damen auf, ja?“
„Das werde ich. Versprochen.“
Beide gaben sich die Hand und es schien, als wären mit diesem Händeschütteln die Fronten geklärt.
Nick wusste, dass er Kaan nicht wirklich böse sein konnte. Dieser hatte ihm das Leben gerettet und schien ein Mann von Charakter zu sein, aber die Liebe ließ nun mal Menschen Gedanken ausleben, die jeglicher Vernunft entbehrten.
Dann wandte er sich Esther zu.
„Vielen Dank, dass ich für einen Augenblick Teil Ihrer Familie sein durfte! Das werde ich nie vergessen.“
Esther blickte ihn fürsorglich an, nahm seine Hand und drückte sie leicht.
„Ich muss mich bei dir bedanken, Nick. Ein angeblicher Zufall führte dich
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