Das Jesus Video
Ryan.»Ich glaube, wir sollten uns den Film darin einmal ansehen.«
Das Frühstück war genauso erbärmlich wie das ganze Hotel. Sie saßen wortkarg da und sahen aus, wie man eben aussieht, Wenn man eine viel zu kurze Nacht auf durchhängenden Matratzen zu schlafen versucht hat. Aber das Hotel hatte zwei entscheidende Vorteile gehabt: Es war so billig gewesen, daß Stephen die Zimmer hatte bar bezahlen können, ohne seine Kreditkarte zücken zu müssen. Und der Mann an der Rezeption hatte keine weiteren Fragen gestellt, als sie behauptet hatten, ihr Gepäck samt Ausweisen sei gestohlen worden.
»Ich weiß nicht, war das wirklich nötig?«brummte Yehoshuah schließlich.»Wir hätten doch einfach zu mir gehen können…«
»Und hätten beim Aufwachen in die Pistolenläufe von Ryans Gorillas geschaut«, knurrte Stephen unleidlich.
Judith schaute angewidert in ihre Kaffeetasse.»Ob das wirklich schlimmer gewesen wäre?«murmelte sie im Selbstgespräch.
»Traust du denen nicht ein bißchen zuviel zu?«meinte ihr Bruder zweifelnd.
Stephen musterte ihn mit einem Blick, in dem sich Ingrimm und Spott mischten.»Willkommen in der Welt der bösen Buben, Yehoshuah. Was glaubst du, wie Ryan uns gefunden hat? Mein Auto hatte eben doch einen Peilsender auch wenn du mich ausgelacht hast, als ich diesen Verdacht hatte. Wenn ich gestern abend genauso vorsichtig gewesen wäre, wäre alles anders gekommen. Oder sage ich irgendwas Falsches?«
Peter Eisenhardt erwachte und glaubte, Geräusche vorne im Besprechungsraum zu hören. Das konnte durchaus sein denn dort lagen immer noch die Habseligkeiten von Stephen Foxx ausgebreitet, um ohne jede Rücksicht auf so unbedeutende Kleinigkeiten wie dessen Privatsphäre untersucht zu werden. Und er war heute morgen spät dran, vielleicht sollte er zusehen, sich schnellstmöglich dazuzugesellen.
Er schob die Verdunkelung beiseite und schlüpfte in seinen Morgenmantel. Die Schlappen waren verschwunden, also ging er barfuß nach vorn, überlegte noch einen Moment, sich eine Tasse Kaffee zu nehmen, entschied sich dann aber dagegen und zog die Schiebetür zum Besprechungsraum auf.
Es war Professor WilfordSmith, der allein am Tisch saß, den Laptop des jungen Amerikaners aufgeschlagen vor sich. Als Eisenhardt hereinkam, zuckte er zusammen, als habe der Schriftsteller ihn bei etwas Verbotenem ertappt.
»Guten Morgen«, sagte Eisenhardt und trat neugierig hinter den Ausgrabungsleiter. WilfordSmith studierte die gespeicherten InternetSeiten, auf denen die Kameras MR-01 und MR-02 beschrieben wurden.
»Guten Morgen, Mister Eisenhardt«, erwiderte der Brite mit zerstreutem Lächeln, während er ein Stück Papier zusammenfaltete und in die Tasche schob, auf dem er sich gerade etwas notiert zu haben schien.»Sie sehen, das beschäftigt mich immer noch. Warum hat der Zeitreisende nicht die MR-02 mit in die Vergangenheit genommen? Nach allem, was hier steht, muß das die bessere Kamera sein.«
»Eine gute Frage«, nickte Eisenhardt. Eine noch viel bessere Frage war, warum der Professor sich so eigenartig benahm.
»Sie hat ein stabileres Gehäuse. Das lichtstärkere Objektiv. Den größeren Zoombereich. Und ist trotzdem nicht wesentlich schwerer oder größer.«
»Aber sie kostet tausend Dollar mehr.«
Der Professor sah ihn entgeistert an.»Na, das kann wohl kaum das ausschlaggebende Argument gewesen sein.«
Eisenhardt betrachtete die Abbildung auf dem Bildschirm des kleinen Computers. Ja, man hätte meinen sollen, daß das wirklich kein ausschlaggebendes Argument sein konnte. Aber seit er die Kamera gesehen hatte, die sie suchten, verdichtete sich in ihm das Gefühl, daß dieses Detail ein Hinweis darauf war, daß sie mit ihren bisherigen Überlegungen völlig falsch gelegen hatten.
Die Frau hinter dem Schalter der Autovermietung hatte üppiges rotbraunes Haar und ebenso üppige Formen, sprach gut Englisch und bemühte sich, zuvorkommend zu wirken, ohne ihrem Arbeitgeber vermeidbaren Schaden zufügen zu lassen. Sie studierte die Kopie des Mietvertrages, den Stephen ihr vorgelegt hatte, und versuchte, sich aus dem, was er ihr dazu erzählt hatte, einen Reim zu machen.
»Eigentlich sind Sie verpflichtet, das Fahrzeug in Tel Aviv auch wieder zurückzugeben«, erklärte sie.
»Das kann ich ja wohl schlecht, wenn es nicht mehr anspringt«, erwiderte Stephen.
»Wir könnten es von der Werkstatt abholen und reparie-ren lassen und Sie informieren, wenn es wieder zur Verfü-gung steht«, bot sie ihm
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