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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gespielt, daß je -der merken muß, daß es Betrug ist, schlechte Schauspielerei. Wir wissen nicht, woher dieses Video kommt, wir vermuten nur, daß die römische Kirche dahinter steckt. Es ist jedenfalls in unglaublichen Stückzahlen im Umlauf.«
    »Sie müssen wirklich den Artikel lesen«, meinte Eisenhardt.
    »Ich glaube nicht, daß ich das muß. Das ist doch wie mit den hunderttausend anderen Verschwörungstheorien, die es gibt. Daß die Titanic überhaupt nicht gesunken ist. Daß Kennedy im Auftrag des Militärs ermordet wurde. Daß Elvis noch lebt. Alles logisch bis ins letzte Detail, und alles falsch.«Aus dem Zapfhahn für Cola kam auf einmal nur noch Schaum. Stephen holte mit einem Seufzer eine Flasche aus dem Kühlschrank und füllte die Gläser daraus auf.»Die Frage ist doch: Wer soll so etwas inszenieren — und vor allem warum?«
    »Liebermann tippt auf WilfordSmith, aber den können wir ja nicht mehr fragen.«Der Professor war im Vorjahr gestorben; ein Autofahrer hatte den Gelehrten auf seinem Fahrrad beim Abbiegen übersehen und gerammt.
    »Und warum hätte er das tun sollen?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon damals gesagt. WilfordSmith war Mitglied der True Church Of Barnford. Das ist eine exklusive kleine christliche Sekte im südlichen England, die es etwa seit den vierziger Jahren gibt. Das Video sollte die Lehren dieser Kirche transportieren und ihre Rechtmäßigkeit untermauern.«
    Stephen schüttelte mit einem leicht entnervten Grinsen den Kopf.»Abgesehen davon, daß diese Theorie so große Löcher hat, daß man mit einem Greyhound-Bus hindurchfahren könnte, ohne anzustoßen«, meinte er,»abgesehen davon ist es so, daß es keine Lehren gibt.«
    »Und was tun Sie dann?«fragte Eisenhardt zurück.
    »Einmal im Monat treffen wir uns«- Stephen machte eine vage Geste, die vermuten ließ, daß weiter hinten abgeschlossene Räume für eine solche Veranstaltung existierten -»und sehen uns das Video an.«»Und?«
    »Und wir lassen es auf uns wirken. Anders kann ich es nicht beschreiben. Wir sitzen ungefähr eine Stunde still da, um ganz offen und aufnahmebereit zu werden, dann sehen wir es uns an. Das ist alles.«
    Eisenhardt betrachtete ihn skeptisch.»Das ist alles? Dasselbe Video immer wieder und wieder anschauen?«
    Foxx lächelte leicht, beinahe verträumt.»Damit geht es mir so wie Ihnen mit dem Grand Canyon — ich habe das Gefühl, ich kann die Augen nicht weit genug aufmachen, um das alles zu sehen, was darin zu sehen ist.«
    »Und was ist darin zu sehen?«
    »Ich sehe darin, was sein kann. Ich sehe einen Mann, der ganz da ist, der mit jeder Faser seines Seins an diesem Ort, in diesem Augenblick existiert, der den Becher des Lebens bis zur Neige leert. Wenn ich ihn sehe, ermutigt mich das, an meinem eigenen Becher nicht nur zu nippen.«
    »Man hat ihn aber gekreuzigt«, erinnerte Eisenhardt ihn.»Wenn er der ist, für den Sie ihn halten.«
    Stephen nickte ernst.»Ja. Weil sie es nicht ertragen konnten. Soviel Lebendigkeit — das muß viele unerträglich neidisch gemacht haben.«
    »Aber ist das nicht unlogisch? Sie sagen, das Video zu sehen verwandelt Sie. Dann hätte es doch die, die ihn damals leibhaftig erlebt haben, tausendmal verwandeln müssen?«
    »Wer sagt, daß es nicht so war? Manche werden berührt, und andere nicht. Das wissen Sie doch ganz gut, oder?«
    Die Eingangstür wurde aufgedrückt. Sie machte ein leises, quietschendes Geräusch. Eisenhardt sah flüchtig hin. Es war der Junge, der bisher draußen am Busschild gewartet hatte und nun staubig und verschwitzt auf die Theke zusteuerte. Er wirkte unsicher, wie jemand, der zum ersten Mal allein verreist.
    »Es gibt nicht den Hauch eines Beweises, daß der Mann auf dem Video tatsächlich Jesus ist«, meinte Eisenhardt halblaut zu Stephen, um das Thema vorübergehend abzuschließen, solange sie nicht unter sich waren.
    Stephen nickte nur, als sei das völlig unwichtig, und wand-te sich dem jungen, verschüchtert dreinblickenden Mann zu.»Was darf es sein?«
    »Ähm«, machte der. Seine Augen huschten umher, suchten über der Theke oder an der Wand nach Preislisten, fanden aber keine.»Einen Kaffee, bitte.«
    »Einen Kaffee. Kommt sofort.«
    Eisenhardt verfolgte, wie Stephen eine Tasse, Untertasse und ein Serviettendeckchen zusammenstellte, unter den Kaffeeautomaten schob und den grün leuchtenden Knopf betätigte. Während die Maschine den Kaffee aufbrühte, legte er einen Löffel, eine Packung Sahne und ein eingepacktes

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