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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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mit der Wegbeschreibung hatte er mit Klebstreifen am Armaturenbrett befestigt, schon vor langer Zeit, noch bevor er auf die Interstate 40 gekommen war, der er Tausende von Meilen und durch fünf amerikanische Bundesstaaten unbeirrt gefolgt war. Abgesehen von ein, zwei Abstechern hatte er sie erst heute morgen verlassen.
    Manchmal brauchte man stundenlang das Lenkrad nicht zu bewegen, während rostrote Felsen an einem vorüberzogen, karges, staubbraunes Gras oder einfach gestaltlos leere Weite. Manchmal fühlte er sich in Kinofilme versetzt, kam ihm dieses Land wie ein anderer Planet vor, den er von Kinoleinwänden und Fernsehschirmen zu kennen geglaubt hatte, bis er seinen Fuß selber darauf gesetzt und da erst die andere Schwerkraft gespürt, den anderen Geruch eingesogen, den anderen Pulsschlag des Bodens vernommen hatte. Dann wieder wich das Gefühl von Fremdheit, einfach so, als zöge jemand einen Vorhang beiseite, und es kam ihm vor, als sei er schon immer hier zu Hause gewesen.
    Irgendwann tauchte es dann auf: das Great Spirit Motel.
    Der Name verhieß mehr als zu sehen war: ein ausgebleichter, flacher Gebäudekomplex, ohne großen Aufwand neben die Straße gesetzt und ohne irgendein Merkmal, an das man sich, wenn man daran vorbeigefahren wäre, erinnert hätte. Eisenhardt bog in die Einfahrt, die von zwei weißlackierten Blechtonnen voller Kakteen markiert wurde, und hielt auf dem Parkplatz, der nur aus festgefahrener mehlweißer Erde bestand. Das hier war es also.
    Von dem obligatorischen Coca Cola-Schild und Leuchtreklame für Budweiser-Bier in den Fenstern abgesehen, hielt die werbetreibende Industrie dieses Motel offensichtlich nicht für einen lohnenden Werbeträger. Ein Blechschild mit einem stilisierten Windhund darauf zeigte an, daß hier Busse der Greyhound-Linie hielten, ein anderes Schild wies auf die Tankstelle hin. Hinter dem Haupthaus lagen zwei langgestreckte Gebäude mit je acht Apartments, die aber, den unordentlich davor geparkten Fahrzeugen nach zu urteilen, bei weitem nicht belegt waren.
    Das hier war es also. Kaum zu glauben.
    Eisenhardt stieß die Wagentür auf und stieg aus. Wüstenhafte Hitze fiel ihn an wie der heiße Atem eines Höllentiers, und im Nu rann ihm der Schweiß in den Nacken, aus den Achselhöhlen und über Rücken und Brust. Er hatte die Klimaanlage seines Wagens schätzengelernt, und manchmal vergaß er, was sie ihm ersparte.
    Seine Schuhe waren staubig, als er betrat, was sich großspurig Restaurant nannte: Ein großer, niedriger, von summenden Klimaanlagen gekühlter und bedrückend geschmacklos eingerichteter Raum, in dem eine Handvoll Leute saßen. Durch große Fenster zur Straße flutete grelles Sonnenlicht herein, um gleich darauf im dunklen Holz der Tische und Bänke zu versickern, so daß das hintere Ende des Raums in Ungewissem Halbdunkel blieb. Eine große, wuchtige Theke nahm fast die ganze linke Wand ein, begann im hellen Bereich und verlor sich im Dunkel, und auf ihr reihten sich Erdnußautomaten, Pappaufsteller mit Prospekten von Kreditkartenfirmen, Drahtkörbe voll kleiner Packungen irgendwas, Erdnüsse oder Minisalzgebäck oder Kaugummi, aufeinandergestapelte Aschenbecher. Eisenhardt wich den neugierigen Blicken der Gäste aus, suchte sich einen der freien Hok-ker an der Theke aus — sie waren alle frei -, setzte sich, sah den jungen Mann an, der bediente, und sagte:»Hallo, Stephen.«
    Stephen Foxx, der gerade damit beschäftigt gewesen war, Gläser zu spülen, sah überrascht hoch.»Mister Eisenhardt!«rief er aus.»Na so was! So früh am Morgen hatte ich Sie noch nicht erwartet…«
    »Soll ich später wiederkommen?«
    Er lachte.»So habe ich das nicht gemeint. Wahrscheinlich haben Sie in Flagstaff übernachtet, oder? Waren Sie am Grand Canyon?«
    »Gestern. Den wollte ich mir nicht entgehen lassen. Der Busfahrer war, glaube ich, ein richtiger Indianer, kann das sein? Er sah jedenfalls aus wie einer.«Eisenhardt spürte, daß er nervös war. Er kam in letzter Zeit immer ins Plappern, wenn er sich unsicher fühlte.
    »Wahrscheinlich ein Navajo. Der Nationalpark grenzt an ihr Reservat an. Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Ist das da hinten eine Cappuccino-Maschine?«
    »Ja.«
    »Könnte ich dann statt dessen einen Cappuccino haben?«Allmählich tat die Klimaanlage ihre Wirkung, der Schweiß auf seiner Haut trocknete.
    »Ja, klar.«Foxx machte sich an der Maschine zu schaffen, es sah ziemlich gut eingeübt aus. Und es roch gut, je weiter der Cappuccino

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