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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bozeman, Montana, zu erhalten. Dort gewöhnte er sich daran, mit seiner karamelfarbenen Haut, seinen schwarzen Haaren und seinen feurigen Augen regelmäßig für einen Indianer gehalten zu werden, und wurde im Lauf der Zeit zum technischen Betreuer des Sotom 2, des Sonar Tomograph 2, einer weiterentwickelten Version früherer Echolotungsgeräte. Ebenso gewöhnte er sich daran, ab und zu mitsamt des gesamten Equipments an zahlungskräftige Unternehmen ausgeliehen zu werden, Erdölgesellschaften meistens oder Tiefbauunternehmen, und auf diese Weise in der Welt herumzukommen, um Ölfelder zu untersuchen, die Schächte stillgelegter Minen zu kartographieren oder den Verlauf von Wasser-, Gas-und anderen Leitungen in wild gewucherten südamerikanischen Städten, die keine zuverlässigen oder überhaupt keine Baupläne mehr besaßen. Für die Universität von Bozeman war der Sotom 2 eine wichtige Einkommensquelle.
    Aber gestern war es extrem überstürzt losgegangen. Ganze zehn Minuten hatte man ihm Zeit gelassen, seine Zahnbürste und etwas Wäsche einzupacken. Seine Verabredungen für die nächsten zehn Tage hatte er auf dem Weg zum Flughafen absagen müssen, wo schon die größte Transportmaschine bereitstand, die in Bozeman jemals gelandet war, seit die Stadt einen Flughafen besaß. Und das Ziel der Reise hatte er erst unterwegs erfahren, nebenbei, während er dabei gewesen war, die Signalkabel auf Vollständigkeit zu prüfen.
    Einer der Spediteure riß ihn aus seinen Gedanken.»Wohin damit?«fragte er, auf den Thumper zeigend, in gutturalem, eher nach Arabisch klingendem Englisch, so daß George ihn zuerst nicht verstand.
    Er wies auf die Kisten, die bereits aufgestapelt am Rand einer ausgedehnten Zeltstadt standen.»Dort hinüber«, meinte er schwach.
    Das Heilige Land. Er mußte unbedingt zusehen, daß er seiner Mutter eine Ansichtskarte schrieb von hier, ehe sie fertig waren und womöglich genauso schnell zurückgeflogen wurden. Und er mußte…
    »Ist es von hier aus weit bis nach Jerusalem?«fragte er einen der Wachposten, die, jeweils eine Maschinenpistole unter der Achsel hängend, in der Gegend herumstanden.
    »Nein«, erwiderte der Mann.»Israel ist ein kleines Land. Es ist von nirgendwoher weit bis nach Jerusalem.«
    Golgatha. Der Garten Gethsemane. Die Via Dolorosa. Er mußte unbedingt einen Abstecher nach Jerusalem machen. An den Stationen des Leidensweges Christi beten.
    »Kann man das auch in Meilen ausdrücken?«
    Der Wachposten grinste, nickte, schien die Entfernung im Kopf zu überschlagen.»Vielleicht fünfundzwanzig Meilen. Kann aber sein, ich verschätze mich völlig.«
    Israel war wirklich ein kleines Land. George legte jeden Tag die doppelte Entfernung zurück, nur um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen, und dabei kam es ihm so vor, als wohne er ganz in der Nähe der Universität.
    Er deutete auf die Szenerie ringsum, die Zelte, Wohnwagen, Autos.»Was ist denn hier eigentlich los?«
    »Keine Ahnung. Ausgrabungsarbeiten, soweit ich weiß.«
    »Und die müssen bewacht werden?«
    »Ja. Seit die hier irgendeinen sensationellen Fund gemacht haben.«
    »Einen sensationellen Fund? Was denn?«
    »Alles streng geheim. Uns sagt man auch ganz und gar nichts.«
    Der Mann schien tatsächlich nichts zu wissen. Jetzt entdeckte er Bob, der für den wissenschaftlichen Teil der Angelegenheit zuständig war. Er stand bei einem der fünf silberglänzenden, großen Wohnwagen und sprach mit einem Mann, der einen taubenblauen Geschäftsanzug trug, ungefähr das Unpassendste, was George sich für diese Umgebung vorstellen konnte. Er selber trug, wie fast immer und überall auf der Welt, seine fünfzehn Jahre alten Jeans und ein ausgebleichtes T-Shirt und fühlte sich damit einigermaßen wohl. Er mochte Hitze, in Montana war es ihm die meiste Zeit des Jahres zu kalt.
    »Streng geheim. Soso. Aber in so einer Situation kursieren doch sicher Gerüchte, oder? Bei uns zu Hause jedenfalls wäre das so.«Er zog seine Zigarettenschachtel hervor, bot dem untersetzten, kraushaarigen Wachmann eine an.
    »Jede Menge Gerüchte. Aber alles Unsinn, wenn Sie mich fragen.«
    »Was denn zum Beispiel?«Er reichte Feuer nach.»Ich heiße übrigens George.«
    »George, aha. Ich heiße Gideon. Ich habe jemanden behaupten hören, das Areal 14 ist abgesperrt, weil man was Nukleares gefunden hat. Andere sagen, es geht um einen Schatz. Um den Schatz Salomos. Aber wissen Sie, das ist immer so. In diesem Land gibt es so viel auszugraben, daß man

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