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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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keine Münzen sehen und auch keine Tonscherben, und manche Dinge muß man wohl ausgraben, ehe man etwas mit ihnen anfangen kann. Aber eine Kamera, aus kompaktem Metall… Wie, glauben Sie, hat der Zeitreisende die Kamera eingepackt? Damit sie die Jahrhunderte übersteht? Ich stelle mir vor, daß er einen stabilen Metallkoffer mitgenommen hat. Daß sie in einem großen Gehäuse aus Metall steckt, staubdicht eingepackt, geschützt gegen Strahlen und extreme Temperaturen.«
    Das klang plausibel, fand Eisenhardt. Warum bin ich der einzige, der immer noch nicht glauben kann, daß es sich so verhält? Ausgerechnet ich?
    »Und wenn dieser Kasten«, fuhr Kaun fort,»hier irgendwo vergraben ist, dann finden wir ihn. Dann haben wir die Kamera, noch bevor heute abend die Sonne untergeht.«
    »Na dann«, murmelte Eisenhardt. Wozu brauchten die ihn überhaupt? Kaun hatte offensichtlich schon alle möglichen Aktionen in die Wege geleitet, ohne erst abzuwarten, was ihm, dem angeblichen Spezialisten für das Unglaubliche, einfiel. Und auf die Idee, das Gelände mit modernsten technisehen Mitteln quasi zu durchleuchten, wäre er tatsächlich nicht gekommen, weil er gar nicht gewußt hatte, daß so etwas möglich war.
    Nach einer Weile, als niemand etwas sagte, alle nur durch das eine offene Fenster den Spediteuren beim Entladen der Geräte zusahen, fragte er:»Aber nochmal ganz ernsthaft würde so ein Gerät die Arbeit der Archäologen nicht auch sonst generell erleichtern? Ich verstehe nicht, warum man noch aufs Geratewohl gräbt, wenn man genausogut den Boden zuerst durchleuchten kann.«
    Kaun lächelte milde.»Sagen wir es einmal so«, sagte er.»Wenn ich das gesamte Gebiet zwanzig Meter tief umgraben lassen würde, käme ich billiger davon.«
    George Martinez beaufsichtigte das Ausladen der Geräte, aber als der Thumper an der Reihe war, legte er doch selbst mit Hand an. Das Gerät hatte, obwohl es im Prinzip nur eine robuste, auf den Boden gerichtete Kanone für kopfgroße Bleikugeln darstellte, seine empfindlichen Stellen, und die Packer in ihren grauen Overalls hatten die Kisten mit den übrigen Instrumenten teilweise so grob und achtlos angepackt, daß er es nicht fertigbrachte, ihnen das Herzstück der gesamten Ausrüstung allein zu überlassen.»Vorsicht… Nicht an diesem Griff halten… Vorsicht mit den Kippschaltern!«
    Er hielt Ausschau nach Bob Richards, aber der kümmerte sich, wie üblich, nicht um derart triviale Dinge wie das Einund Ausladen des millionenschweren Equipments. Sie hatten nur einen Thumper dabei. Wenn der später versagte, konnten sie alles wieder einpacken.
    Er atmete auf, als das Gerät heil auf dem Boden stand. Es war ein sehr tiefes Ausatmen, denn er war derartige Anstrengungen nicht gewöhnt. Es hätte auch niemand erwartet, daß er daran gewöhnt war. Seit frühester Kindheit ging er als magerer, krummer Strich durch die Landschaft, zum Leidwesen seines Vaters, der ihre Vorfahren stolz als einen»gesunden Stamm kräftiger mexikanischer Bergbauern«zu schildern pflegte.
    Der Schockwellengenerator stand auf vier großen, dick bereiften Rädern. George sah sich um. Beinahe automatisch hielt er Ausschau nach der geeignetsten Stelle dafür. Man würde ohnehin experimentieren müssen, was den Aufstellungsort anbelangte, falls die Bilder nicht befriedigend ausfielen, aber er hatte einen gewissen Ehrgeiz, ein Gespür für das jeweils zu untersuchende Gelände zu entwickeln. Die Gegend hier war leicht hügelig, also kam zuerst ein Hügelgipfel in Frage. Vorausgesetzt, der Untergrund war fest. Kies oder Geröll leitete die Schockwelle nicht weiter, oder jedenfalls nicht in ausreichendem Maße.
    Und dann kam es ihm plötzlich zu Bewußtsein wie ein Hammerschlag: Er war ja im Heiligen Land! Im Land der Bibel, der Propheten, im Land der Kreuzigung und der Auferstehung! Er stand auf dem Boden, auf dem vor zweitausend Jahren der Erlöser selbst gewandelt war!
    Einen Moment lang wurde ihm schwindlig. Davon hatte er immer geträumt. Und nun war alles so schnell gegangen, daß er überhaupt nicht dazu gekommen war zu realisieren, wohin man ihn so überstürzt in Marsch gesetzt hatte.
    George Martinez’ große Gabe waren schlanke, feingliedri-ge Finger, Finger wie Präzisionswerkzeuge, die ihn, den aus der Art geschlagenen Sohn mexikanischer Einwanderer, befähigt hatten, eine Ausbildung als Feinmechaniker mit Erfolg abzuschließen und eine Stelle als technischer Assistent an der Montana State University in

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