Das Jesus Video
kaum in Ruhe die Fundamente für ein Haus ausheben kann.«
»Verstehe.«Ziemlich ominös, das Ganze. Aufregende Sache. George war gespannt auf die Bilder, die Sotom 2 liefern würde.
Endlich hatte er ihn an der Leitung.»Wilde«, meldete sich die dunkle, nach unerschöpflicher Energie und Lebenslust klingende Stimme.
»Hallo, Dominik«, sagte Eisenhardt,»hier ist Peter.«
»Peter! Na so eine Überraschung! Und so früh am Tag. Was gibt es?«
»Wie üblich. Wissenschaftlicher Notruf. Hast du einen Moment Zeit, oder komme ich ungelegen?«
»Kein Problem, ich trinke ohnehin grade nur Kaffee.«Dominik trank immer» grade nur Kaffee «, wenn er ihn anrief.»Hast du übrigens dein Arbeitszimmer auf den Flur verlegt? Es hallt so eigenartig bei dir.«
»Das ist eine längere Geschichte; die erzähl’ ich dir ein andermal.«
»Okay. Schieß los.«
Eisenhardt holte tief Luft.»Gibt es deines Wissens irgendwo auf der Welt Forschungsarbeiten, die sich mit dem Thema Zeitreise beschäftigen?«
»Ups«, machte Dominik. Dann war es erst einmal eine Weile still. Dominik dachte nach.
Das war es, was Eisenhardt so an ihm schätzte: Dominik gab auch auf die seltsamsten Fragen — und eigentlich stellte er ihm nur seltsame Fragen — keine vorschnelle Antwort. Dominik Wilde, der als freier Wissenschaftsjournalist für zahlreiche Zeitschriften arbeitete, war so etwas wie sein letzter Rettungsanker in naturwissenschaftlichen Fragen. Wenn er ihn anrief mit einer Frage, dann hatte er in der Regel alle Lexika und sonstigen Nachschlagewerke durch und schon Tage in der Universitätsbücherei verbracht und immer noch keine Antwort gefunden. Dominik kannte sich in fast allen wissenschaftlichen Bereichen hervorragend aus, wußte, wer in welchem Gebiet die führende Kapazität war, und konnte ihm, wenn nicht eine befriedigende Antwort, doch zumindest einen Tip geben, der ihm weiterhalf — eine Adresse, eine Telefonnummer, ein Buch.
Entstanden war der Kontakt vor Jahren, als Peter Eisenhardt nach der Lektüre eines Artikels sich zu dessen Autor, einem gewissen Dominik Wilde, durchtelefoniert hatte, um ihm ein paar zusätzliche Fragen zu stellen. Dabei stellte sich heraus, daß Dominik alle seine Romane gelesen hatte, sehr mochte und sich geehrt fühlte, ihm weiterhelfen zu können. Leider konnte er das nicht auf Anhieb, die Fragen waren kniffliger, als beide gedacht hatten, und ihre Beantwortung machte es unumgänglich, sich persönlich zu treffen. Dabei stellten sie fest, daß sie die gleichen Filme mochten und überhaupt endlos über Gott und die Welt reden konnten, und das taten sie dann auch. Und so hatte alles angefangen.
»Zeitreise«, wiederholte Dominik schließlich nach einer langen, teuren Pause.»Ich würde mal sagen, nein. Ich glaube nicht mal, daß es jemanden gibt, der sich auch nur mit dem Phänomen Zeit beschäftigt, jedenfalls nicht in physikalischer Hinsicht. Die Psychologen und Neurologen forschen viel in diese Richtung — Zeitwahrnehmung, Zeiterleben, solche Dinge. Was ist Erinnerung, wie lange dauert die Zeitspanne, die wir als Gegenwart wahrnehmen, lauter interessante Fragen. Aber wahrscheinlich nicht das, wonach du suchst, oder?«
»Nein«, gab Eisenhardt zu.»Konkret frage ich, ob auch nur der Hauch einer Chance besteht, daß in etwa fünf bis zehn Jahren jemand einen Menschen in die Vergangenheit schikken kann.«
»Zeitmaschinenmäßig. H.G. Wells und so.«
»Genau.«
»Also - der Hauch einer Chance besteht grundsätzlich immer. Du weißt ja, wie stürmisch heutzutage die Entwicklung verläuft. Unvorhersagbar, im Grunde. Wer hat sich nicht schon alles blamiert mit der Behauptung, dies oder jenes sei unmöglich. Aber ich würde mal schätzen, die Chancen, daß jemand, sagen wir, den Überlichtantrieb erfindet, eine unerschöpfliche Energiequelle oder ein Mittel, das unsterblich macht, sind zwar auch nur minimal, aber trotzdem ungleich höher.«
»Verstehe. Mal andersherum gefragt — was sagt die moderne Physik denn überhaupt zum Thema Zeit?«
»Eine ganze Menge, wie du dir denken kannst. Da mußt du schon ein bißchen genauer fragen.«
»Gut.«Eisenhardt dachte nach. Das war das Spiel: eine gute Frage ist oft schon die halbe Antwort. Viele Probleme entstehen nicht aus fehlenden Antworten, sondern aus ungenauen Fragen.»Es gibt in der Thermodynamik doch den Energieerhaltungssatz, aus dem folgt, daß es unmöglich ist, ein Perpetuum mobile zu konstruieren. Zweiter Hauptsatz und so. Was ich eigentlich
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