Das Joshua Gen (German Edition)
Ihnen?«
»Sie sagten es mir leider nicht, sie sprachen überhaupt nicht. Sie trugen Masken ... mehr weiß ich nicht.«
Stanley nahm einen Schluck Kaffee. Er behielt ihn im Mund, bewegte ihn hin und her, bis er ihn endlich schluckte. »Ihr seid bestimmt nicht hergekommen, um einem alten Polizisten Lügen aufzutischen ...«
»Du glaubst mir also, dass ich damit nichts zu tun habe?«
»Tja, du warst am Tatort, du hast Fingerabdrücke hinterlassen und Abdrücke deiner Schuhe im Blut, dann bist du geflohen.«
»Glaubst du mir, Stan?!«
»Ich glaube dir, Vince, doch bei dem Umfang deiner Strafakte werde ich wohl der Einzige sein. Also sind wir erst mal auf uns gestellt. Wir brauchen mehr Informationen. Und wir werden sie uns selbst besorgen müssen.«
»Wo fangen wir an?«
»Du fährst zur Autowerkstatt deines Onkels. Möglich, dass er was über den Van herausbekommt. Aber nimm die Subway, das Taxi bleibt in meiner Garage. Da du allein für den Wagen verantwortlich bist, wird es so schnell keiner vermissen. Ich werde in der Zeit mein altes Revier besuchen. Der Kaffee da ist grauenvoll, aber ein paar Jungs von früher arbeiten noch dort. Vielleicht erfahre ich etwas mehr über die drei Toten, vielleicht gab es da Probleme zwischen zwei Gangs ...«
»Und was soll ich tun? Etwa allein hierbleiben?«
»Oh, Sie sind hier sicher, Nona. Machen Sie es sich gemütlich und pflegen Sie die Beule, die die Ihnen verpasst haben. Die Couch drüben kann ich wärmstens empfehlen. Wenn wir mal Krach hatten, schlief meine Frau darauf immer wie im siebten Himmel. Ich glaube inzwischen, sie provozierte nur deshalb den einen oder anderen Streit!«
Stanley lachte ihr zu. Nona lächelte zurück. Ja, etwas Schlaf könnte gut tun. Und ein, zwei angenehme Träume auch. Denn Albträume hatte sie für heute schon genug gehabt.
Seine Zähne brachen unter den Schlägen, sein Blut tropfte auf das Gesicht der jungen Frau. Sie lag direkt vor ihm auf dem alten Steinboden.
»Ja, sieh sie dir an und sieh, was sie tut – und sage es uns!«
Zwischen seinen rotblau geschwollenen Lippen flossen Worte und Blut hervor. »Sie spricht ... mit ihrem Vater.«
»Falsch! Sie hört ihm zu – denn er spricht mit ihr! Er spricht mit ihr!«, rief der Mann, der ihn seit einer Stunde verhörte, der ihn seit einer Stunde verprügeln ließ, der Anführer ihrer geheimen Bruderschaft war.
»Er spricht mit ihr, er verrät ihr das Versteck. Siehst du es denn nicht?« Die Stimme des Anführers war leiser geworden, und traurig. Der Mann hob das vergrößerte Foto vom Boden auf, wischte mit dem Ärmel seiner Kutte das Blut darauf ab. »Seht ihr es denn nicht?« Er hielt das Foto in die Runde der Männer. Alle trugen sie Kutten, schlicht wie seine. Und alle blickten sie beschämt zu Boden. Sie kannten das Foto von der jungen Frau in dem Krankenzimmer, und sie kannten die Worte ihres Anführers.
»Sie ist es, die uns zu dem Jungen führen wird, habe ich euch gesagt. Sie wird ihn finden, habe ich euch gesagt, wir brauchen nur zu warten. Und was tut ihr?!« Er hob seine Arme, ballte die Fäuste, schrie es zur Decke hinauf: » Was tut ihr?! « Seine Wut und seine Verzweiflung hallten durch das Gewölbe. Die Fackeln an den Wänden flackerten. Der Raum schien noch dunkler zu werden. Und kühler. Keiner von ihnen wagte es, ihm ins Gesicht zu sehen. Der Mann seufzte. »Ihr entführt sie ...« Er klang unendlich enttäuscht. »Habt ihr denn so wenig Vertrauen?«
»Und du?! Wo hast du deins?!«, rief der mit dem zerschlagenen Gesicht. Er kniete zwischen seinen Wächtern. Auf seinem nackten Oberkörper glänzten Schweiß und Blut. »Wie lange weißt du schon von der jungen Frau, ohne es uns zu sagen?! Du folgst ihr, machst Fotos, tust all das allein – ohne ein Wort zu uns! Wir sollen nur zuschauen, warten. Am Ende willst du wohl alles für dich! Warum sollten wir dir noch vertrauen?!« Er rang mit den Männern, die ihn festhielten. »Ich hätte das Versteck des letzten Jungen längst aus ihr herausbekommen! Vertraut auf meinen Weg, Brüder!«
»Wohin dein Weg führt, haben wir in den Nachrichten hören können.« Der Anführer der Bruderschaft nahm eine Fackel von der Wand. Er warf sie mitten unter seine Männer. »Seht ihr es?« Sie wichen zurück, bildeten einen Halbkreis um das brennende Stück Holz auf dem steinernen Boden. »Das ist der einzige Weg, dem wir vertrauen!« Ein Mosaik leuchtete unter der Fackel. Ein großes Oval aus glasierten Steinen, darin ein
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