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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Flussbett hatte.
    „Es muss der Nor sein!“ , dachte er und ließ Sarwen an diesem Gedanke teilhaben, „der Grenzfluss zum Wilderland.“
    „So weit sind wir schon?“, fragte Sarwen.
    „Ich habe diesen gewundenen Lauf oft genug auf den Karten unseres Großvaters gesehen“, erklärte Daron. „Und außerdem: Sieh dir die Pflanzen am anderen Flussufer an! Sie sehen völlig anders aus als die, die wir kennen. Hausgroße Schachtelhalme, dafür kaum Bäume!“
    König Keandir hatte nie viel über seine Abenteuer in Wilderland gesprochen, obwohl Daron wiederholt versucht hatte, mehr über dieses geheimnisvolle Land mit seinen seltsamen Geschöpfen zu erfahren. Dafür war Waffenmeister Thamandor um so redseliger gewesen. Er hatte den König seinerzeit auf seiner abenteuerlichen Reise nach Wilderland begleitet und dem Elbenjungen ausführlich von dieser Gegend erzählt und seine Geschöpfen eindrucksvoll geschildert. Nur hatte ihm Daron nicht alles geglaubt. Von Riesenmammuts war die Rede gewesen, unter deren Füßen der Boden erzitterte, oder von den wilden Trorks, vor denen man sich in Acht nehmen musste.
    „Wir sollten Großvater endlich Bescheid geben!“, drang Sarwens Stimme in Darons Gedanken.
    „Nur wenn es unbedingt nötig ist …“
    „Es ist nötig, Daron! Denn wenn wir noch länger damit warten, sind wir vielleicht schon zu weit entfernt, um noch eine geistige Verbindung zu ihm aufnehmen zu können. Und dann wird er nicht mal ahnen, was uns widerfahren ist. Wie sollte er uns da helfen?“
    Daron hätte es gern vermieden, dem König um Hilfe zu bitten, denn er gestand damit seinen eigenen Fehler ein. Er hätte auf seinem Großvater hören sollen, der ihn vor dem Riesenfledertier gewarnt hatte.
    „Es wäre besser, wir würden die Situation ohne ihn meistern“, meinte er.
    „Dazu ist es zu spät! , beharrte Sarwen.
    Doch der Gedanke, dass Großvater Keandir erfuhr, dass seine Enkel das Riesenfledertier nicht unter Kontrolle hatten, gefiel Daron immer noch nicht. Wahrscheinlich dürfen wir danach nie wieder damit fliegen, ging es ihm durch den Kopf – allerdings ließ er Sarwen diesmal an seinen Gedanken nicht teilhaben.
    Möglicherweise bestimmte König Keandir auch, dass ihnen erst dann wieder gestattet wurde, auf Rarax' Rücken zu reiten, wenn die Zwillinge groß geworden waren. Und das wollte Daron ja um jeden Preis vermeiden oder zumindest möglichst weit hinausschieben.
    „Großvater hat bestimmt schon versucht, eine Gedankenverbindung zu uns herzustellen“ , meldete sich Sarwen wieder in seinem Kopf.
    „Andere Elbenkinder sind auch mal ein paar Tage von zu Hause weg“, entgegnete Daron. Elben empfanden nämlich die Zeit anders als Menschen, da sie ja extrem langlebig waren. Für sie waren ein paar Jahre nicht länger als vielleicht für einen Menschen ein Tag.
    „Mag sein, aber diese Elbenkinder fliegen auch nicht auf einem ungehorsamen Riesenfledertier, sondern ziehen sich vielleicht nur einfach mal für ein paar Tage in die Berge zurück, um nachzudenken“
    Sarwens Augen wurden schwarz, und Daron, der sie über die Schulter hinweg ansah, wusste, was das bedeutete. Sie setzte all ihre magischen Kräfte ein, um eine Gedankenverbindung zu König Keandir herzustellen.
    „Wenn du jetzt deine Magie zu Hilfe nimmst, heißt das, dass du es vorher schon mal mit deinen einfachen Elbensinnen probiert hast und es nicht geklappt hat!“ , stellte Daron ärgerlich fest, weil Sarwen ihn nicht darin einbezogen hatte.
    „Ich dachte, du bist dagegen und wollte einen Streit vermeiden“ , gab sie zurück.
    Aber auch unter Einsatz ihrer magischen Kräfte kam keine geistige Verbindung zu König Keandir zustande.
    „Lass es uns noch einmal gemeinsam versuchen“, bat Sarwen.
    „Und wenn wir Rarax danach nicht mehr reiten dürfen?“
    „Es ist vielleicht unsere letzte Chance!“
    Doch es kam nicht mehr dazu. Abrupt senkte Rarax die Flugbahn, flog durch die hoch aufragenden Riesenschachtelhalme hindurch, drehte sich dabei und schüttelte sich. Vielleicht hatte das Tier den Streit zwischen den beiden Elbenkindern gespürt und wollte es ausnutzen, dass sie sich nicht mehr auf ihn konzentrierten. Jedenfalls konnte sich Daron nicht mehr halten. Er rutschte ab und flog im hohen Bogen durch die Luft. Selbst seine Magie half ihm nicht mehr.
    Daron landete auf einer weichen Moospflanze.
    Ein schmatzender, stöhnender Laut ging davon aus, der plötzlich ganz tief wurde und alles vibrieren ließ. Daron glaubte, die

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