Das Juwel der Elben
Fahrtwind nur so um die spitzen Ohren wehte. Daron lenkte das Flugtier direkt auf das Meer hinaus. Rarax flog so schnell, dass man von Elbenhaven aus nur einen dunklen Schatten sah, als Rarax die Burg, die dazu gehörige befestigte Stadt und den großen Hafen mit den Schiffen der Elbenflotte überflog.
Vor ihnen war das Meer. Das Wasser glitzerte in der Sonne, und Daron schien ganz gebannt von diesem Anblick.
Sarwen drehte sich um. Wie klein Elbenhaven und selbst der gewaltige Elbenturm schon geworden waren!
„Es reicht! Daron!“
„Siehst du es, Sarwen?“
„Ja, aber nun lass ihn wieder langsamer fliegen!“
„Wie du willst.“
„Am besten, du lässt ihn mich jetzt lenken.“
Daron lachte. „Nichts dagegen, Sarwen.“
„Außerdem wollten wir doch eigentlich zurück zur Burg!“
Daron seufzte. „Meinetwegen“, gab er nach.
Kapitel 2
In der Burg von Elbenhaven
Daron und Sarwen kehrten zur Burg von Elbenhaven zurück, auf der König Keandir residierte. Für Rarax war innerhalb des äußeren Burghofs ein Verschlag neben den Stallungen für die Elbenpferde errichtet worden. Dort war Platz genug für das Riesenfledertier, und außerdem konnte es dort auch gefüttert werden. Das Riesenfledertier war in der Auswahl seiner Nahrung nicht gerade wählerisch. Besonders gern mochte es Fisch, aber es war notfalls auch mit dem Futter der Elbenpferde zufrieden. Daron stellte sich vor, dass man Rarax später einmal allein auf die Jagd schicken konnte, wenn die geistige Verbindung zu ihm stark genug war und man nicht mehr befürchten musste, dass er einfach auf Nimmerwiedersehen davonflog und irgendwo auf den Weiden von MittelElbiana kostbare Elbenpferde schlug. Rhenadir der Gewissenhafte war der Marschall des Königs und hatte als solcher die Stallungen zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass die Elbenpferde der königlichen Elbenkrieger gut gepflegt wurden. Dass er sich um die Versorgung des Riesenfledertiers kümmern musste, gefiel ihm überhaupt nicht. „Ich muss jede Woche ein Mitglied der Magiergilde herbestellen, damit er den Mist des Riesenfledertiers durch einen Zauber verschwinden lässt!“, beschwerte er sich nicht zum ersten Mal.
Daron und Sarwen sahen sich kurz an.
„Immer dasselbe Gemecker“ , dachte Daron.
„Sei trotzdem nett zu ihm!“ , antwortete ihm Sarwens Gedanken.
„Wenn sich der Marschall nämlich weigert, sich um Rarax zu kümmern, wird es schwierig für uns, ihn weiterhin zu behalten!“
„Ich weiß, dass ihr euch in Gedanken vermutlich über mich lustig macht“, sagte der königliche Marschall. „Aber ihr solltet euch auch mal in die Lage derer versetzen, die dieses Monstrum für euch pflegen müssen!
Kein Magier hat noch Lust, den Mist wegzuzaubern, weil so viel davon anfällt, dass es einfach zu anstrengend wird.“
„Das tut mir sehr leid“, sagte Sarwen. „Aber so ist nun mal die Natur dieses Riesenfledertiers. Und dagegen kann man nichts machen.“
„Außerdem ist es doch besser, dass Rarax hier im Pferch ist und nicht mit seinen Artgenossen die Elbenpferde jagt oder gar Reisende überfällt“, gab Daron zu bedenken.
Rhenadir der Gewissenhafte stemmte die Fäuste in die Hüften. Seine Haut war etwas Besonderes, denn sie war selbst für einen Elben sehr hell, fast weiß – genau wie das Haar, unter dem ebenso wie bei Daron und Sarwen die spitzen Ohren hervorschauten.
Seine dunklen Elbenaugen musterten die beiden Kinder. „Es heißt, dass ihr so starke magischen Fähigkeiten hättet. Stärker als mancher Magier!“
„Das sind Gerüchte“, behauptete Sarwen.
„Nur Gerüchte“, bestätigte Daron.
„Aber ihr währt gewiss stark genug, um den Mist eures Riesenfledertiers selbst wegzuzaubern!“
„Das würden wir sofort tun“, erklärte Daron, und Sarwen stimmt ihm entschieden zu. „Nur unglücklicherweise hat uns unser Großvater aufgetragen, unsere Magie nur sehr zurückhaltend einzusetzen. Aber vielleicht könnt Ihr ihn ja davon überzeugen, dass er diese Anweisung zurücknimmt!“
Rhenadir der Gewissenhafte winkte ab. „Das müsst ihr schon selbst mit eurem Großvater ausmachen“, sagte er und schüttelte den Kopf. Als ob der Marschall der königlichen Elbenpferdeställe mit dem König über die Erziehung seiner Enkel diskutieren würde!
Daron spürte plötzlich einen Gedanken. Es war sein Großvater. König Keandir wünschte offenbar, dass er zu ihm kam. Daron seufzte und wandte sich mit fragendem Blick an Sarwen.
Seine
Weitere Kostenlose Bücher