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Das Juwel der Elben

Das Juwel der Elben

Titel: Das Juwel der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zwillingsschwester wusste sofort, was los war, und schüttelte den Kopf. „Nein, mich hat er nicht gerufen“, sagte sie. „Aber wir wollten doch ohnehin beide zum Palas“
    Daron nickte. „Ich weiß schon, was er von mir will“, sagte er. „Es ist immer dasselbe.“ Er seufzte, und dann gingen sie zusammen davon. Der Palas – das Haupthaus der Burg von Elbenhaven – lag am inneren Hof. Dies war bei einer Belagerung der letzte Rückzugsort der Elben von Elbenhaven. Gleichzeitig war es der höchste Punkt der Stadt, von wo aus man den Hafen und alle Befestigungsanlagen gut überblicken konnte. Hier, im alten Teil der Burg, waren die meisten Gebäude noch Stein auf Stein errichtet worden und nicht mit Hilfe von Elbenmagie, wie es später der Fall gewesen war. Gebäude aus richtigem Stein waren viel stabiler als jene Bauwerke, die nur aus der Kunst der Magie entstanden waren, und man brauchte auch nicht in regelmäßigen Abständen dafür zu sorgen, dass der Zauber, der das jeweilige Bauwerk aufrecht hielt, erneuert wurde. Daron und Sarwen gingen die Stufen zum Eingang des Palas empor. Die beiden Elbenkrieger, die an der Tür Wache hielten, kannten die Zwillinge natürlich und ließen sie passieren.
    Die Kinder betraten den großen Festsaal, in dem eine lange Tafel stand. Die Heilerin Nathranwen schien sie bereits zu erwarten. Sie war die Geburtshelferin der beiden Elbenkinder gewesen, und vielleicht war das der Grund, weshalb ihre innere Verbindung zu den beiden so stark war, dass sie manchmal schon im Voraus ahnte, wann Daron und Sarwen im Palas auftauchten.
    Nathranwen hatte dunkles Haar und die typische helle Haut der Elben. Der Blick ihrer sehr schräg gestellten Augen wirkte freundlich und warmherzig, und ihre Ohren traten nicht so stark durch das seidige Haar hindurch, wie dies bei den meisten anderen Elben der Fall war. Außer der Heilerin waren noch Lirandil der Fährtensucher und Waffenmeister Thamandor im Saal. Der Waffenmeister hatte seine Werkstatt zwar hoch oben auf dem Elbenturm, aber das hielt ihn nicht davon ab, die Burg des Elbenkönigs des Öfteren aufzusuchen.
    „Es wird ein Mahl für unsere Gäste geben!“, sagte Nathranwen.
    „Gerade wird alles vorbereitet, und ihr solltet auch etwas essen!“
    „Später!“, sagten Daron und Sarwen wie aus einem Mund. Sie hatten keinen Hunger. Elben brauchten nicht so regelmäßig Nahrung zu sich zu nehmen wie Menschen, Zentauren und die meisten anderen Geschöpfe des Zwischenlands. Sie waren in der Lage, die Wärme ihres Körpers auf ein Minimum zu senken und sehr lange Zeit ohne Mahlzeit auszukommen.
    Von den sich oft lang hinziehenden Banketts hielten weder Daron noch Sarwen besonders viel. Diesmal waren mit Lirandil und Thamandor allerdings zwei sehr interessante Gäste zugegen, die sicher viel zu erzählen hatten.
    „Es ist schon länger her, dass ihr etwas zu euch genommen habt“, sagte Nathranwen. „Nach meiner Rechnung schon mindestens drei Tage.“
    „Sie macht sich einfach nur Sorgen um uns!“ , meldete sich Sarwen mit ihrer Gedankenstimme bei ihrem Bruder. Die Heilerin konnte davon nichts mitbekommen. Gegen Fremde konnten die beiden Geschwister ihre Gedanken hervorragend abschirmen.
    „Aber sie soll sich nicht aufspielen, als wäre sie unsere Mutter oder Großmutter!“ , gab Daron zurück.
    Die Großmutter der beiden Elbenkinder war Ruwen gewesen, die Gemahlin des Königs. Aber Ruwen war ebenso während des großen Krieges ums Leben gekommen wie die Eltern der Zwillinge. Seid Daron und Sarwen am Hof König Keandirs lebten, glaubte Nathranwen wohl, ihnen gegenüber die mütterliche Rolle spielen zu müssen.
    „Gut, diesmal sind wir mit dabei!“, versprach Sarwen und stupste ihren Bruder dabei kurz an.
    „Sie vergisst wohl, dass wir schon fast hundert Jahre alt sind“, wandte Daron ein. „Da könnte man uns allmählich ein paar Sachen selbst bestimmen lassen …“
    Sarwen hob die Augenbrauen und erwiderte: „Dann müssten wir langsam etwas erwachsener werden, aber das willst du ja nicht!“
    Daron stieg zum Hauptturm hinauf. König Keandir stand an der Brustwehr und blickte hinaus auf das Meer.
    „Ich habe dich schon gehört, als du die erste Stufe genommen hast, Daron“, sagte Keandir und drehte sich um. „Schon an der Art deiner Schritte konnte ich erkennen, dass du es bist.“
    „Und was ist mit der geistigen Verbindung zwischen uns?“, fragte Daron. „Hast du nicht auch deswegen geahnt, dass ich

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