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Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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fliehen versuchst, nachdem du das Herz der Uhr zerbrochen hast. Du musst es zerbrechen oder stehlen.

    Was meint Ihr mit dem Herz der Uhr?
    Doch sein Gesicht verblasste, und wenn er eine Antwort gab, so konnte Petra sie nicht hören. Sie war dabei aufzuwachen und fing gerade noch seine letzten Worte auf: Versage nicht, Petra Kronos.
    Sie schlug die Augen auf.
     
     
    Petra schmiss die Orange auf den Holzstapel. Da lag sie, stachelig, zerknautscht und vorwurfsvoll.
    »Guter Wurf«, kommentierte Neel. Die Belladonna hatte nachgelassen und heute sah er wieder mehr wie er selbst aus und weniger wie ein etwas seltsamer Nachkomme einer Hummel.
    Sie erzählte ihm, was in den letzten paar Tagen passiert war, vom Brief des Prinzen, seinen privaten Räumen und von der Tür, von der sie sicher war, dass sie in das Kabinett der Wunder führte.
    »Erzähl mir noch mal von der Tür.«
    »Also, sie ist glatt...«
    »Nein, die mit dem Löwen und der Eidechse.«
    Sie beschrieb sie und Neels Gesicht wurde düster. »Und das Fenster ist kein Fenster?«
    Petra nickte.
    »Dann gibt es keine Möglichkeit, wie ich dir helfen kann. Daniors Finger können nicht einfach so einen Löwen und eine Eidechse austricksen. Gibt es da kein Schlüsselloch?«
    Sie musste zugeben, dass es keins gab.
    Neel schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es eines gäbe,
schätze ich, dass der Löwe brüllt wie nichts, während wir versuchen, da einzudringen. Das klappt nicht.«
    »Daran hab ich schon gedacht«, sagte sie aufgeregt und zog ein mit dem Wappen des Prinzen gesiegeltes Papier hervor. »Das ist dein Dokument.« Sie erklärte ihren Plan.
    »Also gut. Und wann?«
    Seine Frage berührte ein Thema, das sie nur zögernd anschnitt: ihr beunruhigender Traum in der vergangenen Nacht. »Dee hat gesagt, wir sollen es übermorgen Abend tun. Das heißt morgen.«
    »Du hast das geträumt?«
    »Schau mal, ich bin nicht der Typ, der einfach so an Träume glaubt, aber...«
    »Das war es also!« Neel schlug mit der Faust in seine Hand. »Das war kein Traum, Petali!«
    »Komm schon«, spottete Petra. »Was soll es denn sonst gewesen sein? Ich hab nicht das Zweite Gesicht oder so was.« Doch sie war unsicher geworden.
    »Du musst nicht das Zweite Gesicht haben! Es war die Wahrsagerei, die das bewirkt hat!«
    »Was meinst du damit?«
    »Als du bei Dee warst, hat er dich doch aufgefordert zu wahrsagen. Und du hast nichts gesehen, stimmt’s? Das war, weil er eine Verbindung zwischen deinem Geist und seinem herstellen wollte.«
    Ihr ganzer Körper empörte sich. »Er kann meine Gedanken lesen?«
    Neel schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.Aber ich hab von so etwas schon gehört. Es wird im Krieg benutzt,
um es den Generälen leichter zu machen, Botschaften zu schicken. Die Roma benutzen es für bestimmte Tricks. Auch die Gemeinschaft der Gauner praktiziert es, wenn sie jemanden an die Hand bekommen, der wahrsagen kann. Aber es ist riskant. Es kann den Geist des Magiers zerrütten und den Geist von dem, der die Wahrsagerei macht. So was kann deinen Geist zermatschen wie ein Ei.«
    »Aber... was bedeutet das? Träume ich jetzt mein Leben lang« - sie schauderte - »von Dee?«
    »Das bedeutet, dass er zu dir sprechen kann, wenn ihm danach ist. Für Dee ist es einfacher, wenn du schläfst, weil dein Geist dann entspannt ist. Und das heißt, du hast nicht geträumt und wir sollten auf ihn hören.«
    »Das sollten wir nicht! Es könnte eine Falle sein.«
    »Finde einfach heraus, ob der Prinz wirklich mit diesen Fremden isst.Wenn er das tut, dann ist Dees Idee goldrichtig. Außerdem« - er verzog das Gesicht - »hab ich auch Gründe, etwas schneller vorzugehen.«
    »Der Schnee?«
    »Der auch, ja. Aber ich hab an Sadi gedacht. Weißt du, sie hat mich heute im Burgkeller rumlungern sehen.Tabor hat darüber, dass ich hier arbeite, nichts erzählt. Aber ich denke, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich sehen würde. Sie ist ja nicht dumm. Wenn sie mich zu fassen kriegt, lässt sie nicht locker, bis sie die ganze Geschichte aus mir rausgeschüttelt hat.«
    Petra sah ihn spöttisch an. »Erzähl es ihr einfach nicht, Neel.«
    Neel spreizte die Hände. »Ich kann schwören, sogar auf
mein eignes Grab, dass ich ihr kein Wort erzähle, aber die Sache ist die, dass sie seit du mit ihr und Mam im Vurdon gesprochen hast, darauf wartet. Sie hat sich immer Sorgen gemacht, dass ich ein Stück von deinem Kuchen haben will. Wenn sie mich in die Enge treibt, kann ich ihr die Hucke

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