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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Absperrung der Afghan National Army, dann eine zweite, die durch ein Dutzend leichte Panzer und zwei T72 verstärkt war. Seitdem das Gefängnis von etwa dreißig Taliban überfallen worden war, hatte man die Sicherheitsvorkehrungen beträchtlich erhöht.
    »Wo wir schon mal hier so zusammensitzen, was erzählt man sich eigentlich gerade über mich?«
    »Na ja, ich weiß nicht, ob ich das sagen soll …«, begann Babrak vorsichtig. Von einer Geste Osamas ermutigt, fuhr er fort: »Anscheinend ist Ihre Gattin einer Frauenorganisation beigetreten. Man munkelt, sie rede wie eine Kommunistin oder eine
Kāfir
und kritisiere offen die Mullahs. Einer der Fahrer vom Revier erzählte, sie werde von einem westlichen Diplomaten dazu ermuntert, einem Ungläubigen, der Alkohol trinkt und gottlose Orte aufsucht.«
    »Diese Gerüchte machen ja sehr rasch die Runde!«
    »O ja. Außerdem … Das betrifft jetzt mich selbst, und ich möchte nicht, dass Sie es von Dritten erfahren … Außerdem muss ich Ihnen sagen, dass ich eine zweite Ehefrau nehmen werde.«
    »Du?«, rief Osama verblüfft.
    »Meine erste Frau fängt an, mir Probleme zu machen«, gestand Babrak. »Sie wirft mir vor, dass ich zu viel arbeite, sie will nicht zu meinen Eltern gehen, sie beklagt sich über die Stromausfälle im Viertel. Der Mullah meines Viertels gab mir den Rat, eine zweite Frau zu nehmen; das sei das beste Mittel, damit die erste aufhört, mir Ärger zu machen,
Alhamdullilah
. Meine Familie zahlt die Mitgift, ich muss nichts beisteuern.«
    »Ich dachte, du liebst sie.«
    »Ich liebe sie ja!«
    »Deine Art, zu argumentieren, ist ein wenig kurzsichtig. Stell dir vor, wie sie sich fühlen muss: Wärst du eine Frau, du wärst doch tödlich beleidigt, wenn dein Mann noch eine andere heiraten würde!«
    »Das schon!«, erwiderte Babrak und brach in Gelächter aus.
    Als er den Blick seines Chefs bemerkte, verstummte er abrupt.
    »Hast du dir überlegt, was deine Kinder über dich denken werden?«, fragte Osama.
    »Nein«, gestand Babrak.
    »Das solltest du tun!«
    Da sie vor dem Gefängnis angekommen waren, brachen sie die Unterhaltung ab. Das riesige, panoptische Gebäude stand auf einem mehrere Hektar großen Gelände ohne einen Baum oder einen Ort, an dem man sich verstecken konnte. Ein perfektes Beispiel für sowjetische Architektur. Seit dem Sturz der Taliban hatten die Amerikaner es übernommen, den Bau zu modernisieren, etwa mit der Installation von Video- und Infrarotkameras. Bewaffnete Soldaten lungerten auf den Ladeflächen mehrerer alter Lastwagen herum, die in der Nähe des Tores standen. Pick-ups mit einem darauf montierten Duschka-Maschinengewehr blockierten den Zugang.
    »Geh du hin, mich kennen hier zu viele«, sagte Osama zu Gulbudin.
    Sein Assistent gehorchte, ein paar ihrer Männer begleiteten ihn. Vor dem Gefängnistor entspann sich ein lebhafter Dialog zwischen Gulbudin und einem Wachposten in schmutziger Uniform. Schließlich kam der Assistent zurück, ein Blatt Papier in Händen.
    »Sie müssen das da unterschreiben, Chef.«
    Osama unterzeichnete. Kurz darauf trat Gulbudin mit einem Mann auf ihn zu, der einen zerrissenen
Shalwar qameez
trug. Er hielt die Hände, die in Handschellen steckten, auf demRücken. Dass er sich plötzlich in Freiheit befand, schien ihn zu erstaunen. Auf der Stelle umringten ihn Osamas Assistenten, um jegliche Fluchtmöglichkeit zu unterbinden. Babrak ließ ihn zu Osama ins Auto einsteigen und setzte sich selbst neben ihn auf die Rückbank.
    »Bist du Bismullah Tikrini?«, fragte Osama knapp.
    »Ja.«
    »Weißt du, weshalb du rausgelassen wurdest?«
    »Nein, man hat mir nichts gesagt.«
    »Du musst zwei Tresore für mich öffnen. Angeblich bist du Spezialist auf dem Gebiet, ist das wahr?«
    »Ja«, bestätigte der Mann mit einem Nicken.
    »Kannst du auch einen europäischen Safe öffnen, einen Hartmann?«
    »Dazu brauche ich mein Werkzeug. Das habe ich zu Hause.«
    »Du hast Einbrecherwerkzeug bei dir zu Hause?«
    »Das habe ich mitgebracht, als ich Italien verlassen musste. Es ist wertvolles Werkzeug, und ich dachte, ich könnte es hier teurer verkaufen.«
    »Gut, dann holen wir es bei dir.«
    Der Häftling bewohnte ein winziges Häuschen im Osten Kabuls. Vier Polizisten, Osama selbst und seine beiden Assistenten begleiteten ihn, damit er nicht etwa versuchte, zu fliehen oder sich eine Waffe zu besorgen. Er förderte zwei Delsey-Koffer zutage, die sie mit ihm gemeinsam zum Jeep trugen und einluden.
    »Wo hast du

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