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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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tanzen lassen.
    Neunzehn Kriegsschiffe und über dreitausend Mann, Soldaten und Technisches Personal. »Mein«, sagte er probeweise. »Alles meins.« Die Worte brachten ihm aber kein richtiges Gefühl von Triumph. Er kam sich eher wie eine Zielscheibe vor.
    Erstens war es nicht richtig. Die tatsächliche Besitzverteilung dieser Schiffe, die mit Ausrüstung und Mannschaften, ein Kapital von mehreren Millionen betanischer Dollar darstellten, war ungemein kompliziert. Vier Tage lang hatten die harten Verhandlungen gedauert, um die ›Details‹ auszuarbeiten, die er auf dem Dock so locker erwähnt hatte. Es gab acht unabhängige Kapitän-Eigner, zusätzlich zu den acht Schiffen, die Osers persönlicher Besitz waren. Mindestens zehn Prozent ›seiner‹ Flotte gehörte der First Bank von Jackson’s Whole, wie sich herausstellte, und diese Bank war für ihre Nummernkonten und ihre Diskretion berühmt. Wenn Miles sich nicht täuschte, trug er jetzt zum Unterhalt von Spielhöllengangstern, Industriespionage und dem weißen Sklavenhandel von einem Ende des Wurmlochknotens zum anderen bei. Wie es aussah, war er weniger der Besitzer der Dendarii Söldnerflotte als ihr Hauptangestellter.
    Durch Miles’ Eroberung der Ariel und der Triumph durch einen Angriff, war es besonders schwierig festzulegen, wem die beiden Schiffe nun eigentlich gehörten. Tung war vorher klarer Besitzer gewesen, aber Auson war mit der Ariel bei einer anderen Bank in Jackson’s Whole bis über beide Ohren verschuldet. Als Oser noch für die Pelier arbeitete, hatte er nach der Kaperung der Schiffe alle Zahlungen eingestellt und der – wie hieß der Laden? – der Luigi Bharaputra and Sons Household Finance and Holding Company in Jackson’s Whole – überlassen, die Versicherung zu kassieren, falls es eine gab. Auson war sehr blass geworden, als er hörte, dass ein Agent dieser Firma bald kommen würde, um die fraglichen Fälle zu untersuchen.
    Allein die Inventarisierung brachte Miles halb um den Verstand. Als es aber um die verschiedenen Anstellungsvorträge des Personals ging, wäre sein Magengeschwür sofort wieder aufgebrochen, wenn das noch möglich gewesen wäre. Ehe Oser dazustieß, hatte den Dendarii aus dem Vertrag mit den Felicianern ein hübscher Profit gewinkt. Jetzt musste der Gewinn für zweihundert Leute gestreckt werden, um dreitausend zu unterhalten.
    Oder mehr als dreitausend. Die Dendarii vermehrten sich wie die Karnickel. Gerade gestern war wieder ein freies Schiff durchs Wurmloch gekommen. Weiß Gott, durch welche Gerüchteküche es die Information bekommen hatte. Außerdem trafen mit jedem Schiff vom Planeten Felice begeisterte neue Rekruten ein. Die Metallveredelungsanlage hatte den regulären Betrieb wieder aufgenommen, als die Felicianer die Kontrolle übernahmen und nun Einrichtungen der Pelier im ganzen System zugrunde richteten.
    Man sprach davon, wieder bei den Felicianern anzuheuern, um das Wurmloch jetzt wieder zu blockieren. »Wenn man gewinnt, soll man aufhören!« Dieser Spruch fiel Miles jedes Mal ein, wenn dieses Thema zur Sprache kam. Am liebsten würde er sich ganz schnell aus dem Staub machen, ehe hier das ganze Kartenhaus einstürzte. Er sollte Realität und Phantasie in seinem Kopf streng getrennt halten, auch wenn er sie in Gesprächen mit anderen meist vermengte.
    Auf der Laufplanke unten flüsterten Stimmen. Durch einen Zufall in der Akustik des Baus konnte er es deutlich hören. Elenas Altstimme riss ihn aus seinen Träumen.
    »Du brauchst ihn nicht zu fragen. Wir sind nicht auf Barrayar, und wir kehren nie nach Barrayar zurück!«
    »Aber es wäre, als würden wir ein kleines Stück Barrayar mitnehmen«, sagte Baz leise und so sanft, wie Miles ihn noch nie hatte sprechen hören. »Ein Luftzug aus der Heimat in luftlosen Orten. Gott weiß, dass ich dir nicht viel von dem bieten kann, was dein Vater ›richtig und ordentlich‹ für dich wollte; aber das Wenige, das ich besitze, ist dein.«
    »Hm.« Elenas Antwort klang nicht gerade begeistert, eher ablehnend. Jede Erwähnung Botharis schien sie wie ein Hammerschlag zu treffen, doch ohne eine Reaktion bei ihr hervorzurufen. Es war, als schlüge man auf totes Fleisch.
    Dann erschienen sie oben. Baz dicht hinter Elena. Er lächelte seinen Lehnsherrn mit scheuem Triumph an. Elena lächelte auch, aber nicht mit den Augen.
    »Tiefe Meditation?«, fragte sie. »Für mich sieht es eher aus, als starrtest du aus dem Fenster und kautest an deinen

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