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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wussten die ganze Zeit, was er war, und haben ihn doch beschützt. Was sind sie denn dann?«
    »Der Sergeant hat nichts Schlechtes getan, bis … Verstehst du nicht? Du solltest der Beweis seiner Reue sein.«
    »Was? Ein Opfer für seine Sünden? Soll ich mich zu einer perfekten Barrayaranerin verwandeln? Durch einen Zauberspruch die Absolution herbeiführen? Ich könnte mein ganzes Leben an diesem Zauber arbeiten und das Ziel doch nie erreichen, verdammt!«
    »Nicht das Opfer, vielleicht der Altar«, versuchte er sie zu überzeugen.
    »Pah!« Wie eine Leopardin an kurzer Kette lief sie hin und her. Ihre emotionalen Wunden schienen sich vor seinen Augen zu öffnen und zu bluten. Wie gern hätte er sie verbunden.
    »Sieh doch!« Er machte noch einen verzweifelten Versuch, da er selbst von der Richtigkeit seiner Meinung überzeugt war. »Bei mir bist du besser aufgehoben. Wir tragen ihn in uns. Du kannst von ihm ebensowenig davonlaufen wie ich. Wohin du auch fährst, er ist der Kompass. Er wird immer die Brille sein, durch die du alle neuen Dinge siehst. Ich habe auch einen Vater, der ständig in mir spukt. Ich weiß, wie es ist.«
    Sie war tief betroffen und zitterte. »Mir wird ganz schlecht, wenn ich höre, was du sagst«, erklärte sie schließlich.
    Als Elena wegging, tauchte Ivan Vorpatril auf der Laufplanke auf. »Ach, hier steckst du, Miles.«
    Ivan machte einen großen Bogen um Elena und hielt unbewusst schützend die Hände vor sich. Elena verzog höhnisch den Mund und grüßte höflich von oben herab. Er lächelte nervös zurück. Und ich wollte sie heldenhaft vor Ivans Annäherungsversuchen beschützen, dachte Miles traurig.
    Ivan ließ sich seufzend neben Miles nieder. »Hast du schon irgend etwas von Captain Dimir gehört?«
    »Kein Wort. Bist du sicher, dass sie nach Tau Verde kommen sollten und nicht plötzlich einen Befehl erhielten, woanders hinzufliegen? Ich verstehe nicht, wie ein Schnellkurier zwei Wochen Verspätung haben kann.«
    »Ach Gott«, sagte Ivan. »Hältst du das für möglich? Dann bekomme ich verdammte Schwierigkeiten …«
    »Nun mal langsam«, beruhigte Miles ihn. »Euer ursprünglicher Befehl lautete doch, mich zu finden. Und bis jetzt scheinst du der einzige zu sein, dem es gelungen ist, diesen Befehl auszuführen. Erwähne das, wenn du Vater bittest, dir aus der Patsche zu helfen.«
    »Ha!«, meinte sein Vetter. »Was nützt es, in einem System mit erblicher Macht zu leben, wenn man nicht ab und zu einmal ein bisschen Vetternwirtschaft benutzt? Miles, dein Vater würde das aber für niemanden tun.«
    Er betrachtete die Dendarii-Flotte und fügte hinzu: »Wirklich beeindruckend, weißt du das?«
    Aber Miles wurde dadurch auch nicht fröhlicher. »Findest du?« Dann sagte er boshaft: »Willst du nicht eintreten? Zur Zeit scheint das hier doch absolut Mode zu sein.«
    Ivan lachte. »Nein, danke. Ich habe keine Lust, wegen des Kaisers eine Diät zu machen. Du weißt doch – Vorloupulous’ Gesetz.«
    Auf einen Schlag war Miles todernst. Auch Ivan war das Lachen vergangen. Stumm blickten sie sich an.
    »O Mist!«, sagte Miles schließlich. »Vorloupulous’ Gesetz! Daran habe ich überhaupt nie gedacht!«
    »Aber niemand kann das hier als das Aufstellen einer Privatarmee auslegen«, versicherte ihm Ivan lahm. »Du bist doch nicht für Kost und Logis verantwortlich. Und es hat doch keiner dir einen Lehnseid geschworen – oder?«
    »Nur Baz und Arde«, antwortete Miles. »Ich weiß nicht, wie das Barrayaranische Gesetz einen Vertrag mit Söldnern auslegt. Der gilt schließlich nicht lebenslänglich – es sei denn, der Mann stirbt …«
    »Wer ist dieser Baz überhaupt?«, fragte Ivan. »Er scheint deine rechte Hand zu sein.«
    »Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Er war Ingenieur in der Kaiserlichen Armee, ehe er …« – Miles schluckte kurz – »den Dienst quittierte.« Miles versuchte zu erahnen, welche Gesetze es gab, wenn man einem Deserteur Unterschlupf bot. Ursprünglich hatte er sich ja auch nicht dabei erwischen lassen wollen. Jetzt kam ihm der nebulöse Plan, mit Baz nach Hause zurückzukehren und seinen Vater zu bitten, für Baz irgendeine Art Pardon zu erreichen, ebenso töricht vor, wie wenn ein Mann, der aus einem Flugzeug fällt, Pläne macht, auf der flauschigen Wolke zu landen, die unter ihm dahinhuscht.
    Miles schaute Ivan an. Dann starrte er Ivan an. Dieser blickte ganz unschuldig und offen zurück. Miles beschlich ein ungutes Gefühl.
    »Weißt du«, sagte

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