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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Fingernägeln.«
    Miles richtete sich auf, wodurch die Couch etwas verrutschte. »Eigentlich hatte ich den Wachen befohlen, Touristen fernzuhalten, damit ich ein Nickerchen machen kann.«
    Baz lächelte Miles an. »Mylord, da keine anderen Verwandten hier sind, bist du jetzt Elenas gesetzmäßiger Vormund, wenn ich es richtig verstehe.«
    »Ach ja? Stimmt. Ehrlich gesagt, habe ich bisher noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken.« Miles beunruhigte die Wendung dieses Gesprächs. Er war nicht sicher, was als nächstes kommen würde.
    »Jawohl. Dann bitte ich dich, als ihren Lehnsherrn und Vormund, offiziell um ihre Hand – vom Rest ganz zu schweigen.« Dabei lächelte er so albern, dass Miles ihm am liebsten alle Zähne eingeschlagen hätte.
    »Ach ja, und da du auch mein Lehnsherr bist, erbitte ich deine Einwilligung zu heiraten … hm … ›auf dass auch meine Söhne dir stets treu dienen werden, Lord‹.« Baz’ leicht verkürzte Version der offiziellen Formel war im Kern korrekt.
    Du wirst keine Söhne haben, weil ich dir die Eier abschneide, du hinterlistiger Wolf im Schafspelz, du … Miles gewann die Kontrolle über sich zurück, ehe seine Gefühle sich durch mehr als nur ein gezwungenes Lächeln zeigten. »Ich verstehe. Da sind aber ein paar Schwierigkeiten.« Er rief logische Argumente als Schutzwall zu Hilfe. Es schmerzte, in die ehrlichen, dunklen Augen dieser beiden Menschen zu blicken.
    »Elena ist natürlich noch sehr jung …« Nein, diese Linie gab er auf, als er sah, wie ihre Augen wütend aufblitzten.
    »Das Problem ist, dass ich Sergeant Bothari mein Wort gab, im Fall seines Todes ihm drei Dienste zu erweisen: Ihn auf Barrayar zu beerdigen, dafür zu sorgen, dass Elena unter Wahrung aller Anstandsregeln verlobt wird und – ja, dass sie einen geeigneten Offizier aus der Barrayaranischen Kaiserlichen Armee heiratet. Wollt ihr, dass ich mein Wort breche?«
    Baz schaute Miles so verblüfft an, als hätte dieser ihn getreten. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und machte ihn wieder auf. »Aber – ich bin doch durch meinen Eid dein Lehnsmann, ein Krieger? Das ist auf alle Fälle so viel wie ein Kaiserlicher Offizier. Zum Teufel! Der Sergeant war selbst nur ein Krieger! Habe ich dir Grund gegeben, mit meinen Diensten unzufrieden zu sein? Sag mir, wo ich Fehler gemacht habe, damit ich sie abstelle, Mylord!« Die Verblüffung hatte sich in echte Verzweiflung verwandelt.
    »Du hast mich nicht enttäuscht.« Miles’ Gewissen hatte diese Worte aus ihm herausgepresst. »Natürlich dienst du mir erst seit ein paar Monaten, obwohl so viel passiert ist, dass es mir viel länger vorkommt …«
    Miles fühlte sich schlimmer als ein Krüppel. Elenas wütende Blicke hatten ihm die Beine an den Knien abgetrennt. Wie viel kleiner konnte er in ihren Augen noch werden? »Das kommt alles sehr überraschend …«
    »Wie kannst du es wagen!« Elenas Stimme traf ihn wie ein Steinschlag. »Was schuldest du – was schuldet irgendjemand – diesem?«, fragte sie. Miles wusste, dass sie Sergeant Bothari meinte. »Ich war nicht seine Leibeigene und bin auch nicht deine. Du Hund!«
    Baz packte Elenas Arm, um sie daran zu hindern, sich auf Miles zu stürzen. »Elena, vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Später wäre es vielleicht besser.« Dann sah er Miles’ versteinertes Gesicht und wich verwirrt zurück.
    »Baz, du nimmst doch diesen Unsinn nicht etwa ernst!«
    »Komm, Elena. Lass uns woanders darüber sprechen.«
    Sie zwang sich, wieder mit normalem Tonfall zu reden. »Warte unten bei der Laufplanke auf mich. Ich bin in einer Minute dort.«
    Miles bedeutete Baz mit einem Nicken auch, zu gehen.
    »Naja …« Der Ingenieur ging langsam und blickte mehrmals besorgt zurück.
    In stummer Übereinstimmung warteten Miles und Elena bis sie seine Schritte nicht mehr hörten. Dann schaute sie Miles an, nicht mehr wütend, sondern flehend.
    »Verstehst du denn nicht, Miles? Das ist meine Chance, alles hinter mir zu lassen und woanders neu, frisch und sauber zu beginnen – und so weit weg wie möglich.«
    Miles schüttelte den Kopf. Er wäre auf die Knie gefallen, wenn er gedacht hätte, es würde helfen. »Wie kann ich dich aufgeben? Du bist die Berge, der See, die Erinnerungen – du verkörperst sie und hast sie mit mir geteilt. Wenn du bei mir bist, bin ich zu Hause, ganz gleich, wo ich bin.«
    »Wäre Barrayar mein rechter Arm, würde ich ihn mit einem Plasmabogen abbrennen. Dein Vater und deine Mutter

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