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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die fünfzig.«
    Beide blickten hinaus ins All.
    Nach einer Weile sagte Ivan: »Gott, ich hoffe, dass Dimir nicht den Befehl bekam, nach Hause zurückzukehren oder an einen anderen Zielort zu fahren, als ich mich verdrückt hatte. Dann wäre ich schon drei Wochen unerlaubt von der Truppe entfernt. So viel Platz ist gar nicht auf meiner Personalakte, um alle Minuspunkte einzutragen. Zum Glück haben sie die alten Bestrafungsparaden abgeschafft.«
    »Du warst dabei, als Dimir seine Befehle erhielt und bist nicht geblieben, um zu erfahren, wie sie lauteten?«, fragte Miles erstaunt.
    »Es war schlimmer als Zähneziehen, von ihm den Pass zu bekommen. Da wollte ich nichts riskieren. Und da war doch dieses Mädchen … jetzt wünschte ich, dass ich meinen Piepser eingesteckt hätte.«
    »Du hast deine Kommunikationsverbindung zurückgelassen?«
    »Na, ich habe dir doch von diesem Mädchen erzählt. Ich wollte den Piepser ja noch holen, aber da hat er gerade die Sachen aufgemacht, und ich wollte nicht riskieren, dass er mich zurückpfeift.«
    Miles schüttelte nur den Kopf. »Kannst du dich an irgend etwas erinnern, das bei den Befehlen ungewöhnlich war?«
    »Na klar. Es war ein verdammt dickes Paket. Außerdem wurde es von einem Kurier des Kaiserlichen Haushalts in voller Livrée gebracht. Mal sehen: Da waren vier Datendisketten. Eine grün für die Abwehr, zwei rote für den Geheimdienst und eine blaue für den Leiter der Operation. Und noch ein Pergament.« Zum Glück hatte Ivan das gute Gedächtnis der Familie. Wie musste es sein, wenn man sich an fast alles erinnerte; aber sich nie die Mühe machte, es irgendwie einzuordnen? Ja, es musste so sein, wie wenn man in Ivans Zimmer wohnte.
    »Pergament?«, fragte er. »Pergament?«
    »Ja, ich fand das auch irgendwie ungewöhnlich.«
    »Hast du eine Ahnung, wie verdammt …« Miles presste die Handballen gegen die Schläfen, um Ruhe und Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Ivan war nicht nur selbst ein Idiot, er verbreitete auch eine telepathische Müllhalde, durch die in seiner Umgebung alle zu Idioten wurden. Das musste er unbedingt dem Geheimdienst Barrayars melden. Man würde seinen Vetter zur neuesten Geheimwaffe machen – falls jemand noch einen klaren Gedanken fassen konnte, der ihm zu nahe gekommen war … »Ivan, es werden heutzutage nur noch drei Dinge auf Pergament geschrieben: Kaiserliche Erlasse, die Originale des offiziellen Erlasses des Rats der Grafen und des Rats der Minister und gewisse Befehle des Rats der Grafen an ihre eigenen Mitglieder.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Als Erbe meines Vaters bin ich ein Kadettenmitglied dieses Rats.«
    »Herzliches Beileid«, sagte Ivan und schaute wieder aus dem Fenster. »Was meinst du? Welches Schiff da draußen ist schneller: der Illyricanische Kreuzer oder …«
    »Ivan, ich verfüge über telepathische Fähigkeiten«, erklärte Miles plötzlich. »Ich kann dir sogar sagen, welche Farbe das Band an dem Pergament hatte, ohne dass ich es gesehen habe.«
    »Ich weiß, welche Farbe es war«, erklärte Ivan ärgerlich. »Es war …«
    »Schwarz«, unterbrach Miles ihn. »Schwarz! Du Idiot! Und da ist dir nie die Idee gekommen, mir das zu sagen?«
    »Hör mal, ich muss mir schon genug von meiner Mutter und deinem Vater anhören, wie schwachsinnig ich bin. Von dir muss ich mir das nicht auch noch gefallen lassen.« Ivan machte eine Pause. »Und wieso hast du das gewusst?«
    »Ich kenne die Farbe, weil ich den Inhalt kenne«, antwortete Miles. Er stand auf und lief auf und ab. »Und du würdest ihn auch kennen, wenn du nur einmal deinen Verstand benutzt hättest. Ich habe einen Witz für dich: Was ist weiß, stammt vom Rücken eines Schafs, wird mit einer schwarzen Schleife zugebunden, tausend Lichtjahre weit weggeschickt und kommt nie wieder?«
    »Wenn du das für einen Witz hältst, bist du auch nicht ganz dicht.«
    »Der Tod«, flüsterte Miles. Ivan zuckte zusammen. »Verrat. Bürgerkrieg. Sabotage. Sicher auch Mord. Böses …«
    »Du hast nicht noch etwas von dem Beruhigungsmittel bekommen, auf das du allergisch reagierst, oder?«, fragte Ivan.
    Miles lief jetzt hektisch auf und ab. Der Wunsch, Ivan zu packen und zu schütteln, damit vielleicht doch alles, was an Information in diesem Kopf herumschwirrte, sich sammeln und zu einem vernünftigen Gedankengang führen könnte, wurde fast übermächtig.
    »Wenn die Necklin Stangen an Dimirs Kurierschiff während des Aufenthalts in der Kolonie Beta durch Sabotage

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