Das Kadett
an.
Vor dem nächsten Gespräch hatte er noch mehr Herzklopfen als vor dem letzten. Aber es musste sein. Er fand Elena Visconti bei der Arbeit am elektronischen Mikroskoptisch in der Werkstatt der Triumph. Sie runzelte die Stirn, als Miles ihr bedeutete, dass er mit ihr sprechen wolle. Doch dann überließ sie die Arbeit ihrem Assistenten und kam langsam zu ihm. »Sir?«
»Rekrutin Visconti, Ma’am. Können wir einen kleinen Spaziergang machen?«
»Wozu?«
»Nur um zu reden.«
»Ich glaube, ich weiß, worum es geht. Sie können sich Ihren Atem sparen. Ich kann nicht zu ihr gehen.«
»Mir ist es ebenso unangenehm, darüber zu sprechen, wie Ihnen, aber es geht um eine Verpflichtung, der ich mich nicht entziehen kann.«
»Ich habe achtzehn Jahre lang versucht, zu verarbeiten, was damals auf Escobar geschah. Muss ich jetzt alles noch einmal durchmachen?«
»Es ist das letzte Mal. Ich verspreche es. Morgen reise ich ab. Die Dendarii Flotte wird bald folgen. Alle Leute, die Kurzzeitverträge, wie Sie, haben, werden an der Dalton Station abgesetzt. Von dort aus können Sie ein Schiff nach Tau Ceti oder wohin auch immer bekommen. Ich nehme an, Sie möchten nach Hause.«
Zögernd ging sie neben ihm her. »Ja, mein Arbeitgeber wird zweifellos erstaunt sein, wie viel Lohn er mir noch schuldet.«
»Auch ich schulde Ihnen etwas. Baz hat mir berichtet, wie hervorragend Sie bei der Mission gearbeitet haben.«
Sie zuckte die Achseln. »Reine Routinearbeit.«
»Er meinte nicht Ihre technische Arbeit. Auf keinen Fall wollte ich Elena – meine Elena – einfach so in der Luft hängen lassen. Verstehen Sie? Sie sollte etwas haben, um das zu ersetzen, was ihr genommen wurde. Ein kleines Trostpflaster.«
»Sie hat doch nur eine Illusion verloren. Und glauben Sie mir, Admiral Naismith, oder wer immer Sie sind, das einzige, was ich ihr geben könnte, wäre nur wieder eine Illusion. Vielleicht, wenn sie ihm nicht so ähnlich sähe … Wie dem auch sei! Ich will auf keinen Fall, dass sie mir dauernd nachläuft oder vor meiner Tür steht.«
»Was immer Sergeant Bothari auch verbrochen hat – sie ist ganz und gar unschuldig.«
Elena Visconti rieb sich müde die Stirn. »Ich bestreite gar nicht, dass sie recht haben; aber ich kann nicht! Für mich strahlt sie einen Alptraum aus.« Miles kaute nachdenklich auf der Lippe. Sie verließen die Triumph durch die Anschlussröhre und gingen über die verlassene Dockanlage. Nur einige Techniker arbeiteten dort.
»Eine Illusion …«, murmelte er. »Mit einer Illusion kann man sehr lang leben, vielleicht sogar ein ganzes Leben lang, wenn man Glück hat. Wäre es so schwierig, nur ein paar Tage vielleicht nur ein paar Minuten – ihr etwas vorzuspielen? Ich muss sowieso einen tiefen Griff in die Kasse der Dendarii tun, um für ein totes Schiff und ein neues Gesicht für eine junge Frau zu bezahlen. Ich würde Ihnen eine großzügige Entschädigung bieten.«
Er bedauerte seine Worte sofort, denn sie blickte ihn voll Verachtung an. Doch dann wurde ihr Blick nachdenklich.
»Das Mädchen liegt Ihnen wirklich sehr am Herzen.«
»Ja.«
»Ich dachte, sie hätte etwas mit dem Chefingenieur.«
»Das ist mir recht.«
»Verzeihung, aber das kapiere ich nicht.«
»Sie könnte in Todesgefahr geraten, wenn sie bei mir bliebe, wenn ich zurückkehre. Daher ist es mir lieber, wenn sie in die entgegengesetzte Richtung abreist.« Beim nächsten Dock herrschte reger Betrieb. Ein felicianischer Frachter wurde mit veredeltem Metall beladen, das für die felicianische Kriegsindustrie wichtig war. Miles und Elena Visconti suchten sich einen stilleren Ort. Miles presste das bunte Tuch in seiner Tasche.
»Wissen Sie eigentlich, dass er von Ihnen auch achtzehn Jahre lang geträumt hat«, sagte er plötzlich. Eigentlich hatte er das nicht sagen wollen. »Er hatte diese Phantasievorstellung, dass Sie seine Frau seien, immer in allen Ehren gehalten. Er hielt daran so fest, dass er zum Schluss wirklich glaubte, dies sei die Wahrheit. Daher war es auch für Elena so wahr. Halluzinationen kann man nicht berühren, aber Halluzinationen können einen berühren.«
Elena Visconti wurde blass und lehnte sich an die Wand. Miles holte das Tuch aus der Tasche und drehte es zwischen den Fingern. Er hatte die verrückte Idee, es ihr zu schenken, aber wofür – für ein Becken?
»Es tut mir leid«, sagte sie schließlich, »aber der Gedanke, dass er mich in seiner verdrehten Phantasie die ganzen Jahre über
Weitere Kostenlose Bücher