Das Kadett
meine Söhne Euch ebenfalls dienen werden.«
Miles legte den Kopf schief und grinste. »Hervorragend. Wir haben offensichtlich alle die selben Vid-Dramen gesehen. O gewiss, Krieger. Mögen sie mir alle so treu dienen wie du. Ich werde die Heiratsvermittlerin eilends rufen.«
Dann band er sich das Tuch um, stützte sich auf einen nicht vorhandenen Stock und humpelte zu Elena hinüber. Mit Falsettstimme wisperte er mit ihr. Dann nahm er das Tuch ab und wurde wieder zum Lehnsherrn und Vormund Elenas. Er befragte die Kupplerin eingehend nach der Eignung des Bräutigams, den sie vertrat. Ihn interessierte vor allem, ob sie persönlich dafür garantieren könne, dass der Bräutigam Aussichten auf weitere feste Anstellung bei seinem Lehnsherrn habe und wie es mit der Körperhygiene bestellt sei, vor allem ob er Läuse habe.
Endlich humpelte die Heiratsvermittlerin ein letztes Mal zu Elena und besiegelte den Handel. Baz lachte so, dass ihm die Tränen in den Augen standen, und auch Elenas Lächeln war bis in die Augen gedrungen.
Nach Abschluss dieser Clownsvorstellung holte sich Miles einen Stuhl und setzte sich.
»Uff! Kein Wunder, dass dieser Brauch ausstirbt. Das ist verdammt anstrengend.«
Elena lächelte. »Ich hatte immer schon den Eindruck, dass du versucht hast, drei Personen zu sein. Vielleicht hast du jetzt deine wahre Berufung entdeckt.«
»Was? Ein-Mann-Shows? Davon hatte ich in letzter Zeit genügend.« Miles wurde wieder ernst. »Wie dem auch sei – ihr seid jetzt offiziell und ordnungsgemäß verlobt. Wann wollt ihr eure Heirat registrieren lassen?«
»Bald«, antwortete Baz.
»Ich weiß nicht«, sagte Elena.
»Was haltet ihr von heute Abend?«
»Ja – aber …«, stammelte Baz und schaute Elena an. »Elena, geht das denn?«
»Ich …« Sie blickte Miles an. »Warum, Mylord?«
»Weil ich auf eurer Hochzeit tanzen und euer Bett mit Hafergrütze füllen möchte, falls es so etwas in dieser hinterwäldlerischen Raumstation gibt. Sonst müsst ihr mit Kies zufrieden sein. Davon gibt es jede Menge. Ich fahre morgen ab.«
»Was?«, rief Baz.
»Warum?«, fragte Elena leise erschrocken.
»Ich habe einige dringende Verpflichtungen.«
Miles hob die Schultern. »Ich muss Tav Calhoun bezahlen und … und den Sergeant beerdigen.« Vielleicht ist meine eigene Beerdigung die nächste …
»Das musst du doch aber nicht persönlich erledigen«, protestierte Elena. »Kannst du nicht Calhoun einen Scheck schicken und den Sarg dem nächsten Schiff mitgeben? Warum gehst du zurück? Was erwartet dich dort?«
»Die Dendarii Söldner können ohne dich unmöglich auskommen«, erklärte Baz.
»Ich erwarte, dass alles hervorragend klappen wird, da ich dich, Baz, zu ihrem Kommandanten ernenne und dich, Elena, zum Verwaltungsoffizier – und Kadetten. Commodore Tung wird Stabschef. Das verstehst du doch, Baz, oder? Ich vertraue dir und Tung Elenas Ausbildung an und erwarte, dass sie die bestmögliche bekommt.«
»Ich … ich …« Der Ingenieur konnte es gar nicht fassen.
»Mylord, die Ehre … ich kann nicht …«
»Du wirst feststellen, dass du es kannst, weil du musst! Außerdem sollte eine Lady eine ihr angemessene Aussteuer haben. Schließlich musst du sie standesgemäß unterhalten. Und außerdem arbeitest du ja im Prinzip immer noch für mich.«
Baz sah erleichtert aus. »Ach so, du kommst wieder. Ich dachte schon – alles klar. Und wann kommst du zurück, Mylord?«
»Ich erwische euch schon irgendwo«, antwortete Miles ausweichend. Vielleicht nie …
»Da ist noch ein Punkt: Ich möchte, dass ihr den Raum Tau Verde verlasst. Fahrt irgendwohin, aber entgegengesetzt zu Barrayar. Such dir dort Arbeit, aber reise bald ab. Die Dendarii Söldner hatten genug von diesem Dideldum-Dideldei-Krieg. Es ist schlecht für die Moral der Truppe, wenn sie kaum noch weiß, für welche Seite sie diese Woche gerade kämpft. Dein nächster Vertrag sollte klare Ziele haben, damit du aus diesem bunten Haufen eine einheitliche Truppe schmieden kannst, die unter deinem Kommando steht. Bloß nicht länger diese Komitee-Kriegsführung! Die Schwächen haben wir klar gesehen. Ich bin sicher …« Miles erteilte noch so viele Anweisungen und Ratschläge, dass er sich selbst wie ein Bonsai Polonius vorkam. Er konnte unmöglich alles voraussehen. Wenn der Zeitpunkt des Sprungs da war, musste man springen. Es spielte auch keine Rolle, ob man die Augen offen oder geschlossen hatte oder ob man die ganze Zeit über brüllte. Man kam unten
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