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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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betatscht hat, macht mich krank.«
    »Er war immer etwas schwierig …«, begann Miles, schwieg aber wieder. Frustriert lief er zwei Schritte vor und zwei zurück. Plötzlich kniete er sich vor Elena hin.
    »Ma’am, Konstantine Bothari schickt mich, um Sie um Verzeihung zu bitten, für alles, was er Ihnen angetan hat. Beharren Sie auf Ihrer Rache, wenn Sie wollen das ist Ihr gutes Recht – aber geben Sie mir wenigstens ein kleines Pfand, das ich bei seinem Totenopfer für ihn verbrennen kann. Ich tue dies als Vermittler mit dem Recht seines Lehnsherrn und seines Freundes, da er wie ein Vater mein ganzes Leben lang stets eine schützende Hand über mich hielt.«
    Elena Visconti stand wie in die Enge getrieben an der Wand. Miles kniete immer noch.
    »Verdammt! Langsam halte ich Sie auch für verrückt. Sie sind kein Betaner«, sagte sie. »Stehen Sie doch endlich auf! Was ist, wenn jemand vorbeikommt.«
    »Nicht, bevor Sie mir nicht ein Totenpfand gegeben haben«, erklärte Miles entschieden.
    »Was wollen Sie von mir? Was ist ein Totenpfand?«
    »Etwas von Ihnen, das man verbrennt, damit die Seele des Toten Frieden findet. Manchmal verbrennt man es für Verwandte oder auch für die Seelen getöteter Feinde, damit sie nicht zurückkommen und einen verfolgen. Eine Haarlocke reicht aus.« Er strich sich über eine kurz geschorene Stelle auf dem Kopf. »Das war für zweiundzwanzig tote Pelier letzten Monat.«
    »Das ist so ein Aberglauben, nicht wahr?«
    Er zuckte die Achseln. »Aberglauben, Brauch – ich hielt mich immer für einen Agnostiker. Erst seit kurzem bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass Menschen Seelen brauchen. Bitte, danach werde ich Sie nie mehr belästigen.«
    Sie seufzte. »Na schön … geben Sie mir schon den Dolch da. Aber stehen Sie endlich auf!«
    Miles stand auf und gab ihr den Dolch seines Großvaters. Sie schnitt eine kurze Locke ab. »Reicht das?«
    »Ja, sehr gut.« Das Haar fühlte sich kühl und seidenweich an. Er schloss die Finger darum. »Ich danke Ihnen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Verrückt …« Dann lächelte sie. »Und es beschwichtigt die Geister?«
    »Man sagt es jedenfalls«, antwortete Miles. »Ich werde es ordnungsgemäß opfern. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.« Er atmete tief durch. »Nun, da ich Ihnen mein Wort gegeben habe, werde ich Sie nicht mehr belästigen. Entschuldigen Sie mich, bitte, Ma’am. Wir haben beide viel Arbeit.«
    »Sir.« Sie gingen zurück auf die Triumph. Dann trennten sich ihre Wege. Die Escobarin blickte noch einmal über die Schulter zurück.
    »Du irrst dich, kleiner Mann«, sagte sie leise. »Ich glaube, du wirst mich noch ziemlich lange belästigen.«
     
    Als nächstes suchte Miles Arde Mayhew auf.
    »Ich fürchte, ich konnte dir nie so helfen, wie ich eigentlich vorhatte«, entschuldigte sich Miles. »Ich habe einen felicianischen Schiffseigner gefunden, der die RG 132 als innersystemaren Frachter kaufen will. Er bietet etwa zehn Cents für einen Dollar, aber es wäre bar auf die Hand. Ich dachte, wir könnten uns das Geld teilen.«
    »Zumindest könnte ich mich damit in Ehre zur Ruhe setzen«, meinte Mayhew. »Besser, als wenn Calhoun das Schiff ausschlachtet.«
    »Ich fahre morgen zurück nach Hause – via Kolonie Beta. Wenn du willst, kann ich dich absetzen.«
    Mayhew zuckte die Achseln. »Was soll ich auf Beta tun?« Dann blickte er Miles scharf an. »Was ist eigentlich mit diesem ganzen Lehnsmann Getue? Ich dachte, ich arbeite für dich.«
    »Ich … ich glaube nicht, dass du dich auf Barrayar wohlfühlen würdest«, antwortete Miles vorsichtig. Der Pilot durfte ihn auf keinen Fall nach Hause begleiten. Auch wenn er Betaner war, würde die barrayaranische Politik ihn erbarmungslos mit in den tödlichen Strudel hineinziehen, der seinem Lehnsherrn drohte. »Aber bei den Dendarii Söldnern könntest du eine prima Stellung haben. Welchen Rang hättest du gern?«
    »Ich bin kein Soldat.«
    »Du könntest dich umschulen lassen, etwa in Richtung Technik. Und sie brauchen mit Sicherheit Reservepiloten für Unterlichtflüge und die Gleiter.«
    Mayhew runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Einen Gleiter zu fliegen war immer so ein Notbehelf. Man musste es machen, um springen zu können. Ich weiß nicht, ob ich so eng mit Schiffen verbunden bleiben will. Das wäre, als stünde man hungrig vor einer Bäckerei und hätte keine Kreditkarte, um etwas zu kaufen.« Er wirkte sehr deprimiert.
    »Da wäre noch eine Möglichkeit.«
    Mayhew zog

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